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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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oben führende Steintreppe zu meiner Rechten und eine Reihe Briefkästen links an der Wand. Gleich vor mir war eine bloße Tür mit einer Kokosmatte davor. Neben der Tür der Lichtschalter.
    Wobei ich den wohl kaum benutzt hätte. Auf halbem Weg die Treppe hinauf reckte ich den Hals über das Geländer und leuchtete mit der Lampe nach oben. Niemand erwiderte meinen Blick. Mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Ich würde fast so weit gehen zu behaupten, dass ich mich gerade ein wenig entspannte, als ich schwungvoll mit der Taschenlampe herumleuchtete und urplötzlich ein nachtschwarzes Etwas aus der Dunkelheit schoss und mir an die Kehle sprang. Es kratzte mich am Kinn und krallte sich in meine Brust, dann fiel es als wirbelnde Masse auf den Boden, um schließlich die Treppe hinunter im Dunkeln zu verschwinden.
    Zu Tode erschrocken verfolgte ich das Ding mit der Taschenlampe. Zwei gelbe Augen funkelten mir aus einer entlegenen Ecke entgegen. Blödes Katzenviech. Es musste auf der Fensterbank über mir geschlafen haben. Katzen hatte ich noch nie ausstehen können – nicht zuletzt wegen meiner Allergie –, aber wenn ich ohnehin schon ein zitterndes Nervenbündel bin, kann ich auf eine derartige Attacke aus dem Hinterhalt sehr gut verzichten.
    Die fragliche Katze machte einen gleichnamigen Buckel und fauchte mich an, was mich darauf brachte, ihr mit der Taschenlampe direkt ins Gesicht zu leuchten wäre womöglich nicht die allerbeste Methode, sich bei ihr beliebt zu machen. Also wischte ich mir mit dem Ärmel über die Nase, um einen Niesanfall abzuwehren, richtete die Taschenlampe wieder auf die Treppe und ging weiter, immer in der Hoffnung, mein Herzschlag möge sich beruhigen und den roten Bereich eines drohend bevorstehenden Herzinfarkts wieder verlassen.
    Im ersten Stock angekommen sah ich auf Anhieb, dass die Tür zu Apartment 2 nur leicht angelehnt war. Ich nahm die Taschenlampe in die linke Hand, griff in meinen Mantel und bewaffnete mich mit einem meiner Schraubenzieher, den ich auf Schulterhöhe im Anschlag hielt.
    Die Tür schien jedoch vollkommen harmlos, und als ich mit dem Gesicht so nahe herangekommen war, wie ich es nur wagen konnte, war auf der anderen Seite rein gar nichts zu hören. Ich packte den Schraubenzieher noch etwas fester, biss die Zähne zusammen, bis es knirschte, und schubste die Tür mit der Schuhspitze auf.
    Kein Widerstand. Kein Laut.
    Und nun zum heiklen Teil. Sollte ich Hand, Fuß oder Kopf zuerst hineinstecken? Schwer zu sagen. Ich tauschte Taschenlampe gegen Schraubenzieher, und dann wieder zurück. Ich drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand, holte tief Luft und zählte langsam bis zehn. Bei sieben hörte ich auf zu zählen und versetzte der Tür einen herzhaften Stoß. Noch ehe die Klinke gegen die Wand schlug, war ich schon drin und marschierte zügig in die Wohnung.
    Drinnen war es dunkel und kalt, und es roch durchdringend nach Moder und Zerfall. Einem Bauchgefühl folgend ging ich nach rechts, wo im Schein der Taschenlampe zwei bescheidene Zimmer zu sehen waren, beide leer. Ich drehte mich um und ging zurück bis ins Badezimmer, das mit einem weißen Porzellanwaschbecken, einer Hocktoilette und einer schmuddeligen Duschkabine aufwartete. Gleich neben dem Badezimmer lag eine beengte Küche mit freistehendem Herd, einem nicht eingesteckten Kühlschrank und leeren Schränken. Nirgendwo auch nur das geringste Anzeichen für menschliche Bewohner. Ich probierte den Lichtschalter – nichts.
    Blieb nur noch ein Zimmer der Wohnung. Das ging nach vorne hinaus und war so groß wie der gesamte Rest der Wohnung zusammengenommen. Der Boden war mit Linoleum ausgelegt, als geometrisches Muster verlegt und mit einer feinen Staub- und Schmutzschicht bedeckt. Ein niedriges leeres Bücherregal stand an einer Wand und gleich daneben ein abgewetztes Sofa. Auf dem Sofa war niemand, und auch sonst nirgendwo. Gegenüber, am anderen Ende des Raums, standen die bodentiefen Fenster sperrangelweit offen. Vergilbte Netzgardinen bauschten sich in der schwachen nächtlichen Brise ins Zimmer hinein.
    Die offenen Türen erklärten auch die winterlich-frostigen Temperaturen in der Wohnung. Sonst erklärten sie allerdings nicht allzu viel. Ich knipste die Taschenlampe aus, blieb einen Moment in der Dunkelheit stehen, wartete und sah zu, wie die Gardinen im Wind wehten und wallten und spürte die eisige Brise im Gesicht. Womöglich war das bloß ein weiteres Zeichen dafür, dass die Wohnung unbewohnt war,

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