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Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Titel: Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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trank seinen Whisky in einem Zug leer und schenkte nach. Ly trank nicht mit.
    »Finde heraus, ob er was mit Kinderprostitution zu tun hat. Oder überhaupt mit Prostitution«, sagte Ly.
    »Der Typ ist gefährlich.«
    »Dann müssen wir eben aufpassen«, sagte Ly. »Wasmacht Hai Au überhaupt in Hanoi? Ich dachte, sein Revier sei Saigon.«
    »Hanoi ist seine Heimatstadt. Vielleicht will er einfach hier alt werden. Seit er hier ist, gibt es nicht einmal einen Fliegenschiss auf seiner Akte. Aber wahrscheinlich zieht er immer noch die Fäden, wenn auch im kleineren Stil. So jemand kann nicht einfach aufhören.« Ngoc berichtete, was er über Hai Au wusste: Nach der Niederlage der Franzosen 1954 war seine Familie, wohlhabende Tuchhändler, in den Süden nach Saigon geflohen. Hai Au brach die Schule früh ab und fing an, im Hafen zu arbeiten. Mit 16 oder 17 hatte er bei einem Streit seinen ersten Mann erstochen. Danach trat er in die südvietnamesische Armee ein. In die Marine. Daher auch der Spitzname Hai Au , Seemöwe. Er machte schnell Karriere. Wie genau die folgenden Jahre verliefen, wusste keiner so genau. Sicher war nur, dass er es vom Soldaten zum gefürchteten Bandenboss gebracht hatte. Sein Hauptgeschäft war illegales Glücksspiel. Und alles, was dazugehörte: Geldverleih, Schuldeneintreibung, Schutzgelderpressung. Sein Büro war eine Bar im verrufenen Distrikt Vier von Saigon. Er war Vater von acht Kindern. Alle unehelich.
    »Sind die Kinder auch kriminell?«
    Ngoc lachte. »Kommt drauf an, wie man es sieht. Politik, Juristerei, eine Tochter sitzt im Vorstand einer Bank.«
    Lys Mobiltelefon klingelte. Er ignorierte es, zündete sich eine Zigarette an und trank jetzt doch einen Schluck. Der Laphroaig war weich und brannte gleichzeitig scharf im Rachen. »War Hai Au je im Norden aktiv?«
    »Da gab es diese Geschichte mit der Casino Lady aus Haiphong. Ein ziemlich exzentrisches Weib. Mit ihrer Hilfewollte er sein Glücksspiel-Imperium auf den Norden ausdehnen. Die Hafenstadt war dafür ein geeigneter Ort.«
    Ly erinnerte sich an die Geschichte mit der Casino Lady. Sie hatte Schlagzeilen gemacht. Diese Frau hatte nicht nach Hai Aus Pfeife getanzt. Es gab einen bösen Streit, und zu seiner Geburtstagsfeier schickte sie ihm dann ein Geschenk. Als er es öffnete, sprangen mit Kot beschmierte Ratten aus der Kiste und rannten zwischen den Partygästen umher. Für diese Demütigung büßte sie mit ihrem Leben. Sie wurde auf offener Straße und am helllichten Tag erschossen.
    »Hat man ihn nie verurteilt?«, fragte Ly.
    »Hai Au ist in den 1990ern mal für irgendeine banale Sache zu Umerziehungslager verknackt worden. Nach einer Woche war er wieder frei. Er hat verflucht gute Beziehungen. Seine Familie. Und Freunde in hohen Positionen. Als Gegenleistung hat er großzügige Bestechungsgelder verteilt. Er kaufte sich seine Protektion sozusagen en gros ein. Es gab sogar den Verdacht, dass der Polizeichef von Saigon persönlich in das Geschäft mit dem Glücksspiel involviert gewesen sei. Wäre Hai Au festgesetzt worden, hätte das einen riesigen Rattenschwanz nach sich gezogen.«
    Ly trank sein Glas leer und schenkte sich dann selbst nach. Wieder klingelte sein Telefon. Diesmal nahm er ab. Es war Nguyen Kim Thanh, die schöne Hehlerin, wie Ly sie bei sich nannte. Sie müsse noch einmal mit ihm reden.
    »Kommen Sie ins Präsidium«, sagte Ly, während er aufstand und sich ein paar Schritte von Ngoc entfernte.
    »Ein neutraler Ort wäre mir lieber. Wenn man mich im Präsidium sieht, gibt es nur Gerede. Vielleicht könnten wir zusammen zu Abend essen?«
    Solange die Ermittlung lief, wäre es nicht gut, mit ihr in privater Umgebung gesehen zu werden. Ansonsten hätte er nichts dagegen, mit ihr zu essen. Mal wieder ausgehen und nicht wie jeden Abend nur bei Minh im bia hoi rumsitzen. Er dachte an den letzten Anruf seiner Frau. Kaum hatte er abgenommen, da lag sie ihm auch schon wieder mit irgendwelchen Aufträgen in den Ohren. Wie immer. Und dann hatte sie ihm von ihrer Reise durchs Mekong-Delta mit diesen Schweizern vorgeschwärmt. Sie schien ihm so unglaublich weit weg. Ob sie noch daran dachte, dass sie beide immer vorgehabt hatten, das Mekong-Delta mit all seinen Wasserstraßen und verschlafenen kleinen Plantagendörfern zu besuchen? Sie hatten es nie geschafft. Es war ein Traum geblieben. Zumindest für Ly.
    »Kommissar? Sind Sie noch dran?«, fragte Thanh.
    Er gab ein Murren von sich und überlegte nicht mehr lange. Sie

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