Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
konnte sagen, ob er die Wahrheit oder Unwahrheit sprach. Er hatte Menschen gekannt, die sich ebenfalls der Fähigkeit gerühmt hatten, aber diese Frau besaß sie wirklich. Ihre Berührung hatte ihr auch offenbart, worin sich Hael von allen anderen Menschen unterschied. Zum ersten Mal begann er, den Geschichten über die seltsamen Kräfte der Schluchtbewohner Glauben zu schenken.
    »Das sollte man genauer untersuchen«, verkündete der gelbäugige Mann. »So lange ihr nichts Böses plant, seid ihr uns willkommen. Gestattet, dass wir euch führen. Nicht weit von hier liegt der Fluss Kol.« Als er den Namen des Gewässers aussprach, legten die Reiter ehrerbietig die Finger auf die Lippen und dann an die Stirn. »Dort findet ihr reichlich Wasser für Menschen und Tiere. Ein paar Tage reiten wir am Ufer entlang, ehe ihr euch dem Norden, der nevanischen Grenze zuwenden müsst. Von dort aus ist der Weg nicht zu verfehlen.«
    »Ich danke euch von ganzem Herzen«, sagte Hael. Endlich schien das Ende der Reise in greifbare Nähe zu rücken. Von der Grenze aus war es noch weit bis zur Hauptstadt, aber sie würden sich in einem zivilisierten Land befinden, dessen König sie willkommen hieß, und man würde ihnen hilfreich entgegenkommen.
    »Dann folgt uns. Wir können den Fluss bis zum Einbruch der Dämmerung erreichen.« Der Mann und die Frau ritten an Haels Seite, und er übersetzte seinen Kriegern das Gesprochene, ließ aber die Hellseherei der Fremden aus.
    »Ich heiße Manwa«, stellte sich der Mann vor. »Aus Heiligenquell. So wird unsere Stadt genannt. Chimay, unsere Geisterfrau, kennst du ja bereits.« Er nannte auch die Namen seiner Begleiter, und Hael versuchte, sie sich zu merken. Die Hälfte der Reiter waren Frauen. »Gegen wen kämpft der König von Neva? Der alte König sandte einst eine Expedition hierher, um von unserem Herrscher Tribut zu fordern. Wir schickten sie ohne Tribut und ohne die Bitte zurückzukehren, wieder heim.«
    »Ich segelte einst mit einem Mann, der diese Expedition begleitete«, antwortete Hael. »Er behauptete, ihr hättet den nevanischen General durch Magie besiegt.«
    Chimay lächelte. »Wir haben unsere eigenen Methoden.«
    Auch Hael lächelte, aber nur innerlich. Niemand gab zu, nicht über Kräfte zu verfügen, die ihm andere zuschrieben, und eine geheimnisvolle Andeutung war besser als die lauteste Prahlerei. Auch er hatte sich dieser Taktik oft genug bedient.
    »König Pashir wird von Banditen von den Inseln des Nordens geplagt. Jetzt wollen sie sich häuslich einrichten, und er braucht die Hilfe meiner Reiter.«
    »Dann wird er uns lange Zeit in Ruhe lassen«, stellte Chimay fest.
    »Wie schön«, stimmte Manwa zu. »Wir haben genug Ärger mit Sono und Gran.« Das waren die Namen zweier Dschungelreiche des Südens, mit denen Hael Handel trieb.
    »Bitte setzt eure Magie nicht gegen Sono ein«, bat Hael. »Dort stellen sie die besten Sättel für uns her.«
    Die beiden Fremden lachten, und es klang ebenso melodiös wie ihre Sprechweise. Die schönen Stimmen, vornehmen Gesten und das elegante Erscheinungsbild standen in krassem Gegensatz zu ihren Reittieren, dachte Hael. Bei Cabos war es genau andersherum. Das Cabo war eine so schöne Kreatur, dass sogar ein ungeschickter Reiter darauf eine gute Figur machte.
    Während sie ritten, unterhielten sich alle Fremden abwechselnd mit Hael. Sie drückten sich ohne Ausnahmen gewählt aus. Keiner von ihnen ließ sich näher über ernste Themen aus. Immer wiesen sie Haels Vorstöße mit einem Scherz zurück oder wechselten das Thema so geschickt, als wollten sie ihn erst näher kennen lernen, ehe sie sich auf ernsthafte Gespräche einließen. Hael kam es ausgesprochen merkwürdig vor, dass er in einer recht rauen Gegend auf eine Gruppe sich so höfisch benehmender Menschen gestoßen war.
    Die Sonne stand noch gut sichtbar am Horizont, als sie den Kol erreichten. Bei seinem Anblick stießen Haels Krieger überraschte Rufe aus. In der heimatlichen Steppe gab es viele kleine Flüsse, die nur nach sehr schweren Regenfällen Hochwasser führten. Dieses Gewässer jedoch war hundert Schritt breit, mit einer starken Strömung. Es war ungewöhnlich, am Rande einer Wüste auf einen so mächtigen Fluss zu stoßen, dessen Ufer ein üppiger Grasteppich bedeckte.
    »Tränkt die Cabos und lasst sie grasen«, befahl Hael. »Anschließend schlagen wir unser Lager auf.« Ausnahmsweise gab es reichlich Brennmaterial. Die Überflutungen der vergangenen Jahre hatten

Weitere Kostenlose Bücher