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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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nunmehr, näher zu treten.
    »Nachdem wir uns nun alle kennengelernt haben«, rief Mephisto leutselig, »sollten wir uns wieder dem Anlass dieser kleinen Party zuwenden. Ich hoffe, ihr habt eurem Lieblingshund ein paar Knochen mitgebracht?«
    »Natürlich, Herr! Euer Wunsch war uns Befehl.« Die zahnlose Alte, die den schwarzen Pudel als Erste begrüßt hatte, wies mit ihrem Besen zu dem mächtigsten der herumliegenden Felsen. Anders als die übrigen Gesteinsblöcke wurde er von zwei Feuerschalen ausgeleuchtet, zwischen denen ein Stoffbündel lag.
    Mephistos Augen blitzten zufrieden. Mit harschen Worten wies er die Musiker an, sich bereit zu machen. Dann bedeutete er Lukas, mit ihm zu kommen. Im Gegensatz zu Mephisto brauchte er eine Weile, bis er das felsige Areal durchquert und den Felsblock bestiegen hatte.
    Zwei der Hexen landeten auf ihren Besen unmittelbar neben ihm und Mephisto und knüpften die Stoffbahn auf.
    »Das hier ist alles, was vom Erzbischof übrig blieb, Herr!«, zischelte eine von ihnen, dann spie sie angewidert aus.
    Vor ihnen lagen dunkel angelaufene Knochen, wie zu einem Kehrichthaufen zusammengefegt. Obenauf thronte der knöcherne Schädel Arnold von Wieds.
    »Sehr gut!«, knurrte Mephisto und nickte den Devils zu. »Fangt an!« Dann sprang er vom Felsen und verschwand in der Dunkelheit.
    Auch die beiden Hexen wichen zur Seite.
    Unwillig hoben die Musiker ihre Instrumente und begannen zu spielen. Die Hexen auf dem Platz machten vulgäre Bemerkungen, doch als Bens Geigenbogen erstmals über die Saiten der Violine strich und Adam seine Sangesstimme erhob, verstummte auch die letzte von ihnen. Mehr noch, Lukas konnte sehen, wie die Hexen zunehmend ergriffener lauschten. Der Schall von Geige, Flöte, Gitarren und Trommel hüllte die Lichtung in einen Klangteppich von berauschender Schönheit. Und als sich Adams Gesang wie eine Engelsstimme unter die Melodie mischte, sanken zwei der Hexen auf die Knie.
    Lukas wusste noch immer nicht, worum es in dem lateinischen Text ging, aber er spürte instinktiv, dass es sich dabei um eine Ode an die Schöpfung handelte.
    Eine der beiden Hexen vor ihm starrte die Devils entrückt an, der anderen rann stockend eine Träne über die Wange. Sie schien es nicht einmal zu bemerken.
    Auch er selbst konnte sich dem Einfluss der himmlischen Musik nicht entziehen. Seine Armhaare stellten sich auf, und je länger das Spiel der Devils andauerte, desto mehr beschlich ihn der Eindruck, als würde die Natur um sie herum den Atem anhalten.
    In diesem Augenblick bemerkte er zwischen den Felsblöcken Bewegungen. Im Schein der Feuerschalen schleppte sich eine halbverweste Drossel über das Erdreich, richtete sich ruckartig auf einem ihrer Vogelbeine auf und begann im Kreis zu hüpfen. Nur drei Meter weiter, zwischen zwei kleineren Felsen, erhob sich ein Schatten, den er für eine Blindschleiche hielt. Das tote Tier pendelte selbstvergessen ihren vertrockneten Leib hin und her. In der Nähe von Millepertia glaubte er den ausgemergelten Körper eines Wildkaninchens zu erblicken, das einen bizarren Tanz aufführte, und selbst zu seinen Füßen summte hohl ein vertrockneter Käfer, der sich mit nur einem Flügel wild im Kreis drehte. Himmel, offenbar erwachte unter dem Einfluss des grigorianischen Gesangs alles Tote in Hörweite zu neuem Leben.
    Tatsächlich machte der Prozess auch vor den Menschenknochen auf dem Tuch nicht halt. Wie von Geisterhänden bewegt, ruckten und zuckten sie, dann sprangen sie jäh empor und puzzelten sich vor Lukas’ weit aufgerissenen Augen in anatomisch richtiger Position zu einem ausgewachsenen Menschenskelett zusammen. Als auch von Wieds Schädel in die Höhe flog und auf dem Halsbereich der Wirbelsäule zum Ruhen kam, war es um Lukas’ Fassung geschehen. Japsend taumelte er nach hinten, rutschte vom Fels ab und stürzte in die Tiefe.
    Im gleichen Moment erwärmte sich der Beutel mit dem Eisenkraut an seiner Brust. Lukas fühlte einen schweren Schlag an Schulter und Hinterkopf, doch der Schmerz blieb erträglich. Stattdessen spürte er ein leichtes Beben im Untergrund. Das komplette Erdreich zwischen den Felsen war in Aufruhr geraten. Er wollte lieber nicht wissen, was unter seinem Körper gerade alles wiederbelebt wurde. Entgeistert sprang er auf die Beine und sah im Schein der Flammen, wie sich über ihm Arnold von Wieds Skelett im Spiel der Engelsmelodie bewegte. Lukas konnte es nicht glauben, doch von Wieds sterbliche Überreste tanzten auf dem

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