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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Heuschreckenschwärme in Ägypten. Zombie-Sichtungen auf Haiti.« Er seufzte, warf die Zeitungen auf einen Tisch und zückte stattdessen sein Smartphone. »Und im Netz sieht es ebenfalls nicht besser aus.« Er klickte einige Nachrichten an. »In den Esoterik-Foren diskutieren sie, ob der Maya-Kalender den Weltuntergang nicht doch noch ankündigt, nur halt dieses Jahr. Auffallend viele Schnappschüsse dämonischer Erscheinungen auf Facebook. Und … Werder Bremen kämpft weiter gegen den Abstieg. Alles mehr als beunruhigend.« Er sah sich in ihrem engen, mit Büchern, Bergkristallen, Wünschelruten und diversen anderen Zaubergegenständen vollgestopften Versteck um, unter denen der ausgestopfte Wolpertinger über dem Kamin das seltsamste Einrichtungsstück war. Das Vieh sah aus wie ein Hase mit Hirschgeweih und Falkenflügeln. Sowohl Millepertia als auch Abraham behaupteten, dass er echt sei.
    Seit Abraham sie vor drei Tagen in diese Almhütte in den österreichischen Alpen versetzt hatte, waren sie zur Untätigkeit verdammt. Hinzu kam, dass jeder Gang ins Tal, wo sich die nächste größere Ortschaft befand, über eine Stunde dauerte – und dass Abraham aus Gründen der Vorsicht darauf bestand, dass sie sich dort tagsüber nicht blicken ließen. Lukas kaufte ihre Lebensmittel daher stets vor Sonnenaufgang in einer Tankstelle und sah zu, dass er kurz vor Tagesanbruch wieder zurück war. So auch heute. Das Geld des Sachsen leistete ihm dabei einmal mehr gute Dienste. Im Stillen kürte Lukas den Security-Mann zum Financier ihrer Unternehmung, und ganz allmählich gewann er den Eindruck, dass sich Abraham um eine finanzielle Beteiligung an ihren Kosten drückte.
    »Ja, wir müssen etwas tun«, unterbrach ihn Millepertia niedergeschlagen. »Dummerweise habe ich nicht die geringste Idee, was das sein sollte.«
    Er sah, dass sie dabei war, die Fenster der Almhütte mit Zauberkräutern zu verhängen. Die letzten Tage über war Millepertia in der Bergwelt unterwegs gewesen, um nach Kräutern und Pflanzen wie Engelwurz, Beifuß, Raute und – natürlich – Hartheu Ausschau zu halten. Mit ihnen hatte sie Amulette präpariert, die die Hütte angeblich gegen alle Arten von schwarzer Magie schützen sollten. »Alles, was ich tun kann«, fuhr sie fort, »ist, dafür zu sorgen, dass wir unseren Gegnern nicht unvorbereitet gegenüberstehen.«
    »Indem wir uns verbarrikadieren?« Lukas hatte nicht vor, sich hier einzuigeln. Ihr selbstgewähltes Exil ging ihm schon jetzt gegen den Strich. Da draußen lauerte irgendwo sein Vorfahre, um die Welt in den Abgrund zu stürzen, und er brannte förmlich darauf, ihm ins verderbte Handwerk zu pfuschen. Trotzdem, Millepertia hatte recht. Sie besaßen nicht den Hauch eines Anhaltspunktes, wie sie dabei vorgehen sollten.
    »Wir werden hier sicher nicht ewig bleiben«, entgegnete die Hexe. »Aber auch für diesen Fall habe ich uns gewappnet.« Sie reichte ihm einen aromatisch riechenden Beutel, der mit einer Lederschlaufe versehen war.
    »Was ist das?«
    »Eisenkraut! Bei unserem letzten Aufenthalt hier habe ich es an einem Karfreitag gesammelt und danach getrocknet. Sein Name kommt nicht von ungefähr, denn es vermag seinen Träger gegen Hiebe und Stiche zu schützen. Also: Häng es dir um den Hals.«
    »Ich bin damit unverwundbar?«, fragte Lukas erstaunt.
    »Nein, leider nicht. Aber es macht dich gegen Verletzungen deutlich resistenter.«
    Lukas verbarg den Beutel unter seinem Hemd.
    Millepertia reichte ihm anschließend drei knorrige Ranken.
    »Und was ist das?«
    »Das sind Irrwurzeln.«
    »Irrwurzeln?«
    »Allerdings. Wenn du im Wald auf sie trittst, verirrst du dich rettungslos. Es sei denn, du triffst zufällig jemanden, der dir wieder aus dem Wald heraushilft.«
    »Und was kann ich damit tun?«
    »Ich habe sie getrocknet.« Millepertias Gesicht nahm einen kämpferischen Ausdruck an. »Wenn du sie wirfst und jemanden mit ihnen triffst, verwirrst du dessen Sinne. Ich gebe zu, das ist nichts im Vergleich zu dem Donnerkeil, den du in Worms benutzt hast, oder zu den Freikugeln – aber du bist damit wenigstens nicht wehrlos.«
    »Dank dir.« Er trat an eines von Milles altertümlichen Hexenbüchern heran und blätterte es durch. Die Seiten waren voller farbiger Illustrationen seltsamer Zauberpflanzen, von denen manche mit magischen Symbolen, manche aber auch mit den Darstellungen von Engeln, Teufeln und Tieren verziert waren. »Ich hätte niemals gedacht, dass es so viele von diesen

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