Schwarze Schilde
aus dem Zement hervor. Kupfer und Blei tauchten von Zeit zu Zeit in seltsamer Röhrenform auf, aber Eisen kam nur selten vor, außer als in eben diesen Spitzen, die sich in einer durchlässigen, jedoch festen grauen Steinmasse verbargen. Mit einem kleineren Stein kratzte Hael an einem der rötlichen Streifen entlang. Nach einer Weile lösten sich dünne Schichten, bis schließlich etwas silbrig Glänzendes zum Vorschein kam.
Hael hob das Gesicht zum Himmel, um den Göttern dieser Gegend zu danken, wenngleich er ihren Namen nicht kannte. Stahl! Das kostbarste Metall der Welt. Eiligst stieg er wieder in den Sattel und ritt weiter. Überall lagen Zementblöcke herum, und aus den meisten ragten die rötlichen Spitzen hervor. Der Stahl, der der Witterung ausgesetzt worden war, war inzwischen verrostet, aber was noch im Zement verborgen lag, schien unbeschädigt. Hier hatte niemand versucht, das Metall zu bergen.
Seine Gedanken überschlugen sich. Wenn er Arbeiter mitsamt ihren Werkzeugen hierherschaffen konnte, würde er alljährlich mehrere Tonnen Stahl abbauen können. Sein Königreich würde das mächtigste und am besten bewaffnetste der Welt sein. Aber wie sollte er Menschen in dieses abgeschiedene, ausgetrocknete Land schaffen? Darüber wollte er noch eingehend nachdenken. In der Zwischenzeit musste er das größte Geheimnis aller Zeiten hüten.
Die Webbas stießen überraschte Schreie aus, als Hael zurückkehrte. Sie hatten nicht erwartet, ihn lebend wieder zu sehen.
»Du bist ein wahrhaft mächtiger Zauberer«, sagte Joz, »da du unverletzt entkommen bist.«
»Es ist ein unheimlicher Ort«, erklärte Hael. »Ich bin sicher, eure Götter wollten, dass ich ihn sehe.« Danach behandelten ihn die Webbas mit größtem Respekt. Drei Tage später begegneten sie den Schluchtbewohnern.
Das Land war keineswegs üppig begrünt, aber verglichen mit dem, was sie hinter sich hatten, war es wunderschön. Es handelte sich um eine hügelige Gegend, die mit spärlichen, braunen Pflanzen bewachsen war. Zwerggabelhörner knabberten an dem dornigen Gestrüpp. In den Tälern hatten die Bauern schmale Flüsse gestaut, in die sie Ledereimer tauchten, die an langen Stangen baumelten. Als Gegengewicht hingen schwere Lehmklumpen an den Stangen, und so war das Füllen der Eimer mit wenig Kraftaufwand verbunden. Das Wasser wurde in lange Bewässerungskanäle geschüttet, die sich durch die kleinen, gut gepflegten Felder zogen, auf denen Korn und Gemüse’ wuchsen. Die Menschen waren von kleinem Wuchs, schlank und dunkel, sahen wie die Webbas aus und sprachen einen ähnlichen Dialekt. Die stolzen Vogelreiter jedoch leugneten jegliche Verwandtschaft und sahen auf die Bauern herab, wie ein Raubtier seine Beute betrachtet. Die Bauern waren nichts als Menschen, die in der Erde wühlten – und somit die rechtmäßigen Opfer wilder Nomaden.
Hael verstand ihre Einstellung. Sie war ähnlich der, die auch die Shasinn hegten. Seit seiner Jugend hatte er seine Ansichten geändert und war viel großzügiger geworden, doch das Leben eines Bauern erschien ihm noch immer als armselig, kaum besser als die Sklaverei. Warum sollte man freiwillig so leben, wenn man ebenso gut zur See fahren oder die Freiheit der Steppe oder sogar der furchtbaren Wüste genießen konnte?
Die Dorfbewohner rissen die Augen auf, als sie die riesige Armee erblickten, die anscheinend aus dem Nichts auftauchte. Obwohl Hael strenge Befehle erteilte, die Einheimischen nicht zu belästigen, machte er sich auch keine Mühe, mit ihnen Freundschaft zu schließen. Das würde endlose Zeremonien und Rituale mit sich bringen. Stattdessen tranken seine Cabos aus den Flüssen und grasten auf den Wiesen, ohne bleibende Schäden anzurichten. Wenn eine Umzäunung geöffnet werden musste, um hindurchzureiten, so hinterließ Hael jedes Mal ein wenig Kupfer als Entschädigung. Joz hielt das für Verschwendung.
»Diese Nasenhörner können ihre Mauern auch ohne Bezahlung wiederherstellen, großer Bruyo«, sagte er und benutzte dabei das Wort der Webbas für einen Geistersprecher. »Sonst sind sie zu nichts anderem gut. Du ahnst gar nicht, wie glücklich sie sind, weil ihre Dörfer nicht zerstört werden und sie noch leben.«
»Trotzdem will ich, dass sie eine gute Meinung von uns haben. Bald werde ich auf diesem Weg zurückkehren, und ich will verhindern, dass sie bei unserem Anblick davonlaufen. Vielleicht habe ich etwas mit ihnen zu besprechen.«
»Besprechen?« wunderte sich Joz. »Mit
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