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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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und Millepertia verwandelte sich wieder in Menschengestalt, während er aufgeregt berichtete, was er gesehen hatte. »Ich befürchte fast«, endete er, »dass von Nettesheim Besuch von der Wilden Jagd bekommen hat. Zumindest halten auf dem Grundstück die gleichen Höllenhunde Wache, die auch uns angegriffen haben.«
    »Verdammt.« Abraham zog zornig an seinem langen Bart. »Na gut. Uns bleibt nichts anderes übrig, als vor Ort nachzusehen. Und Ihr habt lediglich zwei Höllenhunde ausmachen können?«
    »Lediglich?«
Lukas lachte unsicher. »Falls Ihnen mehr lieber sind … vielleicht finden wir ja noch ein paar.«
    Millepertia verdrehte schweigend die Augen.
    Der Zauberer nahm ihm kämpferisch den Tarnmantel ab. »Dann werde ich uns mal den Weg freimachen.« Mit diesen Worten war er verschwunden.
    Lukas starrte entgeistert auf die Stelle, wo Abraham von Worms eben noch gestanden hatte; dann folgte er Millepertias Blick zu Mauer und Toreinfahrt. Von dem Zauberer war noch immer nichts zu sehen, und es war totenstill.
    »Er schafft das wirklich alleine?«, fragte Lukas.
    »Natürlich«, gab Millepertia knapp zurück.
    Schweigend warteten sie in der Dunkelheit, bis die Hexe leise sagte: »Bei den Ghulen hast du dich geschickter angestellt, als ich dir zugetraut hätte.«
    »Abraham war davon nicht so begeistert.«
    »Kann ich mir vorstellen.« In ihrem Blick lag wieder dieser Ausdruck, den er nicht zu deuten wusste. Trotz, gemischt mit Neugier, aber auch … Furcht. Vor ihm?
    »Dir ist hoffentlich klar, dass
er
dich verraten wird? Und uns gleich mit dazu.«
    »Wer?«
    »Na, wer schon?« Ihre grünen Augen funkelten böse. »
Er.
Der Teufel.« Sie starrte die Straße hinunter. »Es hat bereits begonnen. Alles gerät in Bewegung.«
    Lukas bemühte sich, ruhig zu klingen. »Weißt du, ich verstehe ja, dass du sauer auf mich bist. Ich sehe selbst, dass ich euer Leben gehörig durcheinandergebracht habe. Nur begreife ich nicht, warum du mir ständig das Gefühl gibst, als wäre ich persönlich schuld an dem ganzen Schlamassel. Ich bin da auch nur reingeraten.«
    »Nein, bist du nicht.« Sie klang plötzlich müde. »Du bist der Bote. Mit dir kommt unser Ende. Ein Ende, das uns schon lange vorherbestimmt ist.«
    Lukas sah sie ratlos an. »Was redest du da?«
    Doch noch ehe sie antworten konnte, hörten sie jenseits der Mauer ein lautes Knurren, das unvermittelt in klägliches Jaulen umschlug. Es folgten ein zweites und drittes Winseln, dann Schritte auf dem Kiesweg jenseits der Toreinfahrt.
    Lukas griff hastig zu der Tasche mit der Jagdflinte. Wie von Geisterhand öffnete sich quietschend das gusseiserne Tor der Einfahrt, und kurz darauf erschien Abraham wie aus dem Nichts und winkte ihnen zu.
    »Es waren drei Höllenhunde!«, zischte er, als sie bei ihm waren. »Davon abgesehen scheint der Garten sauber zu sein. Im Haus könnte ich allerdings Unterstützung gebrauchen.«
    Millepertia nickte, und Lukas kramte Flinte, Pulverhorn und die restlichen Freikugeln hervor. Dann schlichen sie so lautlos wie möglich auf die Villa zu. Auf halbem Weg stieg Lukas ein beißender Schwefelgeruch in die Nase. Er hoffte inständig, dass das alles war, das von den Höllenhunden übrig geblieben war.
    Unbehelligt erreichten sie die Treppe zum Vestibül des Herrenhauses, wo sie auf die zerbrochenen Überreste merkwürdig verdrehter Löwenstatuen stießen. Die marmornen Fragmente waren von tiefen Kratzern und Schrammen übersät.
    Mit Lukas zu seiner Linken und Millepertia zu seiner Rechten hob Abraham seine Armillarsphäre, und sie betraten die düstere Empfangshalle.
    Misstrauisch beäugte Lukas umgekippte Kübel mit hohen Farnen und ein wertvoll wirkendes Aktgemälde, das nahe der Treppe zum Obergeschoss schräg an der Wand hing. In der Villa war es auffallend still.
    »Wir könnten etwas mehr Licht gebrauchen«, murrte Abraham, hob seinen Leuchtkristall und sah Lukas auffordernd an.
    Der kramte sein Smartphone hervor, starrte auf die niederschmetternde Statusmeldung der Energieanzeige und steckte es wieder weg. Stattdessen ging er zu einem Lichtschalter an der Wand und betätigte ihn. Nichts geschah. »Einen Moment«, sagte er, drang tiefer in die Vorhalle vor und fand schließlich im Schatten der Treppe einen Sicherungskasten. Alle Sicherungen waren herausgesprungen, doch kaum, dass er sich an den Schaltern zu schaffen machte, erstrahlte über ihnen ein protziger Kristalllüster.
    »So geht es natürlich auch.« Abraham nickte und schritt

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