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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bisher ungeduldig im Hintergrund gewartet hatten, setzten sich in Bewegung. Sie schlugen einen weiten Bogen um die rechte Flanke und trabten in großem Abstand von hinten auf die Wilden zu.
    »Zu früh«, knurrte Pashir. »Krasha hätte länger warten sollen, bis diese Barbaren ermüden.« Seine geballte Faust schlug mutlos auf den Sattelknauf.
    »Vater«, warf Shazad ein, »ich will nicht vorwitzig erscheinen, aber ich glaube, diese Wilden könnten den ganzen Tag kämpfen, ohne zu ermüden.«
    Bedrückt nickte er. »Vielleicht hast du recht. Nun, bald ergreifen sie die Flucht. Sie haben nicht einmal gemerkt, dass sich die Berittenen hinter ihnen sammeln.«
    Shazad war sich dessen nicht so sicher. Auf der Hügelkuppe, wo sich die Wilden anfangs aufgehalten hatten, erblickte sie eine einsame Gestalt, die sich auf einen silbernen Speer stützte. Noch während sie hinsah, hob die Gestalt den Speer und schwenkte ihn hoch über dem Kopf. In der Ebene setzten sich die Caboreiter in Trab. Sie senkten die Lanzen und näherten sich den Shasinn mit atemberaubender Geschwindigkeit. In wenigen Sekunden würden diese Lanzen die nackten Rücken der Wilden durchbohren und sie gegen die ersten Reihen der Nevaner quetschen.
    Sie erwartete, die Krieger beim Eintreffen der Reiter in wilder Flucht davonlaufen zu sehen, aber die Lage änderte sich schlagartig. Sie vernahm keinerlei Signale oder Befehle, aber wie von unsichtbarer Hand geleitet, drehten sich die drei letzten Reihen der Feinde um, knieten hinter den großen Schilden nieder und hielten die langen Speere bereit. Die Cabos verlangsamten ihre Schritte und blieben schließlich stehen, ohne auf die Flüche und Tritte ihrer Reiter zu hören. Anstatt in rasendem Tempo einen überwältigenden Angriff durchführen zu können, sahen sich die Reiter einem Wald aus Schilden gegenüber und bemühten sich vergeblich, mit ihren Lanzen die geschützten Feinde zu erreichen. Die Shasinn grinsten zufrieden. Urplötzlich flog ein Hagel aus Wurfspeeren über die Köpfe der jungen Krieger hinweg. Sie bohrten sich in die nicht von der Rüstung geschützten Körperteile der Reiter. Etliche fielen verwundet zu Boden oder wurden von den verängstigten Tieren abgeworfen, obwohl Shazad auffiel, dass sich die Feinde bemühten, die Cabos nicht zu verletzen. Nach wenigen Minuten blutigen Gemetzels zogen sich die Reiter zurück. Ungefähr die Hälfte von ihnen blieb auf dem Schlachtfeld liegen.
    Ein vertrauter Geruch stieg Shazad in die Nase, der sie an die Tempelopfer erinnerte. Es war der Geruch frisch vergossenen Blutes, und er erregte sie zutiefst. Im Tempel wurde das Blut der Opfer in Marmorbecken und goldenen Schalen aufgefangen, und überall im Raum lag der Duft von Weihrauch. Hier strömte das Blut auf die Erde – roh und ungebändigt. So unangenehm die Lage auch allmählich wurde, sie hätte die Erfahrung um nichts auf der Welt missen wollen. Ein silbernes Leuchten auf dem Hügel erregte ihre Aufmerksamkeit. Wieder gab Gasam ein Zeichen.
    Mit steinernem Gesicht beobachtete Pashir, wie sich die hinteren Reihen der Shasinn von der Truppe trennten. Sie teilten sich in zwei Hälften und trabten jeweils zu beiden Seiten der Armee hinüber. Weniger geordnet, aber dennoch zügig, folgten ihnen andere Stämme, und schon bald waren die beiden ›Hörner‹ verstärkt worden. Mit entsetzlicher Geschwindigkeit kreisten sie die Flanken der Nevaner ein.
    Die rechte Flanke Nevas löste sich auf, als die langen Speere der Shasinn ihre ungeschützten Seiten trafen. Dann waren die Wilden vorbei und näherten sich den hinteren Reihen der Soldaten. Jetzt wurden die Kriegsrufe der Männer zu Angstgebrüll. Etliche Barbaren, die sich in einen Blutrausch hineingesteigert hatten, brachen aus und metzelten die Gegner mit Speeren und Kurzschwertern blindlings nieder, bis auch sie ein Opfer der Angegriffenen wurden.
    Die Armee war nicht vollständig eingekreist. Es bestand noch eine recht große Lücke zwischen den beiden ›Hörnern‹, und schon nach kurzer Zeit ließen die Soldaten Schilde und Waffen fallen und stürmten durch die Öffnung, ehe sie sich schloss. Innerhalb weniger Minuten breitete sich ringsumher Panik aus, die nevanische Armee löste sich auf, und die Männer rannten in wilder Hast auf den verbliebenen Fluchtweg zu.
    Die Veränderung war unbeschreiblich. Wo sich vor wenigen Minuten noch eine tapfere, geordnete Truppe befunden hatte, wimmelte es jetzt vor in panischer Angst dahinstürmenden Männern.

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