Schwarze Rosen
einmal mit dem Inhaftierten reden. Lass dir vom Staatsanwalt die Erlaubnis für eine Vernehmung im Gefängnis geben.«
»Werde ich gleich beantragen, Chef.«
»Hast du schon das Ergebnis des Paraffintestes?«
»Ja, hat mir das Labor gerade geschickt. Keine Schmauchspuren, nichts. Der Experte war sich da sehr sicher. Auch die neuerliche Durchsuchung des Hauses hat nichts ergeben. Keine Waffe, kein Handy, kein Geheimversteck.«
»Gut. Dann wird Boulam uns eben noch ein bisschen mehr erzählen müssen, vor allem die Wahrheit.«
Ciuffi schüttelte den Kopf. »Ich werde ihm Dampf machen, auch was das von Karina mitgehörte Gespräch angeht.«
Die Situation war, gelinde gesagt, kritisch.
Mehr denn je wurde dem Commissario bewusst, dass seine Dienststelle nicht ausreichend für die Untersuchung eines Falles mit satanistischem Hintergrund gerüstet war. Es fehlte an einer Aufstellung über die in der Region aktiven Gruppen und auch über die im Umland von Florenz verstreuten entwidmeten Kirchen. Die hundertzwanzig Mitarbeiter der Squadra Mobile, die gewiss nicht die Hände in den Schoß legten, genügten einfach nicht. Sie hatten noch andere Fälle aufzuklären, zusätzlich zu denen, die quasi das Alltagsgeschäft darstellten: Diebstähle, Drogenhandel, Geldwäsche …
Folglich war es notwendig, die Squadra zu verstärken und mehr Personal einzusetzen, mit dem Ziel, das Umland besser zu überwachen und weitere Verbrechen zu verhindern. Aber wie? Ferrara konnte seine Leute schlecht von den laufenden Ermittlungen abziehen. Die Idee, in Rom um Unterstützungzu bitten, hatte er verworfen, und so beschloss er, sich an die Kollegen vom Sondereinsatzkommando Reparto Mobile zu wenden. Das waren aufgeweckte, gut ausgebildete Jungs, die nur darauf brannten, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Das Reparto Mobile hatte seinen Sitz in einer Kaserne im Stadtteil Poggio Imperiale, in der Nähe der Piazzale Michelangelo, und bestand aus Polizisten, die auf Einsätze zum Schutz der öffentlichen Ordnung spezialisiert waren.
Ferrara sprach mit dem Polizeipräsidenten darüber, dem der Vorschlag gefiel.
Am Nachmittag wurden vier Einsatztrupps gebildet. Ihre Koordination oblag Ispettore Sergi. Das betreffende Gebiet wurde in Quadranten unterteilt, denen je ein Trupp mit genau definierten Aufgaben zugeteilt wurde. Es sollten die Personalien von Verdächtigen ermittelt werden, die aufgrund der örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten in den Focus der Polizei geraten waren; außerdem sollten abgelegene Gegenden, in denen sich entwidmete Kirchen befanden, kontrolliert und beobachtet werden, auch mit Nachtsichtgeräten.
Diese Operationsweise hatte der Commissario schon in den Achtzigerjahren angewandt, bei den Einsätzen im Aspromonte in Kalabrien, als es darum gegangen war, Lösegeld-Geiseln zu befreien und die Geiselnehmer zu fassen. Es war eine Arbeit, die viel Geduld erfordert, aber Früchte getragen hatte. Und noch heute, nach so vielen Jahren, erwies sich die detaillierte Karte, die damals angelegt worden war und die zum Beispiel auch die Schafställe der Hirten, Felsgrotten und natürliche Schluchten verzeichnete, als ein unverzichtbares Instrument bei polizeilichen Fahndungseinsätzen.
Die gleiche Vorgehensweise sollte es auch diesmal sein. Nur ein anderes Ziel.
Jetzt galt es, die Teufelsanbeter und ihre Stätten zu identifizieren.
91
Inzwischen war es später Nachmittag geworden.
Im Büro des Commissario ging endlich das lang erwartete Ergebnis der Funkzellenabfrage ein, eine Auflistung der Telefongespräche, die von der Via Sanminiatelli in Sesto Fiorentino aus geführt worden waren. Diese Straße wand sich von der Ortsmitte aus den Hügel hinauf und führte bis zu der Kapelle.
Venturi erläuterte die Daten im Einzelnen. »In den Abend- und Nachtstunden, einschließlich der vierundzwanzig Stunden vor dem Verbrechen, gab es nur wenige Telefonkontakte. Zwölf, um genau zu sein. Und es ist nur ein verdächtiger darunter, würde ich sagen, nämlich der um zwei Uhr elf. Das betreffende Mobiltelefon ist auf eine Filangeri, Beatrice registriert. Sehen Sie!« Er reichte Ferrara den Ausdruck.
Der Kontakt war von Venturi mit einem gelben Marker hervorgehoben worden.
Ferrara sah ihn sich an.
Der Name Beatrice Filangeri sagte ihm nichts, aber: »Zwei Telefonkarten, die auf dieselbe Person eingetragen sind!«
»Genau, Capo! Auch der angerufene Anschluss ist auf diesen Namen registriert: Beatrice Filangeri.«
»Ein sehr kurzes
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