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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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überlassen.«
    Â»Sie haben Recht, dann sind sie inkompetent«, stimmte Monk ihm bitter zu. »Aber das ist immer noch besser, als von der Pest heimgesucht zu werden, und das ist Louvains Alternative.«
    Â»Sie werden es ihm sagen?«
    Â»Fällt Ihnen was Besseres ein?«
    Â»Soll ich mitkommen?«
    Monk hörte die Erschöpfung in Durbans Stimme. »Nein. Ich würde den Halunken lieber unter vier Augen sprechen. Ich will ihn eigenhändig dazu zwingen, Gould zu retten. Es ist nicht viel, aber ich würd’s gerne tun.«
    Â»Verstehe. Seien Sie vorsichtig«, warnte Durban ihn, und plötzlich hatte seine Stimme wieder die vertraute Schärfe, und die Müdigkeit war verflogen. »Lassen Sie durchblicken, dass Sie nicht allein arbeiten. Die Wasserpolizei weiß alles. Sorgen Sie dafür, dass er das begreift!«
    Â»Meinen Sie, er würde mir was antun?« Monk war nur wenig überrascht. Er fühlte sich innerlich derart leer, dass es ihm fast egal war. Er war erschöpft, weil er ständig zwischen Hoffnung und Verzweiflung um Hester hin und her schwankte. Hoffnung war qualvoll, manchmal gar unerträglich. Sie hatte ihr Leben aufgegeben, um London, vielleicht sogar ganz Europa, zu retten. Er war leidenschaftlich stolz auf sie und so wütend, dass er Louvain mit bloßen Händen hätte umbringen können, um zu spüren, wie das Leben aus ihm wich, und dabei etwas zu empfinden, was Vergnügen sehr nahe kam. Er war so voller
Schmerz, dass er fast unter seinem Gewicht zusammenbrach. Er wollte nichts essen und konnte nicht schlafen, nur ab und zu der Erschöpfung nachgeben.
    Â»Ich fürchte eher, Sie könnten ihn umbringen«, sagte Durban vernünftig. »Ich komme also auf jeden Fall mit. Sie können das Reden übernehmen, ich will nur dabei sein.«
    Â»Und wenn er Männer bei sich hat und uns beide umbringt?«, fragte Monk.
    Â»Das Risiko gehe ich ein«, antwortete Durban trocken. »Wir nehmen ihn mit, das wird was.«
    Â»Gould wird das nichts mehr nützen.«
    Â»Nein!«, stimmte Durban ihm zu. »Kommen Sie. Gehen wir zu ihm.«
    Diesmal war es nicht so leicht, in Louvains Büro vorgelassen zu werden, obwohl der Sekretär bereitwillig zugab, dass Mr. Louvain noch dort war und auch keinen Besuch hatte.
    Â»Es hat mit der ›Maude Idris‹ und dem Diebstahl des Elfenbeins zu tun«, sagte Monk schroff.
    Â»Ja, Sir. Wir haben das Elfenbein wieder. Vielen Dank.«
    Â»Das weiß ich, verdammt! Ich habe es gefunden! Der Dieb wird morgen vor Gericht gestellt. Es hat sich etwas ergeben, über das ich mit Louvain reden muss, und zwar vorher.«
    Â»Ich werde ihn fragen, Sir. Und der Gentleman in Ihrer Begleitung?«
    Â»Superintendent Durban von der Wasserpolizei.«
    Zehn Minuten später waren sie in Louvains Büro, das Feuer brannte noch, der Raum war warm, das Gaslicht warf einen Schimmer auf die polierte Tischplatte. Louvain stand mit dem Rücken zum Fenster, genau wie damals, als Monk zum ersten Mal bei ihm gewesen war, die Lichter der Themse schimmerten in dem dunklen Fenster hinter ihm. Er sah angespannt und müde aus.
    Â»Was ist los?«, fragte er, sobald die Tür geschlossen war. »Ich weiß, dass der Dieb morgen vor Gericht gestellt wird. Na und?« Er machte sich nicht die Mühe, seine Gereiztheit zu verbergen,
als sie einander quer durch den Raum anstarrten. Zorn und Erbitterung lagen in der Luft. »Wozu, zum Teufel, haben Sie die Wasserpolizei mitgebracht?«
    Â»Gould hat Hodge nicht umgebracht«, erklärte Monk. »Ich habe den Leichnam nicht richtig untersucht. Wie beabsichtigt, habe ich mir nur den Hinterkopf genauer angeschaut.«
    Louvains Blick war hart und ruhig. Nicht ein Mal schaute er zu Durban hinüber. »Und was hätten Sie noch sehen wollen?«, fragte er.
    Â»Die Todesursache«, antwortete Monk. »Oder den Grund für den Tod von Ruth Clark – oder wie immer sie hieß.«
    Louvains Gesicht wurde unter der Sonnenbräune blass. »Sie hat nichts mit der Sache hier zu tun«, sagte er bärbeißig. Zum ersten Mal zeigte er ein anderes Gefühl als Zorn.
    Monk fragte sich, ob sie doch Louvains Geliebte gewesen war. Hatte es ihm gar etwas ausgemacht, sie in die Klinik bringen und dort lassen zu müssen? Es war ihm möglich erschienen, dass Louvain nicht gewusst hatte, dass sie an der Pest erkrankt war und es für

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