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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Sattel hingen, fast nicht mehr zu sehen.
    »Der Anblick, alle diese Amsi arbeiten zu sehen, war schon allein den Ritt wert«, meinte er grinsend. »Wie gut, dass ihre Frauen sie nicht sehen können. Seht es als eine Ehrenbezeugung Euch gegenüber an.«
    Hael lächelte. »Ich denke, sie hegen großen Abscheu davor, zu Fuß zu gehen. Hungernde Cabos können keine Reiter tragen, und es wäre schon schlimm genug, im eigenen Land unberitten zu sein. Dort, wohin wir uns begeben, beruht unser Leben auf dem Wohlergehen dieser Tiere.«
    Nachdem genügend Gras gesammelt worden war, entschied Hael, dass es noch hell genug war, um sich an den Aufstieg in die Berge zu wagen. Die Späher hatten einen Pfad entdeckt, der genau auf einen Durchbruch hoch oben in der Felswand zulief. Der Weg war schmal und uralt, in der Vergangenheit aber häufig benutzt worden. Ob von Menschen oder umherwandernden Tieren, vermochten sie nicht mehr zu erkennen. Entlang des Pfades strömte ein schmaler Bach, dessen munteres Plätschern der einzige Laut war, der die Stille der Berge durchbrach.
    Sie befanden sich noch ein gutes Stück unterhalb der Spitze, als die Dunkelheit hereinbrach, und Hael befahl, anzuhalten. Sie mussten ihr Lager an Ort und Stelle aufschlagen und aus den Zweigen der spärlich wachsenden Büsche und Bäume Feuer entfachen. Die Cabos konnten die vereinzelten Grasflächen abweiden.
    Es war ein eigenartiger Platz, und Hael fühlte sich von den hiesigen Geistern nicht willkommen geheißen. Im allmählich schwindenden Tageslicht hatte er ein seltsames Erlebnis. Hier, auf der Nordseite der Berge, türmten sich die Wolken wie riesige Watteberge auf. Im Süden war der Himmel klar, als würde eine unsichtbare Mauer zwischen beiden Seiten stehen. Es wirkte unheimlich, und Hael beschlich ein ungutes Gefühl.
    Die Krieger legten sich zu unruhigem Schlummer nieder; jeder hatte sein bestes Cabo neben sich angepflockt. Sie mochten diesen Berg nicht und wollten ihn im Notfall schnellstens verlassen können. An diesem Abend zog kein Gesang durch das Lager.
    Trotz aller unguten Gefühle verging die Nacht ohne Zwischenfälle. Noch vor Morgengrauen saßen die Krieger wieder auf den Cabos, da sie es kaum erwarten konnten, aufzubrechen. Als es heller wurde, ritten sie schneller, obwohl der steinige Boden jede Geschwindigkeit, die über ein langsames Traben hinausging, verbot. Meistens mussten sie die Cabos im Schritt halten. Rufe und Schreie der Späher drangen zu ihnen herab, und Hael ritt voraus, um der Unruhe auf den Grund zu gehen.
    Die kleine Gruppe Späher hatte sich am Felsendurchbruch versammelt und deutete aufgeregt in die Ferne. Hael gesellte sich zu ihr und erstarrte vor Staunen. Der Durchbruch mochte einst natürlichen Ursprungs gewesen sein, war aber von Menschenhand vergrößert worden.
    Der Pfad wurde zu einer richtigen Straße, deren Steinoberfläche so glatt und eben schien, als befinde sie sich in einer zivilisierten Stadt. In eine Felswand hatte man die riesige Gestalt eines Mannes gehauen. Sie war dreimal so hoch wie der größte Krieger, aber von gedrungener, grober Körperform. Die Beine wirkten wie Baumstämme, und der tonnenartige Körper wurde von einem kurzen, kiltähnlichen Gewand bedeckt. Ein Arm lag eng am Körper an, der andere war am Ellenbogen abgewinkelt, und die Faust krampfte sich um einen Gegenstand, der vor langer Zeit abgebrochen sein musste. Der Riese hatte einen langen, gelockten Bart, eine Adlernase und dichte Augenbrauen. Auf dem Haupt trug er eine hohe Kopfbedeckung, die von Kränzen aus Blättern umgeben war.
    Die Felswand gegenüber der Statue war mit Schriftzeichen bedeckt. Sie bestanden aus Symbolen, die aus einer einzigen senkrechten Linie geschrieben worden waren, von der jeweils unterschiedlich gekrümmte oder eckige Abweichungen verliefen. Es gab mindestens hundert Reihen davon, deren oberer Teil im Laufe der Zeit durch herabbröckelnde Steine unleserlich geworden war. Die Späher sahen sich verwundert um.
    »Habt Ihr dergleichen schon gesehen?« fragte Jochim, der dem König mit einigen Offizieren gefolgt war.
    Hael schüttelte den Kopf. »In Neva und Omia sah ich viele Statuen, aber nichts in dieser Art. Ich glaube, sie ist schon sehr alt.« Dieses Bildnis wirkte grob und brutal, während die Nevaner fast zu kunstvolle Statuen anfertigten. Von dieser Gestalt ging eine gewalttätige Strömung aus, die Hael nicht behagte.
    »Was bedeutet die Schrift?« erkundigte sich einer der Amsi.
    »Das weiß ich

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