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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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zornig und erleichtert zugleich an. »Dein Plan ist scheiße.«
    Mephistos Erscheinen war auch bei dem Opferstein nicht unbemerkt geblieben. Abraham von Worms hob stöhnend den Kopf, und John Dee wurde blass vor Wut. »Satan!«
    »Freust du dich, mich wiederzusehen, John? Oder dachtest du, du wärst mich los?« Mephisto bleckte die Zähne. »Meine kleine Scharade diente bloß dazu, herauszufinden, wie viel du weißt.«
    Dee wich einen Schritt zurück. »Und du dachtest hoffentlich nicht, dass du mich noch einmal unvorbereitet erwischen würdest?« Er breitete die Arme mit dem Messer aus, und seine Stimme donnerte über den Hof. »Abaddon, Herr und Meister, erscheine!«
    Unmittelbar zu ihren Füßen, inmitten des Zwingkreises, flammte plötzlich ein Pentagramm mit unzähligen komplizierten Symbolen an Ecken und Rändern auf. Mit ihm kroch eine Kälte über den Burghof, die den Atem vor ihren Lippen zu kleinen Wölkchen gefror.
    »Duckt euch!«, fauchte Mephisto. Mit der Kälte wehte ein bestialischer Schimmelgeruch heran, dem ein lautes Wiehern folgte.
    Millepertia verwandelte sich schlagartig in ihre Hartheugestalt und warf Lukas zu Boden. Keinen Augenblick zu spät, denn unter lautem Hufgetrappel brach aus dem Erdreich jenes fürchterliche Skelett samt seinem Falben hervor, das Lukas bereits in Worms gesehen hatte. Der Helljäger!
    Abaddon und Mephistopheles, dessen Augen jetzt rot glühten und dessen Pudelgestalt wie damals in Staufen auf Bulldoggengröße anwuchs, standen sich direkt gegenüber, fixierten einander und trugen einen stummen Zweikampf aus, dessen Widerhall allein im Flackern ihrer Blicke zu sehen war. Die rote Glut in den Augen des Teufels prallte knisternd auf den kalten Silberschein, der den Schädelhöhlungen des Helljägers entwich. Die Luft zwischen den beiden waberte.
    Dee lachte und rammte das Messer nach unten.
    »Nein!« Millepertia sprang entsetzt vor und warf sich gegen den Zwingkreis. Auch Lukas schrie auf. Erschüttert sah er mit an, wie sich Abraham röchelnd aufbäumte und dann erschlaffte. Blut breitete sich auf dem sandfarbenen Gewand aus. Lukas starrte ungläubig das Heft an, das bis zum Anschlag in Abrahams Bust steckte. Dee hatte es getan. Er hatte es tatsächlich getan.
    Der Engländer hielt den Griff weiter umfasst und intonierte einen fremdartigen Gesang, der unheilschwanger über den Burghof rollte.
    Millepertia gebärdete sich derweil wie wahnsinnig. Schreiend und schluchzend schlug sie in ihrer Hartheugestalt auf das unsichtbare Hindernis ein.
    In diesem Augenblick war am Nachthimmel das aufgeschreckte Flattern eines Vogelschwarms zu hören.
    Krähen. Viele Krähen.
    Wie damals in Staufen stürzte der Schwarm in die Tiefe und manifestierte sich unmittelbar vor den Stallungen zu der Gestalt Agrippa von Nettesheims. Der Magier trug noch immer seinen Kaschmirmantel, bot ansonsten jedoch einen fürchterlichen Anblick. Sein Gesicht war bis hinauf zur Nase von Blasen und brandigen Wunden entstellt, durch ein verkohltes Loch in der rechten Wange schimmerten die Zähne, und Teile seines linken Armes waren von dem brennenden Bild in Mitleidenschaft gezogen worden. Er maß Lukas mit zornigem Blick. »Zu dir komme ich gleich!«, geiferte er, dann wandte er sich in einer fließenden Bewegung Dee zu. »Zunächst rechnen wir beide ab, John!«
    Ein greller Kugelblitz löste sich aus Agrippas Händen und jagte auf Dee zu, der alarmiert eine Schutzgeste ausführte. Der Blitz beschrieb einen jähen Haken und schlug im Dach der Stallung ein. Mit lautem Knall explodierte er.
    Plötzlich stand das ganze Gebäude in Flammen. Glühende Scheite regneten auf das Burgpflaster.
    »Tötet ihn!«, zischte Dee. Er deutete auf Agrippa, und unter lautem Kreischen stürzten sich die Gargylen auf den Eindringling, der sich gekonnt mit weiteren Kugelblitzen verteidigte. Eine der Kreaturen taumelte in den Kreis, prallte gegen Lukas und verletzte ihn mit einem Prankenhieb an der Hand.
    Lukas schrie auf. Dennoch gelang es ihm auszuweichen, und so entdeckte er, dass das Leuchten des Zwingkreises schwächer wurde. Der verwundete Wasserspeier lag quer über der glühenden Kreislinie und versuchte wieder und wieder auf die Beine zu kommen, wobei er mit Klauen und Hufen scharrte.
    »Mille, da!« Lukas deutete mit der blutenden Rechten auf die Lücke, die die Kreatur unwillentlich in den Zwingkreis geschlagen hatte.
    Die Hexe packte ihn an der Jacke und warf sich mit ihrem Hartheukörper abermals gegen die magische

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