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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sie.
    Â»Oh … ein wenig«, räumte er ein. »Aber wir brauchen mehr Geld, und ich weiß nicht, woher wir es bekommen sollen, wenn Sie mir nicht erlauben, ein paar eigenen Ideen nachzugehen.«
    Margaret hob ihre Tasse, um dahinter ihr Lächeln zu verstecken.
    Hester ahnte, was Squeaky vorhatte. »Noch nicht«, sagte sie entschlossen. »Wir sollten keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen, solange wir dies vermeiden können. Geben Sie Bessie, was sie für Lebensmittel braucht, aber behalten Sie wenigstens zwei Pfund zurück. Sagen Sie mir Bescheid, wenn nichts mehr da ist.«
    Â»Das kann ich Ihnen jetzt schon sagen«, sagte Squeaky kopfschüttelnd. Ȇbermorgen.« Er schniefte. »Manchmal glaube ich, Sie leben in einer Traumwelt. Sie brauchen mich, damit
ich Sie aufwecke, Tatsache.« Er stand langsam auf und griff nach dem Buch. Er war von einer Aura tiefster Genugtuung umgeben – sein entspannter Körper, der selbstgefällige Zug um seinen Mund, die Art, wie sich seine Hände über dem Hauptbuch schlossen.
    Eingedenk seiner vorherigen Beschäftigung und seiner Schmach, als er durch eine List dazu gezwungen worden war, das Haus, das sein ganzes Auskommen war, samt Inventar herzugeben, lächelte Hester ihn an. »Natürlich«, stimmte sie ihm zu. »Deshalb brauche ich Sie.«
    Seine Genugtuung verflüchtigte sich. Er schluckte schwer. »Ich weiß!«
    Â»Ich bin froh, dass Sie so gewissenhaft sind«, fügte sie hinzu.
    Besänftigt drehte er sich um, ging hinaus und ließ die Tür hinter sich zufallen.
    Margaret stellte ihre Tasse ab, ihr Gesicht war ernst. »Wir brauchen mehr Geld«, sagte sie zustimmend. »Ich habe es bei unseren üblichen Quellen versucht, aber es wird immer schwieriger.« Sie sah kläglich drein. »Sie sind großzügig, wenn sie glauben, es sei für Missionsarbeit in Afrika oder irgendwo sonst. Man braucht nur das Wort Lepra in den Mund zu nehmen, und sie spenden bereitwillig. Vor zwei Tagen auf einer abendlichen Soiree habe ich angefangen. Ich war mit« – sie errötete leicht – »mit Sir Oliver dort, und die Gelegenheit schien günstig zu sein, ohne die geringste Peinlichkeit auf das Thema Wohltätigkeit zu sprechen zu kommen.«
    Hester biss sich auf die Lippen, um ein Lächeln zu verbergen. Oliver Rathbone war einer der brillantesten – und erfolgreichsten  – Anwälte Londons. Vor noch nicht allzu langer Zeit war er in Hester verliebt gewesen, aber die Angst vor dem unwiderruflichen Schritt in die Ehe und dann noch mit einer Frau, die in ihrer Offenheit so unschicklich war wie Hester, hatte ihn zögern lassen, um ihre Hand anzuhalten. Hester wiederum hätte niemals jemanden so lieben können, wie sie Monk liebte, trotz ihrer fortwährenden Streitereien, seines unregelmäßigen Einkommens
und seiner ungewissen Zukunft, ganz zu schweigen von dem Gedächtnisverlust, der wie ein dunkler Schatten auf seiner Vergangenheit lag. Ihn zu heiraten war ein Risiko gewesen, einen anderen zu erhören hätte bedeutet, Sicherheit zu akzeptieren und die Fülle des Lebens, die Höhen und Tiefen der Gefühle und das damit einhergehende Glück zu verleugnen.
    Hester war überzeugt, dass Rathbone das gleiche Glück mit Margaret finden würde. Und so stark ihre Freundschaft zu ihm immer noch war, als Frau fühlte sie mit Margaret und durchschaute sie mit einer Leichtigkeit, die sie niemals verraten hätte.
    Â»Aber in dem Augenblick, in dem sie hörten, es sei für eine Klinik für Prostituierte hier in London«, fuhr Margaret fort, »sträubten sie sich.« Sie biss sich auf die Lippen. »Sie haben mich richtig wütend gemacht! Ich stehe da wie ein Idiot, weil ich voller Hoffnung bin, dass sie diesmal etwas geben. Ich weiß, dass man es mir ansieht, dagegen kann ich nichts tun. Ich versuche, höflich zu sein, aber innerlich schwanke ich heftig zwischen inständigem Bitten und übermäßigem Danken, als wäre ich ein Bettler und das Geld wäre für mich, und dem Zorn, wenn sie mich abweisen, hin und her.«
    Sie fügte nicht hinzu, dass sie sich Rathbones Gegenwart äußerst bewusst gewesen war. Was dachte er wohl über ihr Betragen, ihre Schicklichkeit, ihre Eignung als seine Frau. Andererseits, würde er nicht jeden Respekt vor ihr verlieren – und sie vor sich

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