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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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eine einfache Lungenentzündung gehalten hatte, aber Durbans Logik war unerbittlich. Wenn Gould Hodge nicht auf dem Gewissen hatte, dann musste es Louvain gewesen sein, der die Ursache seines Todes vertuscht hatte. Wenn die Mannschaft die Wahrheit gewusst hätte, hätte nichts auf der Welt sie auf dem Schiff gehalten. Was auch bedeutete, dass die anderen drei wirklich abgemustert worden waren und nicht auf See gestorben waren.
    Â»Sie hat sehr wohl damit zu tun«, sagte Monk, in dem ein Hass aufwallte, der ihn fast erstickte. »Sie haben sie in die Klinik in der Portpool Lane gebracht, obwohl Sie wussten, dass sie die Pest hatte.« Er übersah Louvains schmerzvolles Zusammenzucken. Wie viel sie ihm auch bedeutet haben mochte, es war keine Entschuldigung dafür, dass er sie irgendwohin gebracht hatte, wo sie die Krankheit an andere weitergeben konnte – an Frauen, die von anderen Männern geliebt wurden! »Daran ist Hodge doch gestorben, oder etwa nicht!«, beschimpfte
er Louvain. »Sie haben ihm mit der Schaufel eins über den Hinterkopf gezogen, damit es wie Mord aussah und er schnell begraben wurde. Niemand sollte je die Wahrheit erfahren. Es war Ihnen doch völlig egal, dass ein Unschuldiger dafür hängt!«
    Â»Er ist ein Dieb«, sagte Louvain mit Bitterkeit und Zorn in der Stimme, weil er gezwungen wurde, Rechenschaft abzulegen.
    Â»Soll er deswegen hängen?« Monk konnte es nicht glauben, doch je länger er darüber nachdachte, desto eher glaubte er es. »Weil er Ihnen etwas gestohlen hat?«
    Louvain verzog den Mund. »Sie halten sich für einen weltklugen Mann, Monk, und glauben, dass niemand es wagt, Ihnen die Stirn zu bieten, aber Sie sind naiv und stolpern über Ihre eigene Moral. Sie sind zu schwach, um am Fluss zu überleben.«
    Vor ein paar Tagen hätte diese Beleidigung Monk schwer getroffen. Heute war sie so unbedeutend, dass er nicht einmal darauf reagierte. Was war Eitelkeit angesichts des Verlusts, der ihm drohte?
    Â»Gould wird nicht hängen«, antwortete er stattdessen. »Denn wir werden dafür sorgen, dass er aufgrund begründeter Zweifel freigesprochen wird.«
    Louvain entblößte die Zähne zu so etwas wie einem Lächeln. »Begründete Zweifel in Bezug auf was? Sie werden nicht herumerzählen wollen, dass er an der Pest gestorben ist.« Als er das Wort aussprach, brach ihm die Stimme, und Monk sah zum ersten Mal das Entsetzen, das ihm den Magen umdrehte, wenn er das Wort nur in den Mund nahm. Es war eine Mischung aus Zorn, Gier und Stolz, die ihn antrieb, aber es war Angst, die ihm den Schweiß in kleinen Perlen auf die Haut trieb und ihn weiß wie eine Wand werden ließ. »Sie haben Panik wie bei einem Waldbrand«, fuhr er fort. »Ihre eigene Frau wird eine der Ersten sein, die daran stirbt. Der Mob würde die Klinik ausräuchern, und das wissen Sie.« In seinen Augen lag ein triumphierendes Glitzern, dünn wie schmelzendes Eis.

    Monk spürte die Macht dieses Mannes, seine Intelligenz und Gewalt, die nur von seinen eigenen Bedürfnissen gelenkt wurden. Jetzt wusste er genau, warum Louvain so bereitwillig das Dokument unterschrieben hatte, das Hodges Tod bezeugte. Er hatte damals schon vorgehabt, Hester als Geisel in der Klinik gefangen zu halten. Darum hatte er sich an Monk gewandt! Es passte alles wunderbar zusammen.
    Â»Natürlich nicht«, stimmte Monk ihm mit zitternder Stimme zu. Durban hatte er fast ganz vergessen. »Und Sie auch nicht, denn sonst werden auch Sie vom Pöbel verfolgt. Dafür sorge ich schon. Der Fluss wird es Ihnen nicht danken, dass Sie die Pest nach London gebracht haben. Sie verlieren nicht nur Ihr Schiff und die Ladung, die noch darauf ist, Sie können froh sein, wenn man Ihnen nicht Ihre Lagerhäuser, Ihre Büros und Ihr Heim abfackelt. Die knüpfen Sie mit Vergnügen auf.« Er erwiderte Louvains Lächeln. »Dafür werde ich, verdammt noch mal, sorgen – wenn es sein muss.«
    Er sah den Angstschweiß auf Louvains Oberlippe und Stirn und den Hass in seinen Augen.
    Â»Sie werden also aussagen, dass Sie sich geirrt haben«, sagte Monk mit harter, ruhiger Stimme und wich Louvains Blick nicht aus. »Sie wollten nicht, dass jeder weiß, dass bei Ihnen ein Matrose Wache schob, der als Trunkenbold bekannt war. Schlecht für den Ruf. Aber inzwischen ist Ihnen klar geworden, dass Sie es mit der Wahrheit

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