Schwarze Schilde
besser aus«, meinte Königin Larissa und blickte von ihrem Sofa auf. Sie lag auf dem Bauch; der Kopf ruhte auf den verschränkten Armen. Neben ihr saß Dunyaz und massierte ihrer Herrin die Schultern und den Nacken. »Bringt sie da drüben hin!« befahl Larissa und wies auf die vor ihr liegende Wand, an der in Hüfthöhe eine Kette baumelte. Die Sklavinnen zwangen Shazad, sich hinzusetzen, und ketteten sie an.
»Ist das notwendig?« erkundigte sich Shazad.
»Ich wünsche es«, erwiderte die Königin. Sie richtete sich zum Sitzen auf und sah die Prinzessin an. Ihre Brüste und der Bauch waren mit Falten bedeckt, Abdrücken des Tuches, auf dem sie gelegen hatte, die jedoch innerhalb weniger Sekunden verschwanden. Shazad hatte nie zuvor eine so makellose Haut gesehen.
»Ich habe alles Wissenswerte über dich zusammengetragen, Shazad«, fuhr Larissa fort. »Ich habe viele Spione in Kasin. Sie berichteten, wie du die Marine übernommen hast.«
»Das hat uns auch nicht geholfen«, sagte Shazad verbittert.
»Rede nur, wenn du gefragt wirst. Ich brauche deine anderen Kommentare nicht. Mir ist bekannt, dass du ausgesprochen dickköpfig und freiheitsliebend bist. Das könnte bedeuten, dass du einfältigerweise zu fliehen versuchst. Aus diesem Grund werde ich dich angekettet oder eingesperrt halten, bis ich mir deines Gehorsams sicher bin. Ich habe sehr viel Zeit, und es macht mir Freude, aufsässige Kreaturen zu zähmen. Irgendwann finde ich heraus, wie ich deinen Willen brechen kann.«
Jemand betrat den Raum, und Dunyaz und die anderen Sklavinnen standen auf und verneigten sich. Die Königin sah lächelnd auf.
»Was haben wir denn hier – ein neues Spielzeug?« Shazads Adern füllten sich mit flüssigem Eis. Es war Gasam.
»Nur meine neue Sklavin«, antwortete Larissa. »Die ehemalige Prinzessin von Neva, Shazad, die Tochter Pashirs.«
Der König näherte sich und ging in die Knie. Er war so groß, dass sie den Kopf heben musste, um ihn anzusehen. »Tatsächlich! Ich habe dich gestern gesehen, als du den Kampf von deinem kleinen Schiff aus beobachtet hast. Ich besitze auch ein Fernrohr. Ihr Nevaner stellt so wunderbare Dinge her. Schon bald werdet ihr sie nur noch für mich anfertigen.« Er lächelte ihr freundlich zu, aber in seinen Augen erblickte sie schreckliche Abgründe.
»Ich grüße Euch, König Gasam«, antwortete Shazad mit ihrer hoheitsvollsten Stimme. »Glückwünsche zu Eurem überwältigenden Sieg.«
»Eine traumhafte Schlacht, nicht wahr? Mein bisher großartigster Sieg.«
»Wahrhaft überwältigend«, stimmte sie zu.
»Eine treffende Bezeichnung«, gab er fröhlich zurück. »Leider hinterließ der Kampf schreckliche Unordnung. Ich habe den Gefangenen befohlen, den Hafen aufzuräumen. Der Geruch wird bereits unangenehm. Ich liebe Blut, aber nur, wenn es frisch vergossen wurde. Kämpfe zu Land sind viel sauberer. Man lässt die Toten liegen, und schon kommen die Aasfresser, um sie zu verzehren.«
»Aber diese Schlacht sah wundervoll aus, Liebster«, meinte Larissa. »Niemand, der sie mit ansah, wird sie je vergessen! Der Kampf im Hafen, das brennende Schiff! Die Legende wird für alle Zeiten fortleben.«
»Das ist wahr«, sagte Gasam. »Meine Königin, du musst meinem Bruderkönig Pashir einen Brief schreiben. Berichte ihm, dass seine Tochter wohlauf ist und bei uns bleibt.«
»Mein Vater wird ein hohes Lösegeld für mich zahlen«, versicherte ihm Shazad und fragte sich, ob der Krieg das Königshaus nicht schon mittellos gemacht hatte.
Gasam lachte. »Warum glauben meine vornehmen Gefangenen immer, ihre Verwandten besäßen etwas, das ich mir nicht auch mit Gewalt nehmen könnte? Ich möchte dich gar nicht zurückgeben. Es macht mir Spaß, dich zu besitzen, und die Schätze deines Vaters gehören mir bereits. Ich habe sie ihm nur noch nicht abgenommen.«
»Wie schade, dass wir ihn nicht auch hier haben«, bedauerte die Königin.
Gasam zuckte die Achseln. »Das ist nicht so wichtig. Hätten wir ihn hier, würde sich schnell ein anderer auf den Thron schwingen, sobald die Nachricht Kasin erreicht. Irgendwer wird immer König von Neva sein, bis ich das ganze Land erobert habe, also kann es ruhig Pashir sein.« Er tastete Shazad ab, wie sie ihre Ruderer und Leibwächterinnen befühlt hatte. Sie verspürte Abscheu, Angst und gleichzeitig eine tiefgründige, mitreißende Erregung. Sie sah Dunyaz’ hämischen Gesichtsausdruck und versuchte, hoheitsvoll dreinzuschauen. Hitze durchzuckte ihren
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