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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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hätte ich denn da unten sonst tun sollen?«
    »Zurückbleiben«, antwortete sein Begleiter. »So, wie wir es Euch gesagt haben.«
    »Na, vielen Dank«, knurrte Lukas. Sie passierten jetzt das Ortsschild von Baden-Baden, und er schaltete runter in den dritten Gang. »Sagen Sie mir lieber, gegen wen die Kugeln alles helfen. Wie sieht es mit Dämonen aus?«
    »Ich weiß es nicht«, meinte Abraham und nahm die Karte auf Lukas’ Schoß an sich. »Die meisten Dämonen sind durch gewöhnliche Waffen nicht zu verletzen. Mich hat es schon überrascht, dass Makhbar Angst vor dieser Waffe hatte. Ob die Kugeln auch gegen andere Schwarzalben wirken, müsst Ihr wohl selbst herausfinden.« Seine Stimme nahm einen beschwörenden Unterton an. »Nur würde ich Euch raten, das Gewehr überhaupt nicht abzufeuern. Waffen wie diese
wollen
benutzt werden. Am Ende jedoch dienen sie allein dem Teufel.«
    Lukas schluckte. »Na ja, vielleicht sollte ich Meph…, sollte ich
ihn
bei unserer nächsten Begegnung fragen, ob er bei uns nicht eine Ausnahme macht.«
    »Hütet Euch davor, ihn noch einmal anzurufen!«, sagte Abraham scharf. »
Er
ist ein Meister der Manipulation, und Ihr werdet in diesem Spiel stets der Unterlegene sein. Ihr seht ja selbst, wohin uns unsere kurze Begegnung mit ihm geführt hat.« Ungehalten beäugte er die Karte und wies auf eine Abzweigung. »Da entlang, bitte; Richtung Augustaplatz. Von Nettesheim bewohnt offenbar eine der Villen im Süden, nahe der Lichtentaler Allee.«
    Lukas sagte der Name nichts. Dies war sein erster Besuch in Baden-Baden, und er wusste nicht viel von der am nördlichen Schwarzwaldrand gelegenen Stadt. Nur, dass hier – gerechnet auf die Gesamtbevölkerung – die meisten Millionäre Deutschlands lebten. Oder dass die Mineral- und Heilquellen der Stadt schon von den Römern entdeckt worden waren und nicht nur den Stadtnamen, sondern auch deren Ruf als weltbekannten und idyllisch gelegenen Kur- und Urlaubsort geprägt hatten. Außerdem gab es hier eine vornehme Spielbank, in der die High Society aus aller Welt ihr Geld verzockte. Lukas hatte selbst schon damit geliebäugelt, dort sein Glück zu versuchen. Und jetzt war er hier und konnte es nicht tun. Er seufzte.
    Abraham weckte Millepertia, und sie fuhren mit der alten Limousine quer durch die nächtlich erleuchtete Stadt. Je näher sie der Altstadt kamen, desto mehr wichen die einfachen Häuser hübschen Gründerzeitbauten mit Mansardendächern und reichen Ornamenten an den Außenfassaden. Überhaupt hatte Baden-Baden viel von einem französischen Landstädtchen. Sie passierten vornehme Boutiquen, Cafés und Geschäfte für Luxuswaren aller Art. Jeder Straßenzug wirkte auffallend sauber und aufgeräumt. Männer in geschniegelten Anzügen und schmuckbehangene Frauen mit kleinen Hunden bevölkerten die Vorplätze der teuren Restaurants, und wenn sie an Ampeln hielten, schlugen ihnen russische Sprachfetzen entgegen. Selbst das abgeblätterte Plakat an dem eingerüsteten Altbau links von ihnen, das auf die Monate zurückliegenden »Herbert von Karajan Pfingstfestspiele« aufmerksam machte, besaß einen gewissen Charme.
    Immerhin, ihr Oldtimer fiel in der Altstadt kaum auf. Denn trotz der späten Stunde kurvte hier alles herum, was die Automobilindustrie an Gutem und Teurem zu bieten hatte. Gelbe Maseratis, rote Lamborghinis, ein schwarzer Maybach und sogar ein silbernes Cabriolet, das mehr einem Mondmobil denn einem Sportwagen ähnelte. »Ich ahne langsam, warum sich von Nettesheim hier niedergelassen hat«, brummte Lukas.
    »Wir alle haben im Laufe der Jahrhunderte ein gewisses Vermögen angehäuft«, sagte Abraham. »Sprachen wir nicht bereits darüber? Die Frage ist doch vielmehr, was man damit anstellt.«
    Sie hatten inzwischen das Zentrum der Stadt mit dem nächtlich illuminierten und von Säulen geschmückten Kurhaus, der alten Trinkhalle und den Kolonnaden erreicht. Der Zauberer lotste ihn mit sicherer Stimme weiter nach Süden, vorbei an protzigen Hotels und begrünten Plätzen und bis zu einem erhöhten Straßenzug mit Ausblick auf eine langgestreckte nächtliche Parklandschaft. Kurz darauf erreichten sie im Schatten einer waldigen Anhöhe ein abgeschiedenes Villenviertel. Nur wenige Laternen erleuchteten die verlassene Straße, und Abraham gab ihm ein Zeichen, langsamer zu fahren.
    Millepertia beugte sich nach vorn, um besser sehen zu können. Lukas befand, dass sie erstaunlich gut roch. Verdammt, er hatte jetzt wirklich andere

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