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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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gab Akuko seine Tochter. Die andern sahen es, sie kamen auch heran und sagten: »Hat Akuko nicht doch noch die Frau bekommen? Hat er nicht mit seiner zerbrochenen Hacke die Arbeit schneller vollendet als wir?«
    Alle gingen in die Stadt zurück. Die anderen sprachen untereinander: »Wir wollen Akuko auf dem Heimweg seine Frau fortnehmen.« Die anderen kamen zu Akuko und fragten: »Welchen Weg willst du nach Hause gehen?« Akuko sagte: »Ich werde den Weg an dem großen Fluß entlang nehmen.« Die anderen sagten: »Dann gehen wir ja den gleichen Weg.« Alle gingen nun mit Akuko nach Hause.
    Nachdem die andern eine Weile mit Akuko dahingegangen waren, kamen sie an den großen Fluß. Die andern sagten: »Wir wollen baden.« Akuko sagte: »Ich mag nicht baden.« Die andern sagten: »Wir wollen doch baden und du mußt mit uns baden.« Da sagte sich Akuko: »Die anderen wollen dir deine Frau wegnehmen. Ich werde meine Frau lieber in den Mund nehmen.« Akuko nahm seine Frau in den Mund. Die andern stießen, als sie das sahen, Akuko in das Wasser. Um ihm seine Frau wegzunehmen und um ihn zu zwingen, seine Frau aus dem Mund zu geben, steckten sie Akukos Kopf unter das Wasser. Sie sagten: »Nun muß er den Mund aufmachen. Dann nehmen wir die Frau heraus.« Als Akuko das hörte, schluckte er seine Frau hinunter, so daß sie in seinem Bauch war.
    Als Akuko die Frau hinuntergeschluckt hatte, ließen ihn die andern heraus. Er kam ans Land. Akuko wollte die junge Frau nun wieder aus dem Bauch heraus haben. Die junge Frau hießAruege. Er schrie also immer: »Aruege! Aruege! Aruege!« Aber die Frau kam nicht wieder heraus, und so schreit er noch immer: »Aruege! Aruege! Aruege!«
Himmelsleiter
    Es war eine große Hungersnot. Niemand hatte etwas Rechtes zu essen. In der Stadt starben sechs Menschen, weil sie nichts zu essen hatten. Im Busch starben zweihundert Antilopen, weil sie nichts zu essen hatten. Die Ziegen (Ewure) schärften die Messer und leckten sie ab. Die Menschen fragten sie: »Weshalb eßt ihr die Messer?« Die Ziegen sagten: »Wir denken (stellen uns vor), es sei Jams, und das ist angenehm.« Es fiel Regen (Odjo). Die Hühner liefen hin und pickten die Tropfen auf. Die Leute fragten sie: »Weshalb eßt ihr Regentropfen?« Die Hühner sagten: »Wir denken (stellen uns vor), es sei Mais und das ist angenehm.«
    Erri (Elefant) rief alle Tiere im Busch zusammen und sagte zu ihnen: »Wir wollen alle unsere Mütter, jeder die seine rufen und jeder soll seine Mutter töten, soll sie schlachten und aufessen.« Die Tiere sagten: »Es ist recht!« Alle Tiere gingen in den Busch. Jedes Tier rief im Busch seine Mutter und tötete sie, schlachtete sie dann und aß sie nach und nach auf.
    Nur Ehoro (Kaninchen) tat nicht so. Ehoro rief seine Mutter und sagte: »Alle andern Tiere töten ihre Mütter, schlachten sie und essen sie auf. Ich will dich aber nicht töten. Ich will dich vor den andern Tieren verstecken, und du machst mir dann jeden Tag guten Jamsbrei zurecht.« Dann ging er mit seiner Mutter fort. Er versteckte sie nun ganz nahe am Himmel. Da machte Ehoros Mutter jeden Tag Jamsbrei, während Ehoro unten auf der Farm arbeitete. Wenn Ehoro ausgearbeitet hatte, ging er an die Stelle und sang: »Meine Mutter, schicke die Keke (Spindel).«Seine Mutter ließ die Spindel am Faden herab, dann setzte sich Ehoro schnell darauf und die Mutter zog ihn nach oben. Wenn Ehoro sich sattgegessen hatte, sang er: »Mutter! Mutter! Laß die Spindel herunter! Ich will wieder heruntergehen!« Dann fuhr er auf der Spindel am Spindelfaden wieder herab. So hatte Ehoro immer gutes Essen, während die andern Tiere hungerten.
    Ahun sah, daß Ehoro immer gut zu essen hatte. Ahun schloß mit Ehoro Freundschaft. Ahun ging mit Ehoro auf seine Farm und half ihm arbeiten. Als sie von der Farm fortgingen, sagte Ahun zu Ehoro: »Du hast immer gut zu essen. Sage mir doch, wo der Platz ist, an dem du dein Essen gewinnst?« Ehoro sagte: »Wenn ich es dir sagen würde, würdest du es allen anderen Tieren erzählen. Du würdest herumlaufen und überall sagen: »Ich weiß den Platz, an dem Ehoro viel Essen findet.« Ahun sagte: »Nein, ich will es niemand erzählen, ich verspreche es dir, ich will es niemand sagen!« Ehoro sagte: »So komm an die Stelle, dann werde ich es dir zeigen.«
    Ahun lief nach Hause. Er nahm eine Tasche und versteckte sie in seinen Kleidern. Er kam nun mit Ehoro an der Stelle zusammen. Ehoro sang: »Meine Mutter, schicke die Spindel herab!«

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