Schwarze Schmetterlinge
in der Notaufnahme behandelt hatte. Bestimmt hatte sie viele Überstunden machen müssen. Morgen um acht Uhr musste sie wieder vor Ort sein, klar im Kopf, gut funktionierend und voller Anteilnahme. Er musste Bella loswerden, und zwar schnell. »Ich rufe dich morgen auf dem Handy an«, sagte Bella. »Lena Ohlsson hat gesagt, dass ihr freihabt. Dann könnten wir ja im Pizza-Planet was zu Mittag essen. Wenn du versprichst, dass wir uns da sehen, lasse ich dich heute Abend in Ruhe.«
Er versprach es, obwohl tausend Alarmglocken läuteten, er versprach es, weil er so erschöpft war und die Sehnsucht nach Felicia ihn zu einem leichten Opfer machte.
Als Per Arvidsson dann dastand und die schlafende Felicia betrachtete, vergaß er alles. Sie sah aus wie ein kleines Kind, ein kleines Schulmädchen, wie sie mit dem Gesicht in der Armbeuge dalag und schlief. Eine große Zärtlichkeit überkam ihn, ein so starkes Gefühl, dass er ganz davon erfüllt war, von der Größe des Moments und dem seltsamen Geschick, das dieses wunderbare Geschöpf in sein Bett geführt hatte. Sie bewegte sich ein wenig im Schlaf. Er widerstand dem Impuls, ihre Wange zu streicheln. Plötzlich schlug sie die Augen auf, und starrte ihn erschrocken und verständnislos an, ehe ein Lächeln auf ihr Gesicht trat. Er kroch zu ihr und zog sie an sich. Ihr Haar roch nach Feuer. Seines wahrscheinlich auch.
»Eine Frau hat angerufen. Sie hat nicht gesagt, was sie wollte.«
Per ließ es unkommentiert. Er lag lange wach und dachte nach. War es nicht besser, die Wahrheit zu sagen, obwohl sie gar nichts mit ihm und Felicia zu tun hatte? Nein, das wäre zu heikel. Es war besser, die Beziehung erst zu festigen, ehe man irgendwelche unangenehmen Dinge aus der Vergangenheit präsentierte. Im schwachen Licht von der Stadt konnte er das Bild mit der Gerichtsszene sehen, das er hatte rahmen lassen und das jetzt neben der Eingangstür hing. Die Wahrheit, eine große, aufrechte Frau, erhob den Stab, aber sie erreichte den Schuldigen nicht, der im festen Griff des Hochmuts war.
Bella Svanberg zog sich um, legte etwas zusätzlichen blauen Lidschatten auf und besah sich im Spiegel. Das lange schwarze Kleid, der Schal um die Schultern und die blaue Mütze über dem offenen Haar ließen sie interessant und unergründlich wirken. Sie besserte noch einmal den Eyeliner nach. Mit einem erwartungsfrohen Gefühl ging sie zum Fenster, um zu sehen, ob das Auto, das sie abholen sollte, schon gekommen war. Die großen Tannen auf dem Spielplatz verdeckten den Blick auf die Einfahrt. Vielleicht war es am besten, wenn sie gleich zum Parkplatz runterging. Bella stieg in ihre spitzen schwarzen Schuhe und schloss die Eingangstür zu. Wenn alles gut lief, dann würde sie nie wieder beim Arbeitsamt aufkreuzen müssen. Sie würde eine berühmte Person sein. Eine eigene Kolumne in einer Illustrierten kriegen oder, noch besser, eine Fernsehsendung, in der sie die Fragen der Zuschauer über Signale aus der Atmosphäre beantworten könnte.
Als die Journalistin von der großen Abendzeitung vor dem Conventum mit ihr Kontakt aufgenommen hatte, war sie gelinde gesagt perplex gewesen. Inzwischen hatte sich die erste Überraschung gelegt, aber es war immer noch eine Anspannung da, die große Frage, wie die Zukunft aussehen würde, wenn der Artikel erst veröffentlicht war. Das Medium von Örebro – eine Reportage über mehrere Seiten hatte die Journalistin versprochen. Danach würden sich die Leute um Termine bei ihr reißen. Schon bald würde sie eigene Kurse in medialer Entwicklung halten und von jedem Kursteilnehmer dreitausend Kronen nehmen, sich ein teures Auto und eine neue Wohnung kaufen.
Bella warf einen Blick auf die Uhr. Sieben Minuten vor eins. Ein Uhr nachts hatten sie als Zeitpunkt für das Interview ausgemacht. Die Uhrzeit war schon ein wenig schräg, aber die Journalistin hatte gesagt, das sei die Idee des Fotografen gewesen. Die Fotos sollten bei Nacht in einem Spukschloss am Hjälmaren gemacht werden, damit sie die richtige Atmosphäre hätten. Warum auch nicht? Der Fotograf wusste schon am besten, welche Bilder sich gut verkauften.
In der Dunkelheit, weit von der Straßenlaterne entfernt, stand ein Auto. Die Scheinwerfer gingen an, als Bella sich näherte. Sie beeilte sich. Erkannte die Fahrerin von ihrer früheren Begegnung. Sie machte die Tür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz.
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»Wenn du beschlossen hast, mit deiner
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