Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
bleibe und dir zuhöre. Ich hätte gestern Abend schon einen Zettel schreiben und gehen können. Wie masochistisch bin ich eigentlich?« Sie öffnete die Wohnungstür.
     
    Er zog sie zurück und machte die Tür wieder zu. Hielt sie ganz fest in seinem Arm und erklärte ihr die Geschichte, so gut er sie eben erklären konnte.
     
    »Aber warum musst du mit ihr essen gehen? Das verstehe ich nicht.«
     
    »Wenn man mit wild gewordenen Pferden zu tun hat, dann hält man sie entweder weit von sich weg, sodass sie einen nicht erreichen, wenn sie treten, oder so nah, dass sie nicht treten können.«
     
    »Wenn du sie nah ranlässt, dann wird sie dich auffressen. Was passiert, wenn du nicht hingehst?« Felicia stand ganz still in seinem Arm, ohne Widerstand zu leisten.
     
    »Wahrscheinlich wird sie meiner Kollegin alle möglichen wilden Phantasien unterbreiten. Halbwahrheiten und Lügen in einer geschmacklosen Mischung. Bella war gestern mitten im Getümmel im Conventum. Vielleicht wird sie erzählen, sie habe gesehen, wie du den Brand gelegt hast, oder Pernilla, nur um mir zu schaden, oder irgendeinen anderen Wahnsinn, dem aber trotzdem nachgegangen werden muss. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
     
    »Vielleicht sollten wir alle drei zusammen zu Mittag essen. Wie findest du das? Ich kann sie bitten, mir Fotos von Ida, Lovisa und Sebastian zu zeigen. Mal sehen, ob sie ihrem Vater ähnlich sind. Wenn wir sie am Wochenende hier haben, dann ist es doch gut, wenn ich schon mal weiß, wie sie aussehen.« Felicia lachte so, dass die weißen Zähne in der Dämmerung des Flures leuchteten. Kicherte, als hätte jemand sie gekitzelt. »Wie wäre es mit einem Happy Meal bei McDonald’s am Samstag, und danach gehen wir mit ihnen ins Abenteuerbad in Gustavsvik? Aber ich muss jetzt wirklich zur Arbeit. Wir sehen uns im Pizza-Planet.« Sie küsste ihn, ein Kuss, aus dem sie sich herauswinden musste, damit sie die Kleider am Leib behalten und rechtzeitig zur Arbeit kommen konnte.
     
    »Ich liebe dich, Felicia«, rief er ihr im Treppenhaus nach, aber sie war bereits im Fahrstuhl verschwunden.
     
    Als sie gegangen war, warf sich Per Arvidsson aufs Bett und starrte an die Decke. In der Küche lief das Radio. Er schaffte es nicht, aufzustehen und es auszuschalten. Der Reporter spekulierte über Brandursachen, der Pressesprecher der Polizei wurde interviewt, Politiker äußerten Vermutungen, und auch die Allgemeinheit durfte ihre Meinung über die Bedrohung, die über Örebro lag, kundtun. Alle anderen gesellschaftlichen Fragen wurden von der ersten Seite gekickt und verkümmerten zu kleinen Notizen auf den Innenseiten.
     
    Beim Gedanken daran, was Bella wohl alles ausspucken würde, wenn man sie zum Gegenstand der Aufmerksamkeit der Medien machte, drehte sich Per der Magen um. Hätte er seinen Kollegen davon berichten und die ganze Misere offenlegen sollen? Aber schon die Vorstellung, Lena erzählen zu müssen, wie die Dinge wirklich lagen, ließ ihn innerlich aufstöhnen. Um zu beweisen, dass Bella Svanberg keine glaubwürdige Zeugin war, würde er gezwungen sein zu berichten, wie man sie gemeinsam aus dem Lokal geworfen hatte, welche Szene über seine angebliche Vaterschaft sie am Telefon vorgespielt hatte, und womöglich auch noch, wie er die Nacht in ihrer rosa Hölle verbracht hatte. Und das auf einer neuen Stelle. Unmöglich.
     
    In den Stunden, die er eigentlich darauf hätte verwenden sollen, sich auszuruhen und neue Kräfte für die nächste Schicht zu sammeln, wanderte Arvidsson in seiner Wohnung auf und ab, setzte Kaffee auf, der dann kalt wurde. Duschte, schwitzte wieder, musste noch einmal duschen. Las die Zeitung, ohne irgendwelche Zusammenhänge herstellen zu können. Als es auf ein Uhr zuging, war er nicht hungrig, aber doch als Erster im Restaurant. Normalerweise konnte er locker und ohne mit der Wimper zu zucken eine große Pizza essen. Jetzt starrte die Pizza ihn mit ihren Olivenaugen an und verzog ihre Muschelmünder, und er blieb am Tisch sitzen und wartete.
     
    Vom Fenster aus konnte er den Olof-Palmes-Torg und den Eingang zum Conventum überschauen. Die Absperrungen waren entfernt worden. Die Flaggen tanzten im Wind, als sei nichts geschehen. Die Menschen drängten sich an den Bushaltestellen, schützten sich vor dem Wind, der an allem, was ihm in den Weg kam, zerrte und riss.
     
    Bella war nicht zu sehen. Er hatte Angst gehabt, dass sie als Erste kommen würde. Dass sie schon dasitzen und mit ihrer

Weitere Kostenlose Bücher