Schwarze Themse

Wissen zu machen, das man brauchte, um sich den Weg zwischen den vor Anker liegenden Schiffen zu bahnen, ohne mit einem Boot zusammenzustoßen. Ab und an riss einer einen Witz, und Gelächter folgte, tröstlich in dem Wind und der stürmischen Dunkelheit, die nur von dem Schimmern der Ankerlichter erhellt wurde.
    Sie riefen sich bei ihren Spitznamen, die oft abfällig waren, aber ihre Verbundenheit war zu offensichtlich, als dass sie sie hätten zeigen müssen. Die Neckerei war ihre Art, der Angst vor der Wirklichkeit aus Gewalt und Not zu begegnen. Monk wusste es und erinnerte sich, während er ihnen zuhörte, umso deutlicher an manche Dinge aus seinen eigenen Tagen bei der Polizei, die er bis dato vergessen hatte und von denen er sich vorgemacht hatte, er vermisse sie nicht.
    Sie setzten ihn an der London Bridge ab, und er dankte ihnen, stieg mit steifen Gliedern aus und ging zur nächsten Bushaltestelle.

    Er war froh, festen Boden unter den Füßen zu haben, aber seine Gedanken rasten wild durcheinander, und seine Gefühle brannten wie eine offene Wunde. Er verabscheute es, vor Durban dagestanden zu haben wie ein Narr. Selbst wenn der Zeitpunkt kam, an dem er ihm die Wahrheit sagen konnte, würde es nicht sehr viel besser klingen, obwohl die ganze Sache gedanklich allmählich Form annahm. Er musste einigen losen Fäden folgen und etwas Bestimmtes erledigen.

7
    Für den Rest der Nacht ging Monk nach Hause, aber Hester war nicht da. Das leere Haus bedrückte ihn, und er war besorgt um sie und dachte daran, wie müde sie sein musste. Aber sie war nicht in Gefahr, und Margaret Ballinger und Bessie würden sich, so gut es ging, um sie kümmern.
    Als er sich am Morgen anzog, wählte er eine andere Jacke ohne Riss, dann ging er nach unten und bereitete sich zum Frühstück Bücklinge und Toast zu. Um acht Uhr machte er sich auf den Weg, um die Schlussfolgerungen, die er aus den tags zuvor in Erfahrung gebrachten Fakten gezogen hatte, zu überprüfen. Er fing mit den Nachforschungen nach der genauen Lage von Culpeppers Lagerhaus an, dann nahm er ein Boot den Fluss hinunter nach Deptford Creek, kurz vor Greenwich. Er stieg am südlichen Ufer an Land und schlenderte durch die Straßen, an Eisenwarenhändlern, Schiffsausrüstern, Segelmachern und Gemischtwarenhandlungen vorbei, merkte sich, wo das Gasthaus lag, und ging dann zum Dock und blieb dort stehen, als wartete er auf jemanden. Nachdem er eine Weile die Arbeiter kommen und gehen gesehen hatte, konnte er in etwa einschätzen, wie viele Männer für Culpepper arbeiteten. Er war offensichtlich ein ehrgeiziger Mann.
    Zur Mittagszeit betrat er das Gasthaus und hörte den Männern
zu, und als er genug gehört hatte, unterhielt er sich mit einem knurrigen Dockarbeiter, der sagte, er heiße Duff.
    Â»Ganz schön hart«, meinte Monk voller Mitgefühl. »Gute Arbeit ist nicht leicht zu kriegen.«
    Â»Gute Arbeit!«, fuhr Duff auf. »Das ist eine Horde von Halsabschneidern, die ganze runtergekommene Bande.«
    Â»Zu schade, dass sie sich nicht gegenseitig den Hals durchschneiden und uns von allem Ärger befreien«, stimmte Monk ihm zu.
    Â»Könnte schon passieren.« Der Gedanke schien Duff aufzuheitern. »Culpepper und Louvain auf irgendeiner Straße. Wäre ’n Anfang.«
    Â»Das habe ich auch gehört«, sagte Monk. Er beugte sich vertraulich vor.
    Â»Ich habe Beteiligungen. Ich muss sichergehen, auf den richtigen Mann zu setzen. Kann’s mir nicht leisten, einen Verlierer zu unterstützen.«
    Duffs Augen blitzten auf, und er rutschte etwas vor. »Gewillt, was für ein paar Informationen zu zahlen?«
    Â»Wenn sie verlässlich sind«, antwortete Monk. Er drohte nicht gleich, was passieren würde, wenn nicht, aber er schaute unverwandt in Duffs schmales Gesicht und hielt dessen Blick stand. »Und ich halte meine Versprechungen, gute wie schlechte.«
    Duff schluckte. »Was wollen Sie wissen?«
    Â»Ich frage ein bisschen und teste es«, antwortete Monk. »Und wenn es wahr ist, bezahle ich in Gold, wenn es falsch ist, bezahlen Sie mit Blut. Wie wär’s?«
    Duff schluckte erneut. »Ich habe auch Freunde. Wenn Ihr Gold nicht echt ist, werden Sie es nicht wagen, noch einmal einen Fuß hierher zu setzen. Der Fluss hat schon mehr als einen verschluckt, der sich für wer weiß wie schlau hielt.«
    Â»Keine Frage.