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Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Titel: Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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weiterbrachten.
    Jetzt musste er sich erst einmal darüber klarwerden, wie er mit seinem Schwager umgehen sollte. Er würde in Ruhe mit seiner Schwester sprechen. Sobald er die Zeit dazu fand. Vielleicht würde er sie überreden können, Ngoc zu verlassen. Oder sogar Anzeige zu erstatten. Doch vorerst blieb Ly nichts anderes übrig, als mit Ngoc auf professioneller Ebene zusammenzuarbeiten. Er mussteihn dringend zu dem Fall hinzuziehen. Die wenigen Spuren, die sie hatten, wiesen auf Prostitution hin: das chinesische Glückszeichen, der Hof des Tay-Ho-Tempels als Tatort. Und nun war auch noch dieser Hai Au bei den Ermittlungen aufgetaucht. Ngoc war der Einzige, der schon mit ihm zu tun gehabt hatte. Er hatte lange genug in Saigon gearbeitet, dem Revier von Hai Au.
    Einen Moment noch zögerte Ly, rang sich dann aber durch und wählte Ngocs Nummer. Er erreichte ihn auf seinem Mobiltelefon.
    »Ly hier. Wir müssen reden.«
    »Ach. Brauchst du etwa meine Hilfe?«
    »Nerv mich nicht.«
    »Dieser Tay-Ho-Tempel ist beliebt bei Nutten. Sie versprechen sich ein bisschen mehr Glück von ihrer heiligen Leidensgenossin.«
    Wieso hatte Ngoc nicht gleich gesagt, was er über den Tempel wusste? Er durfte sich von diesem Typen nicht provozieren lassen. Diesen Gefallen würde er ihm nicht tun. Er atmete tief durch, bevor er antwortete: »Lass uns in einer Stunde im Präsidium treffen.«
    »Ich bin gerade in einem Gespräch. Komm hierher. In die Bar vom Thang-Loi-Hotel«, sagte Ngoc und hatte schon aufgelegt. Ly knallte das Telefon auf den Tisch. Die anderen Gäste des Cafés sahen zu ihm hinüber. Jetzt musste er Ngoc auch noch hinterherfahren. Was dachte der sich eigentlich?
    *
    Das Thang-Loi-Hotel, auch Kubanisches Hotel genannt, war Mitte der 1970er Jahre erbaut worden. Es war ein Geschenk Castros an das vietnamesische Volk anlässlich des vierten Parteitags der Kommunistischen Partei Vietnams. Es war allerdings kein sozialistisch anmutender Klotz. Die schlichten, dreistöckigen Zimmertrakte standen auf Pfählen im Westsee.
    Ly durchquerte die Eingangshalle. Seine Schritte hallten auf dem Steinboden. Über der Rezeption gaben sechs Uhren die Zeiten von London, New York, Hanoi, Sydney, Tokio und Paris an. Hanoi ging eine halbe Stunde nach. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, es war mindestens 15 Grad kälter als draußen. Hinter einem Wintergarten, in dem ein tropischer Wald mit Wasserfall, Bambus und Farnen angelegt war, befand sich die Terrasse. Ly entdeckte Ngoc an der Poolbar im Schatten von Palmen und weiß blühenden Frangipani. Als er sich näherte, drehte sich Ngocs Gesprächspartner um. Ly stutzte. Es war ein Richter. Gegen ihn hatte es gerade erst einen Prozess wegen Bestechung gegeben. Er war wegen mangelnder Beweise freigesprochen worden.
    Ly hatte nicht das Bedürfnis, sich mit ihm zu unterhalten. Er würde warten, bis der Richter gegangen war. Er lief die paar Schritte zum Ufer des Westsees hinüber. Ein Muschelsammler stand bis zur Brust im trüben Wasser, neben ihm trieb ein runder Reisstrohkorb mit dem Fang. Kinder tobten ufernah und rangen keuchend nach Luft. Die silbernen Bäuche toter Fische glänzten im Sonnenlicht. Von einem Sprungturm aus schlug ein Mann Golfbälle in den See und versenkte einen nach dem anderen.
    Nach wenigen Minuten erhob sich der Richter, und Lysteuerte, ohne den Gruß des Mannes zu erwidern, auf dessen Platz zu. Auf dem Tisch stand eine angebrochene Flasche schottischer Laphroaig- Whisky. Ly wollte nicht wissen, wie Ngoc mit seinem mageren Polizistengehalt solche Getränke bezahlen konnte.
    »Setz dich«, sagte Ngoc, lächelte ihn an und reichte ihm ein gutgefülltes Glas.
    »Denk bloß nicht, dass du einfach so weitermachen kannst. Wenn du Tam noch einmal anrührst …«
    Ngoc musterte ihn herablassend. Um seine Mundwinkel zuckte es.
    »Was willst du? Doch nicht über Tam reden?«
    Ly strengte sich an, ruhig zu werden. Das mit Tam musste warten. Jetzt musste er sich auf die Ermittlung konzentrieren. Deshalb war er hier.
    »Die Tote hatte das chinesische Glückszeichen auf den Rücken tätowiert«, sagte Ly schließlich.
    »Und?«
    »Wie und? Das Zeichen wird Mädchen eingebrannt, bevor ihre Jungfräulichkeit verkauft wird.«
    »Das hör ich zum ersten Mal.«
    »Dann weißt du es jetzt. Was kannst du mir über Hai Au erzählen?«
    »Sag nicht, dass er in den Mordfall verwickelt ist.« Ngoc lehnte sich in seinem Sessel zurück, lachte gekünstelt und prostete Ly zu. »Viel Spaß.« Er

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