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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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gewann deine Gunst. Ich vereinte die Völker dieses Landes und wurde König. Meine Untertanen, meine Frau, meine Söhne und meine Tochter lieben mich. Dafür kann ich Gasam nicht hassen.«
    »Warum denn dann?« Wieder fragte Deena, und ein Hauch von Trauer schwang in ihrer Stimme mit. »Er ist so weit fort. Er ist weder für dich noch für uns eine Bedrohung.«
    »Weil Gasam wahrhaft schlecht ist, wie es kein anderer Mensch auf Erden ist. Alle Völker bezeichnen ihre Feinde als schlecht, aber das heißt nur, dass sie alle etwas anderes wollen oder sich um eine Sache streiten. Aber Gasam ist anders. Von Kindheit an war er jemand, der andere Menschen ausnutzte, um weiterzukommen, auch wenn sie dabei auf der Strecke blieben. Er suchte die Gesellschaft der Einflussreichen und Mächtigen und errang ihr Vertrauen. Anfangs betrachteten ihn die älteren Krieger, die Häuptlinge und die Ältesten voller Unbehagen, aber irgendwann verfielen auch sie ihm und folgten ihm. Nur der Geistersprecher nicht, da Gasam keine Verbindung zu den Geistern hat.
    Wahrscheinlich hört sich das für dich wie das Jammern eines sich zurückgesetzt fühlenden Knaben an, aber es steckt viel mehr dahinter. Du sagst, er sei weit entfernt, aber das stimmt nicht. Bedenke, was er bisher erreichte. Der unbeliebte Sohn einer einfachen Familie wurde zum Anführer der jungen Krieger. In jugendlichem Alter schmeichelte er sich bei den Ältesten ein, erlernte die Kunst der feurigen Rede von einem wortgewandten Mann, die richtige Haltung und einprägsame Gesten von einem Tänzer und immer so weiter. Er näherte sich einflussreichen Männern, schmeichelte ihnen, lernte von ihnen und benutzte sie. Gegen Ende seines ersten Jahres als junger Krieger wurde er behandelt, als gehöre er zu den Älteren oder sei ein junger Häuptling.«
    »Trotzdem lebt er in weiter Ferne«, beharrte Deena.
    »Nein. Dann bedenke: Er wurde zum Herrn unserer Insel. Damals muss er den Bewohnern der anderen Inseln auch als weit entfernt vorgekommen sein. Aber er segelte von einer Insel zur anderen und machte sie sich Untertan. Selbst als König aller Inseln war er noch weit vom Festland entfernt. Jetzt lebt er dort und hat den mächtigsten der westlichen Könige gedemütigt. Siehst du? Wohin er auch geht, er erobert und siegt. Wenn man ihm nicht Einhalt gebietet, wird er schon bald über Neva herrschen. Dann kommen Omia und Chiwa, dann die südlichen Länder. Danach steht er an unserer Grenze und ist so mächtig, dass wir ihn nicht überwältigen können. Er besiegt seine Feinde nicht nur. Er überrollt sie und bringt sie dazu, ihm zu folgen.«
    »Gasam ist wie du«, meinte Deena. »Wie dein Spiegelbild in einem finsteren Spiegel.«
    Hael schwieg eine Weile. »In deinen Worten steckt ein Körnchen Wahrheit«, sagte er schließlich. »Aber eines ist sicher: Ich muss mich Gasam stellen, und je nachdem, wer siegreich aus dieser Begegnung hervorgeht, wird entschieden, ob in der uns bekannten Welt Liebe herrschen – oder ob sie zu einem Alptraum wird, in dem Gasam die Seelen der Menschen besitzt.«
    Am nächsten Tag saß Hael am Fenster und genoss die seltenen Strahlen der Wintersonne. Auf einem kleinen Tisch lagen seine Schreibwerkzeuge und eine Rolle aus feinstem Pergament. Er hatte bereits Boten ausgeschickt, um die Häuptlinge zu benachrichtigen und wollte nun seine Antwort an Pashir zu Papier bringen. Er tauchte die Feder aus Reet in das Tintenfass und schrieb:
     
    Mein hochverehrter Freund und königlicher Bruder Pashir:
    Da ich mein eigener Schreiber bin und nicht über Choulas gewandte und von einem König erwartete Umgangsformen verfüge, werde ich so schreiben, wie es meine Art ist. Bitte halte meine schlichte Ausdrucksweise nicht für einen Mangel an Ehrerbietung Deiner hochgeschätzten Person gegenüber.
    Mit großer Bestürzung las ich von dem Angriff Gasams, der nichts weniger als eine Eroberung ist, das versichere ich Dir. Ich kenne den Mann gut, und er ist kein einfacher Pirat, sondern ein Wahnsinniger, dessen Ehrgeiz nicht gestillt ist, ehe er nicht die ganze Welt beherrscht. Er muss aufgehalten werden, ehe er sich endgültig auf dem Festland breitmacht. Wie gut, dass Du mich um Hilfe bittest. So tapfer, fähig und entschlossen Deine Armee auch ist – auf dem Schlachtfeld hat sie meiner Meinung nach keine Chance gegen die Krieger der Inseln. Ich glaube, dass auch Du das inzwischen weißt. Gegen geordnete Armeen kann ein wilder Haufen nicht siegen, auch wenn er aus noch so

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