Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
gelaunt und stanken entsetzlich. Trotz ihrer schlechten Eigenschaften waren ihre Ausdauer und Kraft fast schon legendär. Sie konnten sich noch ernähren, wo ein Cabo schon hungern musste, und sie waren in der Lage, tagelang ohne Wasser auszukommen. Außerdem gehörten sie zu den wenigen reitbaren Tieren.
    Als die ersten Cabos den Fuß des Hügels erreichten, setzten sich die Buckler in Bewegung und kamen ihnen entgegen. Sie trugen reich verziertes, mit vielen Troddeln versehenes Zaumzeug. Die Reiter waren in weite, fließende Gewänder gehüllt, wie sie von den meisten Wüstenbewohnern zum Schutz vor der schrecklichen Hitze getragen wurden. Allerdings bestand ihre Kleidung aus bunt gestreiften Stoffen, und die Köpfe wurden von großen Kapuzen verhüllt. Sie hatten Lanzen und Bögen bei sich, und einige trugen Langschwerter am Gürtel.
    Es waren nur zehn Fremdlinge, daher machten sich Hael und seine Leute nicht die Mühe, Maßnahmen zur Verteidigung zu ergreifen. Den Cabos gefiel weder das Aussehen noch der Geruch der Buckler, und sie tänzelten aufgebracht hin und her. Die Buckler blieben wenige Schritt von Hael und seinen Leuten entfernt stehen, und die Reiter schoben die Kapuzen zurück. Unterdrücktes Stimmengewirr wurde hinter Hael laut. Seine Männer waren schon vielen seltsamen Völkern begegnet, aber diese Menschen hier zählten zweifellos zu den merkwürdigsten. Sie hatten blaue Haut. Zuerst dachte Hael, sie hätten sich nur angemalt, begriff aber schnell, dass es sich um ihre tatsächliche Hautfarbe handelte. Auch die Augen sahen eigenartig aus. Nicht zwei der Reiter schienen die gleiche Augenfarbe zu besitzen. Sie waren blau, braun, grün, grau, gelb, violett und manchmal auch gar nicht zu bestimmen. Das Haar der Fremden war lang, lockig und beinahe silberweiß.
    »Die Schlucht heißt euch willkommen«, sagte einer der Reiter. Er war groß und schlank wie alle anderen und hatte leuchtend gelbe Augen. »Wir wünschen eure Namen zu erfahren, woher ihr kommt und was ihr hier wollt.« Er benutzte einen weiteren südlichen Dialekt, der aus alter Zeit zu stammen schien. Seine Stimme klang melodisch, und seine Worte wirkten förmlich.
    »Ich bin König Hael der Steppe. Wir kommen weit aus dem Norden, durchquerten die Wüste und leben jenseits des Gebirges. Mir folgt meine Armee, aber wir betraten euer Land in friedlicher Absicht. Wir wünschen, uns nach Neva zu begeben, da mein Bruderkönig Pashir unsere Hilfe braucht. Wir werden euch und den euren kein Leid zufügen. Wir möchten nur so schnell wie möglich dieses Land durchqueren.«
    »Chimay«, sagte der Mann, »beurteile diesen König, und sage mir, ob er die Wahrheit spricht.«
    Ein Buckler trat vor, und Haels Cabo scheute. Er bekam es sofort wieder unter Kontrolle. »Ich muss dich berühren«, ertönte eine Stimme. »Hab keine Angst.« Es handelte sich um eine Frau. Das Geschlecht der Fremden ließ sich nur schwer bestimmen; diese Frau hatte etwas vollere Lippen als ihre Begleiter. Die Gesichter aller Reiter waren fein geschnitten, und keiner von ihnen trug einen Bart. Ihre Frisuren unterschieden sich in keiner Weise, und die weiten Gewänder bedeckten den Rest der Körper.
    Der Buckler war ein Stück größer als das Cabo, und die Frau musste sich aus dem Sattel beugen, um Hael die Fingerspitzen auf die Stirn zu legen. Sie hatte lange, feingliedrige Finger und schmale Gelenke. Ihre Finger fühlten sich kühl an. Die Fremde trug keinen Schmuck, der sie von den anderen unterschied, aber Hael spürte in ihr die unverwechselbare Gegenwart der Geistersprecherin. Sie schloss die Augen und bewegte lautlos die Lippen. Das ganze dauerte zwei oder drei Minuten, dann riss sie die Augen weit auf. Sie waren blaßviolett. Sie zog die Hand zurück und schien förmlich vor Hael zurückzuschrecken.
    »Lügt er?« wollte der Mann wissen. Hael war froh, dass nur wenige seiner Krieger diesen Dialekt verstanden. Die hitzigeren von ihnen hätten den Sprecher unter Umständen niedergeschlagen.
    »Nein!« Die Frau schüttelte heftig den Kopf. »Er sagt die Wahrheit. Aber er ist … ich weiß es nicht. Er hat Macht. Die Geister … sie fließen durch ihn hindurch wie der Kol durch die Schlucht.«
    »Ich bin ein Geistersprecher«, erklärte Hael. »Außerdem ein König und Krieger. Das ist kein Grund zur Beunruhigung.« In Wahrheit war er es, der sich Sorgen machte. Diese Art von Hellseherei hatte er noch nie erlebt. Die Frau legte einem Mann die Fingerspitzen auf die Stirn und

Weitere Kostenlose Bücher