Schwarze Rosen
wie ich eine Vorliebe für Leonardos Werke. Sehr gern würde ich mich weiter mit Ihnen über Kunst unterhalten, doch ich vermute, dass Sie aus einem anderen Grund gekommen sind. Gehen wir in mein Arbeitszimmer!«
Teresa und Rizzo folgten ihm in einen kleineren Raum voll englischer Stilmöbel, dessen Wände mit diversen Ölgemälden und einer Sammlung von Säbeln aus dem neunzehnten Jahrhundert dekoriert waren. Hinter dem Schreibtisch, auf dem eine schöne Schreibunterlage aus braunem Leder sowie zwei antike Tintenfässer aus Silber mit Glasstöpseln prangten, hing ein Gemälde der Madonna mit dem Kind. Darunter gab es einen Kamin mit einem Sims aus Carrara-Marmor, auf dem zwei feine Porzellanvasen standen.
Der Hausherr lud sie ein, sich zu setzen, während er sich in einem antiken geschnitzten Lehnstuhl aus Nussbaum mit spindelförmig gedrechselten Streben und Stützen niederließ.
Es klopfte verhalten an der Tür, dann trat Dario ein. »Ingegnere, Ihr Kaffee«, sagte er und stellte das Tablett auf einem Beistelltisch ab.
»Und für die Herrschaften?«
»Sie hatten keinen Wunsch.«
»Nun, was führt Sie zu mir?«, fragte Bartolotti, nachdem er seinen Espresso geschlürft und sich die Haare glatt gestrichen hatte.
»Wir wollten sehen, ob Sie uns vielleicht weiterhelfen können«, antwortete Rizzo mit einem kurzen Blick zu seiner Kollegin, die nickte. Beide taxierten ihr Gegenüber und versuchten, irgendeine Gefühlsregung, ein Zucken, zu erkennen, das seine Gedanken verriet.
»Ich wüsste nicht, wie. In den Zeitungen ist die Rede von satanistischen Riten, von magischen Zeichen … Ich kann das nicht glauben, ich finde es absurd, dass Leute sich tatsächlich mit so etwas abgeben.«
»Leider ist es so.«
»Die Welt scheint wirklich immer schlechter zu werden.«
»Seit wann ist diese Kapelle entwidmet?«
»Das geschah nach dem Brand, der sie zum großen Teil zerstört hat. Es war einmal unsere Familienkapelle. Mein Bruder und ich sind dort getauft worden.« Kein Gesichtsmuskel regte sich, als Bartolotti das sagte.
»Haben Sie eine Vorstellung, wer das Opfer sein könnte?«, fragte Teresa.
»Ich? Ich … ich habe keine Ahnung«, stammelte er. »Warum? Haben Sie denn die Frau immer noch nicht identifiziert?«
»Nein.«
Die beiden Kriminalbeamten wechselten einen Blick.
»Und von Ihren Angestellten haben Sie auch nichts erfahren?«, erkundigte sich Rizzo.
»Nein.«
»Sind sie vertrauenswürdig?«
»Absolut. Die meisten kenne ich seit vielen Jahren, und Pietro, der Verwalter, arbeitet schon immer für uns. Er hat den Platz seines Vaters, eines echten Faktotums, eingenommen.«
»Dürfte ich Sie um eine Liste Ihrer Angestellten mit allen persönlichen Daten bitten? Wir brauchen sie für die Routineüberprüfungen.«
»Kein Problem. Ich sage meiner Sekretärin Bescheid.« Er griff zum Telefon. »Die Liste ist in ein paar Minuten fertig«, erklärte er, nachdem er den Auftrag erteilt hatte.
»Danke.«
»Sie verdächtigen doch nicht etwa jemanden von meinen Leuten, Commissario, oder?«
»Nein, aber es gehört zu unserer Arbeit, so viel wie möglich zu verifizieren, besonders zu Beginn einer Untersuchung.«
»Verstehe. Doch nun müssen Sie mich leider entschuldigen, ich habe Termine.« Bartolotti stand auf.
Teresa und Rizzo folgten ihm zum Ausgang, wo sie noch ein paar Minuten warten mussten.
Schließlich kam Dario aus einem Nebengebäude gegenüber herbeigelaufen, in dem sich vermutlich das Büro befand.
»Diesen Umschlag schickt Ihnen die Sekretärin«, sagte er und gab ihn Bartolotti, der ihn sogleich an Rizzo weiterreichte, ohne hineinzusehen.
Die beiden Beamten bedankten sich bei dem Ingegnere, wünschten einen guten Tag und stiegen ins Auto.
Dort sahen sie sich an und sagten wie aus einem Mund: »›Haben Sie denn die Frau immer noch nicht identifiziert?‹«
»Francesco, woher weiß er, dass es sich um eine Frau handelt? Die Zeitungen sprechen bisher nur von einer ›verkohlten Leiche‹.«
»Ja, ich habe gemerkt, dass dir das nicht entgangen ist. Ich schätze, wir müssen diesem Herrn noch ein wenig mehr auf den Zahn fühlen. Entweder ist er irgendwie in die Tat verwickelt, oder er hat eine Informationsquelle bei uns sitzen, vielleicht sogar in der Gerichtsmedizin.«
»Das sehe ich auch so.«
»Dann werden wir diese Liste jetzt mal an Sergi weiterleiten, damit er die Leute vernimmt, falls er es nicht schon getan hat.«
Sie fuhren los und begegneten dabei den Blicken einiger Jugendlicher,
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