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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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weiterdrehen, als wäre nichts geschehen. Und Gerechtigkeit wird immer noch eine Rolle spielen.«
    Das Kielwasser der Barkassen klatschte gegen die Steine. »Sie und ich werden die Einzigen sein, die etwas mit Goulds Leben oder Tod zu tun haben und etwas darüber wissen«, fuhr Monk fort. »Hängen wir einen Unschuldigen? Wenn wir das tun, weil wir Todesangst haben, warum hängen wir dann nicht gleich zwei oder gar hundert? Wie viele unschuldige Menschen sind es wert, dass man versucht, sie zu retten?« Er hörte den deutlichen Zorn in seiner Stimme und wusste, dass dieser der Erleichterung entsprang, über etwas Erträgliches nachzudenken, etwas, was man begreifen konnte. »Wir müssen die Wahrheit auf jeden Fall herausfinden.«
    Durban nickte sehr langsam mit düsterem Gesicht, dann ging er zu Orme und sprach mit ihm. Monk konnte nicht hören, was er sagte, aber er sah Ormes zustimmendes Nicken und sein besorgtes Stirnrunzeln, bevor er wieder zu den anderen Männern ins Boot stieg. Durban kam zurück.
    Â»Was hat Louvain gesagt, wer die Frau ist?«, fragte er.
    Â»Die abgelegte Geliebte eines Freundes.«
    Â»Ist das wahr?« Durban sah Monk von der Seite an.

    Â»Ich habe keine Ahnung. Könnte sein, könnte aber auch sein, dass sie seine Geliebte war.«
    Â»Glauben Sie, dass er wusste, dass sie die Pest hatte?«
    Â»Wenn sie die erste Pestkranke war, der er je begegnet ist, nicht. Als Hester sie aufnahm, dachte sie, es handle sich um Lungenentzündung.«
    Â»Lungenentzündung ist tödlich«, meinte Durban.
    Â»Ich weiß. Aber immer noch besser als die Pest.«
    Â»Hören Sie auf, das Wort immer wieder in den Mund zu nehmen!«, fuhr Durban ihn an. »Sprechen Sie es nie wieder laut aus!«
    Monk überhörte die Kritik. »Andererseits, wäre jemand auf seinem Schiff daran gestorben, hätte er es sicher gewusst«, fuhr er fort. »Aber wenn es auf See passiert wäre und die Mannschaft hätte diejenigen über Bord geworfen, ist nicht sicher, ob er es erfahren hätte. Gleiches gilt, wenn Hodge daran gestorben ist.«
    Durban starrte Monk an. »Was sagen Sie da? Hodge hatte es im Stadium der Lungenpest, und jemand hat ihn umgebracht, damit er nicht an Land geht? Oder dass er daran gestorben ist und sie den Leichnam nicht über Bord werfen konnten, denn sie waren ja schon hier auf dem Fluss und haben ihm den Schädel eingeschlagen, damit sich niemand mehr so genau den restlichen Körper anschaut?«
    Â»Möglicherweise Letzteres«, antwortete Monk. »Louvain kann gewusst haben, was passiert ist, oder auch nicht.«
    Â»Wir müssen herausfinden, wessen Geliebte sie war.« Durbans Stimme klang drängend, scharf vor Angst. »Wer immer er auch ist, er könnte sich angesteckt haben. Aber was noch schlimmer ist, was ist mit der übrigen Mannschaft?«
    Â»Louvain hat mir gesagt, dass er drei Leute abgemustert hat, und drei sind noch an Bord, jetzt, nachdem Hodge tot ist. Sie brauchen ein Boot mit Männern, um aufzupassen, dass die Matrosen auch an Bord bleiben. Erschießen Sie sie, falls notwendig«, antwortete Monk. »Es hat nicht viel Sinn, einen Arzt zu ihnen zu schicken, denn es gibt keine Heilung.«

    Â»Wir dürfen sie auch nicht die Ladung löschen lassen«, meinte Durban gedankenvoll. Seine Gesichtsmuskeln spannten sich an, der Mund verzog sich zu einem dünnen Strich. »Ich lüge meine Männer nicht gerne an, aber ich kann ihnen unmöglich die Wahrheit sagen.« In seinen Augen lag eine Frage, kaum mehr als ein Flackern, als hoffte er noch, es gäbe noch eine andere Lösung und Monk würde sie ihm verraten.
    Â»Sutton hat seinen Freunden erzählt, es sei Cholera«, antwortete Monk. »Vielleicht würden Ihre Leute das auch glauben?«
    Durban nickte langsam. »Dann machen wir uns am besten gleich an die Arbeit. Wir dürfen keine Zeit vergeuden.« Er ging wieder zur Treppe hinüber und stieg hinunter, Monk folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Orme wartete auf sie. Er betrachtete Monk mit skeptischer Neugier, aber wenig Sympathie. Er wusste nicht, was er von der Sache halten sollte, doch er war misstrauisch.
    Durban machte keine langen Ausflüchte. »Auf der ›Maude Idris‹ ist die Cholera«, erklärte er leise, ohne das geringste Zittern in der Stimme, als würde er ihnen tatsächlich die Wahrheit erzählen. »Wir

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