Schwarze Sonne
eines der Fenster heran.
»Was ist?« Peter kam hinterher. »Hast du jemanden gesehen?«
»Nein, aber …« Justus stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte ins Zimmer.
»Wie nein? Was machst du dann da?« Peter schüttelte unwirsch den Kopf. »Komm da weg, Just! Du kannst doch nicht einfach ins Haus glotzen!«
»Ach, jetzt hab dich nicht so!« Auf einmal pfiff Justus leise durch die Zähne und winkte aufgeregt seinen Freund heran. »Sieh mal, das Bild da an der Wand! Das ist doch ein Mendelstein, oder? Und daneben hängt noch einer! Und dahinten –«
»Hey! Ihr da!« Ein wütender Ruf hallte ihnen entgegen. »Was sucht ihr da?«
Beide Jungen erschraken bis ins Mark. Peter, weil er sofort an eine Gestalt aus einer Edgar-Allan-Poe-Geschichte denken musste. Alt, klein und verknittert stand dort an der Hausecke ein Greis, der sie böse anstarrte. Aus einem einzigen Auge. Das linke war von einer Klappe verdeckt und das rechte leuchtete blassblau unter der buschigen Augenbraue hervor. Geierauge. So hatte Peter damals die Romangestalt genannt.
Justus hingegen fuhr aus einem ganz anderen Grund zusammen. Der Mann hatte eine Schrotflinte auf sie gerichtet!
»Entschuldigen Sie!« Justus hob instinktiv die Hände. »Wir … wir hatten … wir würden gerne –«
»Verschwindet!«, fuhr ihn der Mann, der Follister sein musste, aufgebracht an. »Und zwar ganz schnell!« Mit einem lauten Klacken entsicherte er sein Gewehr.
Dunkelrotes Kalifornien
»Du bringst uns noch mal ins Grab, Just!« Wütend stampfte Peter durch den Wald. »Warum musst du auch deine Nase in fremde Fenster hängen? Wir können von Glück sagen, dass uns Follister keine Ladung Schrot in den Hintern gejagt hat!«
»Ja, du hast ja recht«, gab der Erste Detektiv reumütig zu. »Aber wer hätte auch ahnen können, dass Follister doch zu Hause ist? Wir haben wirklich laut genug gerufen.«
»Just!« Peter blieb entrüstet stehen. »Erstens sind alte Leute nicht mehr ganz so fix auf den Beinen und brauchen vielleicht eine gewisse Zeit bis zur Tür. Zweitens hören sie nicht mehr so gut und drittens machen sie ab und zu ein Nickerchen. Wir hätten einfach ein wenig länger warten müssen. Und überhaupt: Auch wenn jemand nicht zu Hause ist, gibt dir das noch lange nicht das Recht, deine Stielaugen durch seine Fenster zu bohren!«
»Ja, aber als guter Detektiv muss man eben manchmal etwas unorthodoxe Wege beschreiten.«
»Als guter Detektiv braucht man vor allem einen Hintern ohne Schrotkörner«, konterte Peter erbost.
Justus seufzte. Und schwieg für ein paar Augenblicke. Dann jedoch musste er über seine Entdeckung sprechen. »Das mit den Mendelsteins ist doch äußerst merkwürdig.« In Gedanken vertieft stolperte er hinter Peter durch den Wald. »Ich bin mir zwar nicht hundertprozentig sicher, aber dennoch würde ich darauf wetten, dass es Bilder von Seamur Mendelstein waren, die ich da in dem Zimmer gesehen habe.«
Peter schlüpfte unter ein paar Zweigen hindurch. »Und wenn schon. Mendelstein hat doch hier gelebt.«
»Schon, aber das erklärt ja nicht, warum immer noch Bilder von ihm in dem Haus hängen. Oder warum Follister sie offenbar besitzt.«
»Und? Warum sollte es uns überhaupt interessieren? Dann hängen eben Mendelsteins da herum.« Peter war immer noch nicht gut auf Justus zu sprechen. Der Schock von eben saß noch zu tief.
»Peter!« Justus holte zu seinem Freund auf. »Verstehst du denn nicht? Vielleicht ist Follister der große Unbekannte, der immer wieder Mendelsteins auf den Markt wirft. Vielleicht ist er derjenige, der einmal im Jahr ein Auktionshaus damit beauftragt, einen neuen Mendelstein zu versteigern. Und wenn dem so ist, dann ist er vielleicht auch derjenige, der uns in unserem Fall weiterhelfen kann!«
Peter blieb stehen und drehte sich zu Justus um. »Du meinst, weil er vielleicht weiß, wann und wo Denzel dieses eine Bild mit der schwarzen Sonne schon einmal gesehen haben könnte?«
»Genau!«
Peter dachte kurz nach. »Womit immer noch bliebe, dass man das gestohlene Bild bei ihm gefunden hat. Und sein Auto vor der Galerie gesehen wurde.«
»Eins nach dem anderen«, entgegnete Justus.
Der Zweite Detektiv nickte. »Okay. Lass uns zu Bob zurückgehen und mit ihm darüber reden.«
Die beiden Jungen mussten jedoch nicht bis zum Motel zurücklaufen, um Bob zu treffen. Auf halbem Weg kam ihnen der dritte Detektiv nämlich entgegen. Er hatte gerade die Abzweigung von der Küstenstraße nehmen wollen, als Justus
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