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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zweite Ehe war das letzte, was sich Shazad wünschte. Sie war der Meinung, ihre Witwenschaft könne sich auf politischer Ebene als nützlich erweisen.
    »Wie lauten Eure Befehle, Prinzessin?« fragte der Kapitän.
    »Dreht eine letzte Runde durch den Hafen, Meister Saan.«
    Zum Klang einer Flöte setzten sich die Ruderer in Bewegung. Sie vollzogen eine kunstvoll ausgearbeitete Zeremonie, die im Laufe der Jahrhunderte zu einer fast schon tänzerisch anmutenden Darbietung geworden war. Jeder der Männer holte sein Ruder aus der Halterung, die an den Masten hing und nahm seinen Platz neben der Ruderbank ein. Alle setzten sich gleichzeitig nieder, legten die Ruder auf die Dollen und tauchten sie mit einer eleganten Drehung des Handgelenks ein.
    Die Melodie veränderte sich, und die Ruder hoben und senkten sich im Takt, während die Mondschein vom Pier glitt. Auf eine schnelle Tonfolge hin senkten die Männer auf der einen Seite des Schiffes die Ruder und hielten sie reglos im Wasser, während auf der anderen Seite schneller gearbeitet wurde. Die Mondschein drehte sich um die eigene Achse und beschrieb einen genauen Halbkreis um den Hauptmast herum. Wieder änderte sich die Melodie, und das Schiff flog förmlich durch den Hafen. Die Zuschauer klatschten Beifall, als sie das beeindruckende Manöver beobachteten.
    Shazad setzte sich unter das Sonnensegel im Heck und ließ das Schiff eine Runde um die Flotte drehen, die jetzt vollständig versammelt im Hafen lag. Anschließend begutachtete sie die einzelnen Schiffe mit kritischem und inzwischen auch geschultem Blick. Gildenmeister Malk hatte sich als unbezahlbarer Lehrer und Helfer erwiesen. Er hatte sie alles über die Gleichgewichtslage eines Schiffes gelehrt, und jetzt erkannte sie bereits an der Art, wie es im Wasser lag, ob die Fracht richtig verstaut worden war oder nicht. Er lehrte sie die verräterischen Anzeichen für schlechtes Kalfatern und falsches Aufstellen der Masten.
    Gemeinsam hatten sie die Ausrüstung inspiziert, die auf diese Reise mitgenommen werden sollte. Durch seine langjährige Erfahrung geschult, wählte er die besten Taue, Vorräte und andere notwendige Dinge aus, deren eine Flotte auf See bedurfte. Persönlich hatte er den Umbau der Mondschein beaufsichtigt und die Mannschaft, bis auf die Ruderer, ausgewählt.
    Das Schiff und seine Mission waren der Anlass für heftige Streitigkeiten zwischen Shazad und ihrem Vater gewesen.
    »Ich muss mit der Flotte segeln!« hatte sie gerufen. »Ich habe sie davor bewahrt, noch tiefer im Sumpf der Unfähigkeit zu versinken. Ich habe sie wiederaufgebaut. Es ist meine Flotte! Und ich muss mit ihr in die Schlacht segeln.«
    Pashir war rot angelaufen, und Shazad befürchtete, der Schlag würde ihn treffen, aber sie war hart geblieben.
    »Deine Flotte!« hatte er geschrien. »Ich bin der König von Neva! Das Land, das Volk und die Flotte gehören mir! Bloß, weil ich dir einen hohen Beamtenposten gab …«
    »Einen Beamtenposten!« kreischte sie. »Welcher Beamte lässt seine Untergebenen zum Zeitvertreib kreuzigen? Die Seeleute lieben mich inzwischen, und es wird sie beflügeln, wenn ich bei ihnen bin.«
    Pashir hatte sich ein wenig beruhigt. »Du bist eine Frau, Tochter, und ich will nicht, dass du die Gefahren der Schlacht auf dich nimmst.«
    Lächelnd streichelte sie seinen Arm. »Vater, ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst, aber bedenke: Während des Kampfes wird sich die Mondschein abseits halten. Ich bin nicht so dumm, ein umgebautes Vergnügungsboot inmitten von Kriegsschiffen zu steuern. Du, auf deinem Flaggschiff, bist viel gefährdeter, da du darauf bestehst, höchstpersönlich das Kommando zu führen. Wenn dir etwas passiert und du nicht nach Kasin zurückkehrst, wage ich nicht, zurückzusegeln. In den letzten Wochen habe ich mir so viele Feinde gemacht wie nie zuvor.«
    Schließlich hatte er nachgegeben. Trotz ihrer Freude darüber deutete sie es als weiteres Zeichen seiner Schwäche. Früher hätte er entweder ja gesagt oder sie geschlagen, aber nicht mit ihr gestritten. Es war besser, dachte sie, wenn sie die Flotte begleitete. Bestimmt wurde sie dort dringend gebraucht.
    Jetzt, als sie die Schiffe zum letzten Mal begutachtete, fühlte sie sich stolz und glücklich wie niemals zuvor. Ihre früheren Beschäftigungen erschienen ihr nun wie Kindereien. Diese zahlreichen Schiffe, Männer und Waffen stellten wahre Macht dar, und mittlerweile wusste sie, dass wahre Macht das einzige war, für das es

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