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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nicht.
    Â»Als Hester ihren Leichnam waschen wollte« – Monk spürte, dass sein Atem rasselte, bitte, lieber Gott, lass Orme außer Hörweite stehen bleiben – »hat sie entdeckt, woran die Frau wirklich gestorben ist.« Er schluckte und musste beinahe würgen. Würde Durban die vernichtende Bedeutung dessen erkennen, was er sagte? Würde er begreifen?
    Durban wartete mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er hob eine Hand, um Orme, der die Treppe schon halb hinaufgekommen war, zu verstehen zu geben, er solle stehen bleiben.
    Es war sinnlos, Ausflüchte zu machen. Wenn Monk die Sache nicht richtig anpackte, war es zu spät, es besser zu machen. »Pest«, flüsterte er, obwohl der Wind seine Worte Durban zutrug und nicht Orme. »Ich meine Beulenpest – den schwarzen Tod.«
    Durban wollte etwas sagen, dann schwieg er jedoch. Er stand vollkommen reglos da, obwohl der Wind ihnen inzwischen wie Eis ins Gesicht blies. Die Luft um sie herum war immer noch klar. Über ihnen kreisten die Möwen, einige Barkassen fuhren mit der Tide langsam vorbei zum Pool hinauf.
    Â»Pest?« Durbans Stimme klang heiser.
    Monk nickte. »Der Rattenfänger hat mir gestern spätabends die Nachricht überbracht. Er kam zu mir nach Hause, und er wird es Margaret Ballinger sagen, die ebenfalls in der Klinik arbeitet, aber sonst niemandem. Wenn er dies täte, würde Panik ausbrechen. Die Leute würden möglicherweise sogar versuchen, sie auszuräuchern.«

    Durban fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Plötzlich war er so blass, dass seine Haut fast grau aussah. »Wir dürfen sie nicht rauslassen!«
    Â»Ich weiß«, sagte Monk leise. »Sutton hat seine Freunde bereits gebeten, die Zugänge zum Haus mit Pitbulls zu überwachen. Sie werden jeden zerfleischen, der versucht, das Gebäude zu verlassen.«
    Durban rieb sich noch einmal mit dem Handballen über das Gesicht. »O Gott!«, flüsterte er. »Wer …«
    Â»Niemand«, antwortete Monk. »Wir müssen selbst damit fertig werden. Margaret Ballinger wird draußen alles tun, was in ihrer Macht steht – ihnen Lebensmittel, Wasser, Kohle und Medikamente bringen und diese irgendwo abstellen, wo sie sie nach Einbruch der Dunkelheit holen können. Zumindest sind die Nächte um diese Jahreszeit lang, und die Portpool Lane ist gut beleuchtet. Hester und die Frauen, die dort sind, werden die Kranken pflegen … solange …« Er brachte es nicht über sich, den Satz zu vollenden, obwohl die Worte in seinem Kopf hämmerten: … solange sie noch leben.
    Durban sagte nichts, aber in seinen Augen stand tiefes Mitleid.
    Monk schluckte sein Entsetzen hinunter. Es war nicht die Angst vor der Krankheit, sondern davor, alles zu verlieren, was ihm lieb und teuer war. »Wir müssen herausfinden, woher es kommt«, fuhr er mit beinah fester Stimme fort. »Wir haben in England nicht die Pest. Die ›Maude Idris‹, auf der das Elfenbein hereinkam, ist eben von Afrika zurückgekehrt. Es ist Louvains Schiff. Louvain hat Ruth Clark in die Klinik gebracht.«
    Â»Ja … verstehe«, antwortete Durban. »Sie kam womöglich von dem Schiff. Vielleicht wusste Hodge Bescheid, in dem Fall hätte sein Tod mehr mit der Pest zu tun als mit dem Diebstahl. Wie auch immer, wir müssen es herausfinden. Gütiger Himmel! Wenn die Pest sich einmal festsetzt, könnte sie das ganze Land überschwemmen! Die Frage ist, wer auf der ›Maude Idris‹ davon wusste? Und was ist mit Louvain?«

    Â»Das weiß ich nicht«, räumte Monk ein. »Ich … ich habe Gould versprochen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit er nicht hängen muss, wenn er wirklich nichts mit Hodges Tod zu tun hat.«
    Â»Hängen?«, sagte Durban ungläubig. »Allmächtiger Gott, Mann! Wenn das, was Sie sagen, stimmt, könnte die ganze Welt sterben, und zwar auf schlimmere Weise als am Strick – das ist ein brutaler, aber schneller Tod. Was bedeutet im Vergleich dazu das Leben eines Mannes?«
    Â»Das werden wir nicht zulassen«, antwortete Monk mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Stimme klang abgehackt, weil er anfing, am ganzen Körper zu zittern. »Hester wird mit ihnen in der Klinik bleiben. Niemand wird herauskommen, bevor nicht alles vorbei ist, falls dann noch jemand von ihnen lebt. Die Welt wird sich

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