Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
Vom Netzwerk:
eine Falle locken und mir die Sache anhängen. Oder ... Ach verdammt, warum quälte ich mich mit diesen Katastrophenszenarien?
    »Das ist doch irre«, sagte ich zu ihr. »Ich müsste doch ein Vollidiot sein, mich darauf einzulassen. Ich wüsste nicht einen guten Grund, warum ich tun sollte, was Sie von mir verlangen.«
    »Na ja, da wäre zum einen Ihr Buch ...«
    »Höchstens ein halber Grund.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen. Ich finde, wir haben für heute Abend allmählich genug geplaudert.« Vorsichtig stand ich auf, verließ mein Versteck und ging zur Tür. Dort stand ich dann und verrenkte mir fast den Hals, während ich an dem heruntergekommenen Haus hochschaute und herauszufinden versuchte, von wo aus sie mich wohl beobachtete. Womöglich könnte sie auch irgendwo im Laden eine Überwachungskamera angebracht haben, aber das hielt ich für eher unwahrscheinlich. »Ich sage Ihnen was«, meinte ich, während mein Blick über das Haus gegenüber schweifte und ich die unbeleuchteten Fenster, von denen die meisten sich hinter klapprigen Fensterläden versteckten, eins nach dem anderen absuchte. »Ich nehme das Handy mit. Sie haben meine Nummer. Rufen Sie mich an, wenn Sie mir das Buch auf anderem Wege wieder zurückgeben wollen.«
    »Nein«, platzte sie heraus. »Sie müssen warten.« Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund, den nur der dämlichste Teil meiner Psyche kennt, tat ich, wie mir geheißen. »Ich sage Ihnen jetzt etwas. Etwas Wichtiges. Bitte. Und dann werden Sie mir vertrauen.«
    »Tja, dann sollten Sie sich lieber ranhalten. Ich habe einen dringenden Termin mit meiner Bettdecke.«
    »Der Laden hat eine Hintertür. Sehen Sie die? Die ist nicht abgeschlossen. Durch die müssen Sie rausgehen.«
    Ich drehte mich um und warf einen Blick über die Schulter zu der schlichten Zwischentür in der Schreibwarenabteilung des Ladens. Man konnte bloß raten, wohin sie wohl führen mochte.
    »Besten Dank für den Tipp, aber ich glaube, ich gehe lieber vorne raus.«
    »Aber das muss ich Ihnen ja unbedingt mitteilen. Die polizia ist auf dem Weg. Ich kann sie nicht aufhalten. Es wird keine Minute mehr dauern, bis sie da ist.«
    »Ach bitte.«
    »Das ist die Wahrheit. Ich sage Ihnen das, und Sie vertrauen mir, ja? Bitte, ja.«
    »Tja, tue ich aber nicht.« Ich runzelte die Stirn. »Und außerdem, woher um alles in der Welt wollen Sie wissen, dass die Polizei auf dem Weg hierher ist?«
    Sie holte tief Luft, und als sie wieder ansetzte zu reden, hörte ich einen Anflug von Verzweiflung in ihrer Stimme durchklingen. »Weil ich sie gerufen habe. Ja, da sehe ich sie auch schon. Sie ist gleich bei Ihnen.«
    Worauf ich das Handy wie einen Rettungsring umklammerte und mir fest ans Ohr drückte. »Ist das Ihr Ernst?«
    Und wie das ihr Ernst war. Ganz plötzlich waren Schritte vom anderen Ende der calle zu hören . Die Wange gegen die Tür gepresst spähte ich angestrengt in Richtung der beunruhigenden Geräusche, und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis ich in einer schmalen Schaufensterscheibe das verschwommene Spiegelbild zweier Gestalten entdeckte. Gleich darauf rauschten die beiden Figuren selbst ins Blickfeld – zwei Männer in blauer Polizeiuniform, die schliddernd vor der Tür zum Stehen kamen. Beide sehr jung. Sehr blass. Und sehr angespannt.
    Sie zuckten zusammen, als sie mich sahen, und ich tat es ihnen nach. Zum Glück war ich geistesgegenwärtig genug, blitzschnell den Türriegel mit den Zehen vorzuschieben, ehe einer von den beiden auf die Idee kam, das Metallgitter hochzuschieben. Die Idee ließ allerdings nicht lange auf sich warten, aber da hörte ich das Rasseln und Klappern des Gitters nur noch weit hinter mir, während ich wie von der Tarantel gestochen zur Hintertür hinausschoss.
    Dahinter war es stockduster, und es roch nach Moder. Suchend streckte ich die Hand aus und ertastete eine Wand, die sich nass und kalt anfühlte, sogar durch meine Gummihandschuhe hindurch. Hektisch fingerte ich meine Taschenlampe heraus und schwenkte den schmalen Lichtstrahl herum, doch der konnte die Dunkelheit kaum durchdringen.
    »Wo lang?«, brüllte ich ins Telefon.
    »Nach rechts. Sie sollten keine Zeit verlieren. Sie sind Ihnen dicht auf den Fersen.«
    Was sie nicht sagte. Aus dem Laden war ein dumpfer Schlag zu hören – die Polizisten verschafften sich wohl in Ermangelung eines Schlüssels mit der Schulter Zutritt. Aufgebracht riefen sie sich auf Italienisch etwas zu.
    Ich richtete

Weitere Kostenlose Bücher