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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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oder Eis essen und schon gar nicht mehr abends mit uns weg. Das kommt total eingebildet rüber und macht die anderen noch misstrauischer, kannst du dir das nicht denken?«
    Ich muss schlucken. »Das ist doch nur, weil ich mich immer beobachtet fühle. In jeder Stunde wird geflüstert und gefeixt, Oleg und Patrick mit ihren Bemerkungen, Yuki mit ihren kritischen Blicken, Fiona hast du eben selbst erwähnt. Ich muss mich doch verkriechen! Wenn ich auf all das immer eingehen und mich verteidigen würde, gäbe ich den anderen doch erst recht Zündstoff, obwohl sie sich das alles nur ausgedacht haben!«
    Alena schüttelt den Kopf. »Was da so alles getratscht wird, kannst du dir in deinen Träumen nicht ausmalen. Manche sind sogar fest überzeugt, Schwarze würde mit dir die Zensuren besprechen.«
    »Dazu hätte ich gar keine Lust. Außerdem macht er das mit Frau Bollmann. Die Noten verteilt doch sie. Er kann höchstens seinen Eindruck dazu geben.«
    »Ich sage auch nur, es wird gequatscht. Du kannst nur selbst dafür sorgen, dass das aufhört. Das kann dir keiner abnehmen.«
    »Und wie soll ich das machen?«
    »Benimm dich wieder wie eine von uns«, rät sie mir und wickelt eine meiner Haarsträhnen um ihren Finger. »So lange, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Dann wird das schon.«
    Ich überlege einen Moment. »Gut«, sage ich schließlich. »Ich glaube, du hast recht. Am besten, ich fange gleich an meinem achtzehnten Geburtstag damit an, allen zu zeigen, wie wichtig sie mir immer noch sind. Hilfst du mir bei den Vorbereitungen?«
    Alena schlingt ihre Arme um meinen Hals.
    »Das ist meine Valerie«, sagt sie und steht auf. »Natürlich helfe ich dir. Es wird der tollste Geburtstag aller Zeiten, du wirst sehen. Aber jetzt muss ich gehen, es ist schon spät. Wir sehen uns morgen.«
    Ich bringe sie zur Tür, wo sie mich noch einmal umarmt, dieses Mal erwidere ich es, obwohl mir ihre Umklammerung beinahe die Luft abschnürt. Wieder dazugehören.
    »Übrigens«, sagt sie, als sie schon halb die Treppe hinunter ist. »Meine Theorieprüfung neulich. Diesmal habe ich bestanden.«
    Verflucht, denke ich, während ihre Schritte nach unten hin leiser werden, bis die Haustür hinter ihr zuschlägt. Wieder nicht nachgefragt. Weil du niemanden mehr zu kennen scheinst, seit Schwarze aufgetaucht ist, Valerie.

14.

    D en ganzen Tag erreiche ich Corvin nicht und bekomme auch keine Nachricht von ihm, so oft ich auch mein E-Mail-Postfach und mein Handy checke. Selber habe ich ihm nur eine SMS geschickt, liebe, mitfühlende Worte. Nichts von dem, was in der Schule passiert ist und was mittags in der anonymen Mail stand, habe ich erwähnt. Ich versuche mich abzulenken, durchforste das Internet nach geeigneten Räumlichkeiten für meine Geburtstagsparty, ohne jedoch fündig zu werden, schreibe ausgiebig Tagebuch, viel zu lange schon habe ich das vernachlässigt, hinterher ist mir ein wenig leichter zumute. Später schaue ich mit meinen Eltern noch einen Film im Fernsehen an, Die Welle mit Jürgen Vogel, stelle aber fest, dass es ein Fehler war, weil mich der Streifen nur wieder an die Schule und an den Druck erinnert, dem ich dort ausgesetzt bin. Alles erscheint so aussichtslos, ich fühle mich wie in einem Brunnenschacht, in den ich durch eigene Schuld hineingeraten bin und aus dem ich allein nicht herausfinde, und niemand ist da, der mir ein Seil hinunterreicht, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, ich verrecke hier noch.
    In der Nacht wache ich durch ein Geräusch auf; mit einem Ruck sitze ich aufrecht im Bett und starre in die Dunkelheit, mein Sleepshirt klebt mir am Körper und ich ringe nach Luft, als hätte ich einen halben Marathonlauf hinter mir. Ohne auch nur einen Zeh zu bewegen, lausche ich in die Nacht, doch alles ist still. Ich wage nicht, zum Fenster zu gehen und nach unten zu schauen, will nicht wissen, ob jemand auf der Straße steht, vor meinem Fenster, will nicht hinter den Lamellen meiner Innenjalousie gesehen werden. Irgendwo fauchen und kreischen zwei Katzen, die sich prügelnd ihre Revierkämpfe austragen, aber das scheint weiter weg zu sein, vielleicht waren sie vorher hier und es waren ihre Kampfschreie, die mich aus dem Schlaf gerissen haben. Mein CD-Wecker zeigt zwei Uhr dreiundvierzig an, um diese Zeit ist niemand aus meiner Schule unterwegs, bestimmt nicht, versuche ich mir einzureden.
    Lautlos lege ich mich wieder hin und warte darauf, dass sich mein Herzschlag beruhigt; mit weit aufgerissenen Augen

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