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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Lassen Sie uns damit anfangen, mir ein wenig Zeit zu sparen. Wie viele Besitztümer hat Culpepper, wo liegen sie, und was will er als Nächstes kaufen?«

    Â»Das ist leicht!« Duff zählte drei Kais auf, zwei Lagerhäuser und eine Pension sowie ein einigermaßen großes Wohnhaus. »Und er will den Klipper, die ›Eliza May‹, sobald sie zum Verkauf kommt.« Er grinste. »Und Clem Louvain ebenfalls. Werden sehen, wer an dem Tag das Geld beisammen hat, was? Eine Schönheit! Hat die Segelzeit von Indien hierher um eine Woche verkürzt. Bei einer guten Ladung ist das Tausende von Pfund wert. Wer zuerst da ist, macht ein Vermögen, der Zweite bekommt nichts, höchstens ein paar Hundert.«
    Das wusste Monk bereits. Er musste in Erfahrung bringen, ob Culpepper entweder die Elfenbeindiebe angeheuert hatte oder ob er ihnen das Elfenbein hinterher abgekauft hatte, weil er wusste, dass das der Anfang von Louvains Untergang sein würde.
    Er stellte Duff noch eine halbe Stunde Fragen, von denen die meisten nur dazu dienten, sein wahres Interesse zu verschleiern. Dann gab er ihm eine Goldguinee und schickte ihn los, um mehr über das Frachtgut der letzten Zeit herauszufinden.
    Den Nachmittag verbrachte er weiter flussabwärts damit zu beobachten. Er machte sich Notizen über Frachtgüter und darüber, wer wann kam und ging, und sammelte allmählich genug Informationen, um zu ermessen, wie weit sich Culpeppers Reich erstreckte.
    Am folgenden Tag kehrte er mit mehr Geld zurück, um Duff zu entlohnen. Inzwischen hatte Monk genug über Culpeppers Geschäfte herausgefunden, um zu erkennen, wie wichtig es für sein zukünftiges Vorankommen war, dass er die »Eliza May« bekam und nicht Louvain.
    Â»Klar will er sie!«, sagte Duff bitter. »Sonst wäre er hier nicht mehr der King! Und Louvain auch nicht.«
    Â»Aber es wird doch andere Schiffe geben?«, fragte Monk, der sich an das Geländer des Piers lehnte und in das dunkle, schäumende Wasser unter ihnen blickte. Die Barkassen, die dem Tidenstrom folgend vorbeifuhren, waren so schwer beladen, dass die Decks an einigen Stellen überspült wurden.

    Â»Klar, aber Verlieren zählt«, antwortete Duff, zog eine Tonpfeife aus der Manteltasche, klopfte die Tabakreste heraus, zerriss dann mit der anderen Hand Tabak und stopfte ihn in den Pfeifenkopf. »Wer einen Kampf verliert, startet beim nächsten Mal gleich zwei Schritte hintendran. Die Leute unterstützen einen nicht mehr. Menschen, die es gewöhnt sind, Angst vor einem zu haben, stellen plötzlich fest, dass sie mehr Angst vor jemand anderem haben.« Er steckte die Pfeife in den Mund, zündete ein Streichholz an und schmauchte gemächlich. »Gewinnen und Verlieren folgt seinen eigenen Regeln«, fuhr er fort. »Je mehr es nach der einen Seite ausschlägt, desto mehr Leute folgen dem Strom. Wenn sich das Geschick wendet, war’s das. Keiner will verlieren, Mister. Die sind wie Ratten. Die Feiglinge verlassen dich, die Schlechten wenden sich mit Zähnen und Klauen gegen dich. Wer sich Feinde gemacht hat, für den ist das Verlieren der Anfang vom Ende. Die großen Scheißkerle können es sich nicht leisten zu verlieren. Für solche wie Sie und mich ist es egal, wenn wir was vergeigen, sind wir ’ne Weile unten und rappeln uns dann wieder hoch.«
    Monk sah ein, wie Recht der Junge hatte. Kein Wunder, dass Louvain sein Elfenbein zurückhaben wollte. Das erklärte auch, warum nirgends am Fluss auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu erfahren war. Es war nicht verkauft worden, es wurde irgendwo versteckt. Der Verlust sollte Louvain in den Ruin treiben.
    Er dankte Duff und ging. Um sagen zu können, wo sich das Elfenbein befand, musste er noch mehr über Culpepper herausfinden. Das würde zahllose kleine Fragen bedeuten. Seine Neugier würde er verbergen müssen, sie würde Culpepper sonst rasch zu Ohren kommen. Bestenfalls würde er das Elfenbein woandershin schaffen lassen, und Monk würde wieder von vorne anfangen müssen. Wenn er nervös oder wütend genug war, würde er es womöglich im Schlamm der Themse versenken, und dann war es für immer verschwunden. Es bestand die Möglichkeit, dass er das bereits getan hatte, aber auf eine
so wertvolle Fracht würde er doch nicht bereitwillig verzichten?
    Monk versuchte es mit mehreren erfundenen Geschichten,

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