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Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Titel: Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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hatte ein Alibi. Also konnte er auch mit ihr essen gehen. »Schlagen Sie etwas vor.«
    »Kennen Sie das VinPearl? Am Nordufer des Westsees? Passt Ihnen heute Abend gegen sieben?«
    Ly hatte sich fest vorgenommen, sich heute Zeit für Huong zu nehmen. »Es geht erst morgen, um acht«, erwiderte er. Wenn es dringend war, müsste sie halt doch ins Präsidium kommen. Er hörte sie leise seufzen. Dann sagte sie: »Morgen, ja, dann morgen.«
    *
    Als er schließlich die Poolbar des Thang-Loi-Hotels verließ, merkte Ly, dass er zu viel von dem guten Whisky getrunken hatte. Er musste unbedingt etwas essen. Ein paar banh goi wären jetzt genau das Richtige. Frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Glasnudeln, Hack, feingeschnittener chinesischer Salami und Pilzen. Er fuhr ins goc da , »Wurzel des Banyan«, einen winzigen Laden, der um die Wurzel eines der mächtigen alten Bäume gebaut war. Ly suchte sich einen freien Schemel und rief der Ladenchefin seine Bestellung zu.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein Mann das kleine Restaurant betrat. Er hatte einen unsicheren Gang. Als Ly genauer hinschaute, erkannte er, dass es der blinde Wahrsager war, den er draußen am Tatort getroffen hatte. Was hatte er noch gesagt? »Wenn das Licht schlecht ist, vermag sich auch ein böser als guter Geist zu tarnen.« Hai Au zumindest tarnte sich nicht als guter Geist.
    Ly fragte sich, ob er etwas übersehen hatte. Vielleicht verrannten sie sich da in etwas. Dieser Jeep hatte vielleicht gar nichts mit der Ermittlung zu tun. Und Hai Au dann auch nicht. Letztendlich war ihr Ausgangspunkt sehr vage. Ein Mann hatte einen UAZ durch eine Baustelle fahren sehen, und eine verrückte alte Frau faselte etwas von einem Militärwagen.
    Die Pupillen des Blinden waren farblos, sie konnten sicherlich nichts sehen, trotzdem hatte Ly plötzlich das Gefühl, dass sie direkt in ihn hineinsahen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, der Mann war ihm unheimlich. Er ließ sein letztes banh goi liegen, zahlte, ohne ein Wort zu sagen, und schlich sich davon.
    *
    Ly sah durch die offene Tür ins Haus. Lan stand mit dem Kassettenrekorder in der Hand neben ihm.
    Hier musste die verwirrte alte Frau wohnen, die ihm von dem Militärwagen erzählt hatte. Lan und er hatten beschlossen, zumindest zu versuchen, mit ihr zu sprechen. Sie mussten wissen, ob an dem Gerede von dem Militärwagen etwas dran war. Dafür hatte Lan in der Garage des Zentralen Fahrdienstes der Hanoier Polizei schnell gut zwei Dutzend Motorengeräusche aufgenommen, unter anderem das eines alten UAZ.
    »Hallo«, rief Lan. Eine Klingel fanden sie nicht. »Hallo?«
    Keine Antwort. Aber im hinteren Teil der Wohnung lief ein Fernseher, sie sahen das bläuliche Licht flackern. Lan klopfte noch einmal, dann traten sie ein. Im vorderen Zimmer standen ein großer Wandschrank mit Glasvitrine, davor ein Sofa und zwei Sessel. Die einzige Lichtquelle war die offene Haustür. Es roch nach Tigerbalsam und frisch gekochtem Reis. Im hinteren, ebenfalls fensterlosen Raum standen der laufende Fernseher und zwei breite Holzpritschen. Auf einer davon lag die Frau, die sie suchten. Sie hatte die Augen geschlossen, aber ihre Lippen bewegten sich lautlos.
    Lan setzte sich neben sie und sprach sie leise an. Doch es kam keine Reaktion. Ly ging weiter, einen schmalen Gang entlang. In einem winzigen Hinterhof fand er eine Frau, die auf den Treppenstufen der Tür saß und Kürbisblätter abzog. Sie sah ihn überrascht, aber nicht unfreundlich an.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Ly, stellte sich vor und erklärte, was er wollte.
    »Meine Schwiegermutter wird Ihnen bestimmt nicht weiterhelfen können«, sagte sie. »Aber versuchen Sie ruhig Ihr Glück.« Sie kam mit in das dunkle Schlafzimmer und berührte die Alte leicht an der Schulter. »Mutter, Besuch für dich.« Mit einem gekonnten Griff hielt sie die Frau am Rücken und zog sie hoch, so dass sie jetzt auf dem Bett saß.
    Lan, die erfolglos versucht hatte, mit der alten Frau zu sprechen, nahm den Kassettenrekorder auf die Knie und spielte die Motorengeräusche ab. Ly konnte kaum Unterschiede ausmachen, er hätte nicht ein Geräusch zuordnen können. Die alte Frau bewegte den Rücken ganz leicht vor und zurück und redete weiterhin tonlos mit sich selbst. Ihre Augen blieben geschlossen. Sie schien sie gar nicht wahrzunehmen. Nichts, Fehlanzeige, dachte Ly. Wie hatte er nur auf die Idee kommen können, die Aussage dieser Frau, es sei ein Militärwagen gewesen, habe irgendetwas

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