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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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dem Abend, an dem Rathbone mit Margaret zu der Abendeinladung ging, stand Monk, als die Dunkelheit hereinbrach,
am Ufer der Themse auf den Wapping Stairs und wartete auf Durban. Er hörte das Boot an den Steinen scharren und trat einen Schritt aus dem Schatten.
    Durban kam langsam die Stufen herauf und hustete in der kalten Nachtluft. Einen Augenblick hob sich seine Silhouette vor dem Wasser ab, auf dem die Ankerlichter eines vertäuten Schiffes glitzerten, dann stand er im Dunkeln. Aber Monk hatte ihn in diesem Augenblick gesehen, und seine hochgezogenen Schultern hatten ihm verraten, dass er nichts herausgefunden hatte.
    Â»Ich auch nicht«, sagte er leise. Er sprach den Gedanken aus, der ihm schon eine ganze Weile im Kopf herumspukte. »Glauben Sie, die Männer sind vielleicht auf See gestorben und wurden einfach über Bord geworfen? Und deshalb gibt es keine Spur?«
    Â»An der Pest?«, fragte Durban, der dicht an Monk herangetreten war, damit er die Stimme nicht heben musste. »Und der Rest der Mannschaft hat das Schiff hierher gebracht?«
    Â»Warum nicht? Würden vier Männer das nicht hinkriegen, wenn sie müssten?«
    Â»Wahrscheinlich schon, und wenn, sind die drei ja auch nicht unbedingt gleichzeitig gestorben. Aber das ist nicht der Punkt. Wenn die Männer an einer gewöhnlichen Krankheit gestorben wären, hätten sie es gemeldet. Warum nicht? Und Louvain würde es wissen.«
    Â»Ja«, meinte auch Monk. »Aber wenn sie an der Pest gestorben sind, hätten sie’s nicht gemeldet. Das Schiff hätte nicht in den Hafen fahren dürfen, und Louvain hätte seine Fracht verloren, und wir wissen ja bereits, dass er sich das nicht leisten kann.«
    Â»Sie haben Newbolt und die anderen gesehen«, antwortete Durban. »Glauben Sie, die würden aus Loyalität zu Louvain auf einem Schiff bleiben, auf dem die Pest ausgebrochen ist?«
    Â»Nein.« Da gab es nichts zu streiten, die Vorstellung war absurd. »Aber wo sind sie nur?«

    Â»Abgemustert, wie Louvain gesagt hat. Entweder hatten sie Glück und sind gesund, oder sie sind inzwischen an der Pest gestorben«, antwortete Durban mit leiser Stimme, so leise wie das Schlürfen der Wellen an den Steinen.
    Â»Gould wird morgen vor Gericht gestellt«, sagte Monk. »Ich glaube, Hodge ist an der Pest gestorben und jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen, um die wahre Todesursache zu vertuschen. Sie haben es nicht gewagt, ihn über Bord zu werfen, als sie im Hafen lagen, und das heißt, das Gould nichts damit zu tun hat. Wir können es nicht beweisen, und selbst wenn wir’s könnten, würden wir es nicht tun. Wir wagen es nicht einmal anzudeuten, es sei einer von ihnen gewesen, sonst könnte die ganze Sache rauskommen. Wir wagen es nicht, ihnen einen Grund zu geben, die Leiche wieder auszugraben, und so haben wir keinerlei medizinische Beweise.«
    Durban fragte nicht, ob Monk irgendetwas aus der Klinik gehört hatte. Sie hatten so viel Zeit miteinander verbracht, dass er es an Monks Stimme gehört hätte und an dem, was er nicht sagte, ebenso wie an dem, was er sagte. Er hatte nicht einmal Mitleid gezeigt, nur ein schweigendes Verständnis für den Schmerz.
    Â»Es war keiner von der Mannschaft«, meinte auch er. »Wenn sie wüssten, dass es die Pest ist, wären sie vom Schiff geflohen, und wenn sie hätten schwimmen müssen. Es muss Louvain gewesen sein. Aber wir werden ihn kaum dazu bringen, es zuzugeben.«
    Â»Was wären ›begründete Zweifel‹?«, dachte Monk laut. »Stockbesoffen gestürzt?«
    Â»Es würde bedeuten, dass Louvain zu seiner ursprünglichen Aussage zurückkehren müsste«, warnte Durban. »Das wird ihm nicht gefallen.«
    Â»Die Alternative wird ihm auch nicht gefallen«, sagte Monk mit wachsender Überzeugung. »Ich muss es nur so unerfreulich darstellen, dass er froh sein wird auszusagen, er habe sich geirrt. Hodge war betrunken, und er stürzte und schlug so fest
mit dem Kopf auf, dass er an den Folgen starb. Um ihn herum war mehr Blut, als Louvain zunächst bemerkt hat.«
    Â»War Hodge ein Trunkenbold?«, fragte Durban unsicher. »Sie haben einem Trunkenbold auf dem Fluss in der Nacht die Wache überlassen, wo die Fracht noch an Bord war? Das ist inkompetent.«
    Â»Sie hatten nur wenig Leute.«
    Â»Dann sollte man dem Trunkenbold die Wache bei Tag

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