Schwarze Tränen: Roman (German Edition)
gegen Euro eintauschen könnte. Zumindest nicht, ohne größeres Aufsehen zu erregen.«
»Dann lasst Euch eben was einfallen. Aber nicht, dass es später heißt, ich habe mich um meine finanzielle Beteiligung gedrückt.« Ungehalten kletterte Abraham eine kleine Strickleiter zum Tisch empor, die sie eigens für ihn angefertigt hatten. Lukas hätte ihn auch wieder hochheben können, doch der Zauberer bestand darauf, alle Orte in der Almhütte selbst erreichen zu können. Oben angelangt, ignorierte er die Tasse und starrte stattdessen griesgrämig die Zeitungen an. Lukas hätte nur zu gern noch einmal in die Kiste gegriffen, aber aus irgendeinem Grund kam er sich dabei schäbig vor. Es war schließlich Millepertia, die einige der Silberpfennige an sich nahm und die Kiste mit den Münzen dann wieder zurückstellte. »Wenn ich Zeit finde, tausche ich sie um. Nur kann ich nicht versprechen, dass sich das morgen schon erledigen lässt.«
Super. Sie waren also immer noch auf das Geld des Sachsen angewiesen, und das schmolz mal wieder dahin.
»Wenn die dritte Teufelsträne existiert«, wechselte Abraham ansatzlos das Thema, »ist sie vermutlich gut verborgen. Vielleicht reicht der winzige Splitter an meiner Armillarsphäre auch einfach nicht aus, um eine Verbindung herzustellen. Den Rest musste ich ja leider zurücklassen.«
»Ebenfalls ein Punkt, bei dem uns mein Ahne voraus ist.« Lukas klappte die Luke am Boden wieder zu, zog den Läufer vor und ließ sich schwer auf einen Hocker fallen. »Nicht nur, dass Faust über unsere Splitter aus Staufen verfügt, er hat auch den Grünen Dresden.«
Tatsächlich hatte der Raub des Edelsteins die Nachrichtensender beherrscht, und sogar sein Name war dabei gefallen. Der verdammte Sachse hatte ihn der Polizei natürlich bereitwillig genannt. Unmittelbar nach den Geschehnissen in Dresden war sogar ein älteres Bild von ihm aus seiner Studienzeit in Heidelberg veröffentlicht worden. Lukas hatte daraufhin panisch die SIM-Karte seines Handys ausgewechselt und war nun ehrlich gesagt heilfroh, dass sie sich jenseits der Landesgrenzen befanden. Er würde es schon zu verhindern wissen, dass man ihn schnappte. Doch was, wenn seine Mutter von der Fahndung nach ihm erfuhr? Er konnte nur hoffen, dass Mephisto Wort hielt und sie tatsächlich abschirmte. Möglichst auch vor den Nachrichten. Doch wenn er ehrlich zu sich war, vermied er es lieber, darüber nachzudenken, wie sehr sein Leben in der vergangenen Woche aus den Fugen geraten war. Andererseits – was war das schon, angesichts des Loses, das Abraham ereilt hatte? Oder angesichts der drohenden Apokalypse? Hexenverbrennungen. Ozeane aus Blut, die Pest und Zombies. Bislang fand man all diese Meldungen zwar nur unter »Kurioses«, doch Lukas war sich sicher, dass sich das bald schon ändern würde. Wirklich erreichen taten ihn all diese Nachrichten jedoch noch immer nicht. Vermutlich war der einzige Grund, aus dem ihn all dieser Irrsinn nicht in den Wahnsinn trieb, der, dass er gar keine Zeit hatte, allzu viel darüber nachzudenken. Und das war auch gut so. Ein Grund mehr, warum ihn das untätige Herumsitzen hier in der Hütte nervös machte.
Abraham nahm erstmals einen Schluck aus seiner Teetasse und blickte griesgrämig zu den Fenstern der Hütte auf. »Und
er?
Was ist mit
ihm?
Will
er
nicht mal was unternehmen? Ich lasse mich schließlich auch nicht so gehen.«
»Können wir nicht endlich mal mit diesen kindischen Umschreibungen aufhören«, murrte Lukas. »
Er
heißt Mephisto und weilt längst unter uns.«
»Trotzdem.« Millepertia lüpfte die Gardine und spähte nach draußen. »Ich frage mich ebenfalls, warum er sich so seltsam verhält. Schon seit Tagen hockt er da draußen auf der Klippe und rührt sich nicht. Mir will einfach nicht in den Kopf, warum er seiner drohenden Vernichtung so tatenlos entgegensieht.«
»Wie wäre es«, schlug Abraham an Lukas gewandt vor, »wenn Ihr noch einmal versuchtet, zu ihm durchzudringen? Ich bin diesbezüglich mit meinem Latein am Ende. Ihr habt ganz offensichtlich einen besonderen Draht zu ihm.«
Lukas atmete tief ein und sah die beiden an. »Was diesen
besonderen Draht
anbelangt … Mephisto berichtete mir, dass wir Fausts nicht von irgendwelchen Engeln abstammen, sondern von ihm persönlich.«
Millepertia sah ihn konsterniert an.
»Angeblich beruhen die besonderen Kräfte in unserer Familie auf genau diesem Umstand«, fuhr Lukas fort.
»Und das erzählt Ihr uns erst jetzt?« Abraham
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