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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Flüsse, denen wir folgen können.«
    »Was ist mit den Einheimischen?« mischte sich Naraya ein. »Sind sie feindlich gesinnt?«
    »Keiner weiß es«, antwortete Hael. »Bewohner eines trockenen Landes hüten für gewöhnlich ihr Wasser wie ihren Augapfel, aber ich werde Geschenke mitnehmen, die uns die Reise erleichtern sollen.«
    »Man sagt«, berichtete Jochim mit gesenkter Stimme, »dass sie über mächtige Magie verfügen.«
    »Wenn das stimmt, möchte ich sie kennen lernen. Es wäre nicht schlecht, wenn wir Verbindung zu den Menschen dort aufnehmen könnten. Vielleicht können wir auch Handel treiben.«
    Jochim schnaubte verächtlich. »Was sollen diese Wüstenbewohner schon besitzen, das für uns reizvoll wäre?«
    »Es wird aufregend sein, das herauszufinden«, erklärte Hael.
     
    Sie brachen an einem dunklen, kalten Morgen auf. Hael und tausend Matwareiter versammelten sich am Fuß des Hügellandes. Der Rest der Armee würde sich ihnen anschließen, wenn sie durch die Steppe zogen, bis schließlich sechstausend Krieger vollzählig waren.
    Der Abschied von Deena war tränenreich gewesen, aber weder war es der erste, noch würde es der letzte sein. Seine Söhne hatten gebettelt, Hael begleiten zu dürfen, und – wie alle Väter es tun – hatte er sie auf das nächste Mal vertröstet.
    Ehe die Sonne hoch am Himmel stand, befanden sie sich schon in der sanft gewellten Steppe. Gewärmt vom Sonnenschein und durch den gleichmäßigen Trab des Cabos angeregt, fühlte sich Hael, als würde er zum ersten Mal seit Jahren wieder frei durchatmen können. Die alltäglichen Kleinigkeiten des Lebens blieben zurück, und fremde Länder lagen vor ihm. Eine Zeitlang war er von überfüllten Langhäusern und den zu schlichtenden Streitigkeiten seiner Untertanen befreit. Die Zone rief; ein so geheimnisvolles Land, dass es nicht einmal einen richtigen Namen hatte. Dahinter lagen Neva und das Meer, und zum Schluss erwartete ihn … Gasam.
    Von Zeit zu Zeit stießen sie auf Reiter, die ihre Waffen schwenkten und sich ihnen mit Jubelrufen anschlossen. Das Klirren des Zaumzeugs, die im Wind flatternden Bänder, die an den Speerschäften hingen und die im Sonnenlicht glänzenden Bronzespitzen – das alles gehörte zu Haels Armee, die durch die Steppe zog. Es war gut, wieder Anführer einer Horde Krieger zu sein.
    Zahlreiches Wild lebte in der Steppe: wilde Kaggas, fette, haarige Toonoos, herumspringende Krumm- und Gabelhörner und Dutzende anderer grasender und umherziehender Arten, die sich das Land mit den Menschen und ihren zahmen Herden teilten. Täglich verließen Jäger den Haupttrupp, um die Kameraden mit Frischfleisch zu versorgen. Hael befahl, dass sämtliche haltbare Nahrung für die mageren Zeiten aufgespart wurde, die noch vor ihnen lagen. Das Fleisch, das sie nicht verzehrten, wurde in dünne Streifen geschnitten und an die Sättel und Lanzen gehängt, um zu trocknen.
    Abends wurden am Lagerfeuer Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Trotz der Vielfalt der Stämme gab es kaum Streit. In Gegenwart des Königs wäre das undenkbar gewesen, und alle waren bester Laune. Sie befanden sich endlich wieder auf dem Kriegspfad.
    Die unzähligen Raubtiere und Aasfresser der Steppe lungerten um die Nachtlager herum. Der Geruch von Fleisch und Blut zog sie an. Es waren Streiflinge mit schrecklich starken Kiefern, kleinere Arten von Langhälsen, fleischfressende Fiederflieger, die seltenen Großkatzen und die Mordvögel, flugunfähige Kreaturen, mit Köpfen so groß wie die der Cabos und kräftigen Beinen, die in dolchähnlichen Krallen endeten.
    In jeder Nacht, wenn der Mond aufging, betrachtete Hael sein vernarbtes, geschwärztes Gesicht und murmelte das Gebet der Shasinn, in dem er den Mond um Vergebung für das bat, was die Menschen ihm angetan hatten. Wenngleich er alle anderen Verbindungen zu seinem ehemaligen Stamm abgebrochen und dessen Glauben und Rituale nie mehr ausgeführt hatte, fühlte er, dass er zu diesem Gebet verpflichtet war. In lange vergangener Zeit, als es noch mächtige Magie auf der Welt gab, hatten die Menschen feurige Speere zum Mond geschleudert und ihn verletzt. Der wahre Grund für den damaligen Krieg war in Vergessenheit geraten, und jedes Volk erzählte seine eigene Geschichte darüber.
    Obwohl sie sich im eigenen Land befanden, bestand Hael darauf, die gleiche Marschordnung einzuhalten, die sie auch auf feindlichem Gebiet einnahmen. Späher ritten weit voraus, an den Flanken und als Nachhut. Eine

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