Schwarze Schmetterlinge
war. Der Arbeitstag ging seinem Ende zu. Zurzeit war ein Mann mit schütterem Haar unter der Schere, der sich über die hohen Steuern und das schwedische Sozialsystem beschwerte, das für die Leute sei, die keinen Handschlag tun wollten. »Wohin ist Schweden unterwegs?« Neben ihm saß eine Frau unbestimmbaren Alters unter einer schwarzen Plastikhaube, die über die finanzielle Situation in der Pflege klagte. Eva bewegte sich mit Eleganz zwischen den beiden Lagern.
Per schlug die Tageszeitung auf und las die Schlagzeilen. Der Hochhausbrand hatte schnell den neuesten Enthüllungen aus der Welt der Fernsehsoaps Platz machen müssen. Der Mann mit dem schütteren Haar zahlte, machte einen neuen Termin aus und entfernte sich mit einem langen Blick auf die Plastikhaube, die wenig später ebenfalls verschwand.
»So, dann sind Sie an der Reihe.« Eva warf ihm den Umhang um die Schultern und fuhr mit der Hand durch sein Nackenhaar. »Wie hätten Sie es denn gern?«
»Kürzer. Machen Sie, was Sie wollen. Sie sind mir von Hampus Eriksson empfohlen worden.«
»Sind Sie Freunde? Geht es ihm schlechter?«
»Nein, das glaube ich nicht. Er hat mir Ihre Adresse eigentlich aus einem anderen Grund gegeben«, sagte Per.
Eva sah sich eilig um und legte dann die Schere weg. »Was meinen Sie damit?«
»Er sagte, Sie wüssten vielleicht, wo Rebecka ist.«
»Einen Moment.« Eva schloss die Ladentür und ließ die Jalousie herunter. »Das, was über sie in den Zeitungen steht, ist eine reine Lüge.« Per nahm den Umhang ab und folgte ihr hinter den Vorhang in die kleine Küche. »Setzen Sie sich. Wie heißen Sie noch?«
»Per Arvidsson. Rebecka und ich waren zusammen. Sie können sicher verstehen, dass ich mir einige Fragen stelle.«
Eva setzte sich ebenfalls und musterte ihn, während sie den Kittel abnahm und ihn über den Stuhl hängte.
»Rebecka hat das Hochhaus nicht angezündet. Woher haben die Zeitungen das nur alles? Sie war die ganze Zeit bei mir, in meinem Keller. Und wenn sie imstande wäre, irgendjemanden zu erstechen, dann hätte sie das schon längst mit ihrem Mann gemacht. Ich kenne Rebecka mein ganzes Leben lang. Sie war das nicht. Warum sollte sie Frank Leander umbringen? Sie waren Arbeitskollegen. Er war ein Scheißkerl, und sie kamen nicht gut miteinander aus, aber bis zu einem Mord ist es ein weiter Weg. Die Polizei sucht nach der falschen Person. Glauben Sie mir! Ihr einziges Vergehen ist, dass sie als Ärztin gearbeitet hat, obwohl ihre Zulassung eingezogen war. Aber irgendwie musste sie sich schließlich versorgen. Rebecka ist keine Mörderin.«
»Ist sie jetzt hier?« Der Gedanke, dass sie vielleicht in der Nähe war, machte ihn völlig matt.
»Nein, sie ist nicht hier. Das war ihr nicht mehr sicher genug. Wir haben über die Brände gesprochen und warum man ihr die Schuld zugeschoben hat. Ich fand, sie solle Kontakt mit der Polizei aufnehmen und die Wahrheit sagen. Aber sie traute sich nicht, denn sie hatte Angst davor, dass sie Jan wieder in die Hände fallen könne. Sie meinte, dass es jemand von der Polizei gewesen sein muss, der die Dinge in ihrer Wohnung platziert hat, die Benzinkanister und die Lappen, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Wie sollten sonst Gegenstände, die Frank Leander und Bella Svanberg gehört haben, dorthin kommen? Sie war es nicht! Ich sehe, dass Sie mir nicht glauben.«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Rebecka hat nicht immer die Wahrheit gesagt.«
»Sie hat gelogen, wenn sie dazu gezwungen war. Um ihr Leben zu retten, als sie vor ihrem Mann fliehen musste. Haben Sie eigentlich mit ihm gesprochen? Wie fanden Sie ihn? Er hat natürlich eine neue Freundin, die er jetzt bewacht. Davon hat er wahrscheinlich nichts gesagt, nicht wahr? Wenn man einen Friseursalon hat, dann erfährt man das meiste, was im Ort so los ist. Ich habe das arme Mädchen gewarnt, aber sie ist völlig blind vor Verliebtheit.«
»Hampus wäre Ihrer Meinung.«
»Ja, aber nichts davon lässt sich beweisen. Jan hat Rebecka das Leben zur Hölle gemacht. Sie hat versucht, ihn zu verlassen. Sie hatte geplant, mit Agnes in ein Frauenhaus zu gehen, doch dann passierte das Unglück. Danach verfiel sie in eine Depression. Begreifen Sie, was sie durchgemacht hat?«
»Ich ahne es.« Er schwieg eine Weile und dachte über das Gehörte nach. Wenn Rebecka tatsächlich hier gewesen war, bei Eva … Wenn sie unschuldig war … »Wir haben
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