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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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persönlich gerichteter Brief ohne Absender gekommen. Ein einzelnes kariertes Blatt, mit Druckschrift beschrieben:
    maresciallo gori,
    ermitteln sie gegen alvise innocenti. er ist ein schwein. er hat seine tochter von frühester jugend an sexuell missbraucht. er muss für seine vergehen bezahlen.
    ein florentiner bürger
    Gori und Surace reichten sich den Brief gegenseitig hin und her und studierten ihn aufmerksam.
    »Was denkst du darüber?«, fragte der Maresciallo.
    »Na ja, sexueller Missbrauch würde das schlechte Verhältnis zwischen Vater und Tochter erklären, sein merkwürdiges Benehmen und den Umstand, dass die Tochter von zu Hause ausgezogen ist, sobald sie konnte«, antwortete Domenico Surace.
    Gori nickte. »Und was glaubst du, wer dieser ›Florentiner Bürger‹ sein könnte?«
    Surace grinste. »Sara Genovese«, sagte er ohne Zögern.
    »Ziemlich wahrscheinlich«, stimmte Gori ihm zu. »Bring diesen Schrieb trotzdem zum Erkennungsdienst und lass ihn untersuchen. Vielleicht finden sie ja einen Abdruck.«
    »Wird sofort erledigt.«
    Es war an der Zeit, Alvise Innocenti die Stirn zu bieten und ihn zu vernehmen, und eventuell auch noch einmal Sara Genovese. Der Maresciallo hatte keine Angst vor Innocenti. Solche Leute kannte er zur Genüge, und er ließ sich weder von Luxusvillen noch von Butlern oder dicken Autos und demganzen mit kaum verhohlenem Stolz zur Schau gestellten Reichtum beeindrucken. Alvise Innocenti war es, dem unbehaglich zumute sein musste, der nervöse Unruhe, ja Furcht empfinden musste, genau wie der gemeinste Verbrecher im Moment seiner Verhaftung. In dieser prächtigen Villa im Grünen, die so harmonisch eingebettet war in die toskanische Hügellandschaft, verbarg sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Leiche im Keller, ein abstoßendes Geheimnis, eine schmutzige Geschichte zwischen Vater und Tochter. Sie musste ans Licht gebracht werden, ob sie nun in einem Zusammenhang mit dem Mord stand oder nicht.
    Ohne weitere Zeit zu verlieren, setzte der Maresciallo eine offizielle Vorladung auf und ließ diese per Streifenwagen Innocenti zustellen. Inzwischen hatte Gori grünes Licht von der Staatsanwaltschaft erhalten, nachdem er ihr, wie von Fiore verlangt, einen Vorbericht übermittelt hatte. Innocenti hatte am nächsten Tag, am Mittwoch, um zehn Uhr in der Station vorstellig zu werden, um als Zeuge vernommen zu werden. Seine Beziehung zu seiner Tochter musste ein für alle Mal geklärt werden, und falls nötig würde Gori ihm sehr präzise Fragen stellen, zum Beispiel wo er sich in der Nacht vom vierundzwanzigsten auf den fünfundzwanzigsten Juni aufgehalten hatte.
    Innocenti würde ebenso präzise Antworten geben und dafür ein stichhaltiges Alibi vorweisen müssen.
    Vielleicht war das der Faden, an dem man ziehen musste, um dieses verworrene Knäuel von einem Fall aufzulösen!

9 0
    Unterdessen hatte das DIGOS von der Telefongesellschaft die Gesprächsnachweise für die Zentrale der Nazione erhalten.
    Der anonyme Anruf war von einer öffentlichen Telefonzelle an der Piazza Libertà mit einer Telefonkarte zu fünf Euro getätigt worden. Bisher war es bei diesem einen Telefonat geblieben, aber die Telefongesellschaft würde die Karte laufend überwachen, um festzustellen, ob sie wieder benutzt wurde.
    Ferrara wollte sich gerade von Ciuffi über die Befragung der amerikanischen Studentin informieren lassen, als sein Apparat klingelte.
    Der Commissario erkannte die Stimme des Kollegen sofort. Es war Giuseppe Barba, der Leiter des DIGOS, ein großer, massiger Mann mit schläfrigen Augen und einer unverwechselbaren Stimme. Sie war zart und hell wie die eines jungen Mädchens.
    »Ich danke dir, Beppe. Hoffen wir, dass sie uns weitere Anrufe melden«, schloss er das kurze Gespräch ab. »Also?«, wandte er sich dann an Ciuffi.
    »Leider hat die Sache nichts mit unserem Fall zu tun«, begann dieser und erklärte, dass die Amerikanerin, ein siebzehnjähriges Mädchen, den Betreiber eines Lokals in der Via Guelfa angezeigt hatte. Die junge Frau hatte ziemlich viel getrunken gehabt, und der Mann hatte das ausgenutzt, um sie zu belästigen. Es war ihr gelungen, sich mit einem Tritt von ihm zu befreien und in die Toilette zu flüchten, wo sie andere Mädchen um Hilfe gebeten hatte. Der Mann war ein junger Florentiner, nicht vorbestraft und total überdreht von einem Mix aus Alkohol und Psychopharmaka.
    »Stimmt, Luigi, das kann nicht mit unserer Geschichte zusammenhängen. Wir sollten dringend noch

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