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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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dass er von Nettesheim am Leben gelassen hat.«
    »Sicher. Vermutlich glaubt Dee, Agrippa noch zu brauchen.«
    »Trotzdem. Spazieren wir hier nicht ein klein wenig zu sorglos durch das Haus? Dee wird seinen Gefangenen doch nicht unbewacht zurückgelassen haben?«
    Abraham und Millepertia wechselten einen kurzen Blick, dann bequemte der Zauberer sich zu einer Antwort. »Hat er ja auch nicht. Habt Ihr bereits die Höllenhunde draußen im Garten vergessen? Die werden selbst mit Ghulen fertig. Davon abgesehen, ist die Villa mit Tarn- und Schutzsiegeln ausgestattet, die sie von der gewöhnlichen Außenwelt abschirmt. Wir könnten auf dem Grundstück ein Feuerwerk veranstalten – und keiner der Nachbarn würde etwas davon mitbekommen.« Abraham betrachtete die Monitore und schürzte seine Lippen zu einem geringschätzigen Lächeln. »Hinzu kommt, dass Agrippa dank der Fesselung zu keiner Zaubergeste fähig ist. Er selbst hat überdies dafür gesorgt, dass niemand von seinem Domizil weiß. Selbst wenn er Freunde besäße, was ich bezweifle, gäbe es niemanden, der ihn finden und ihm helfen könnte. Dee weiß das alles ebenfalls. Aber falls es Euch beruhigt«, Abraham tippte sich gegen die Schläfe, »meine Sinne sind gespannt. Ich bin alles andere als sorglos.« Der Zauberer verließ den Überwachungsraum mit grimmigem Blick, und Lukas seufzte. Eigentlich hatte er vorgehabt, einige der Bänder zurückzuspulen und sich anzusehen, was letzte Nacht vorgefallen war. Auf der anderen Seite ahnte er bereits, was er dort zu sehen bekommen würde. Falls sich Dämonen überhaupt von einer Kamera erfassen ließen. Und so folgte er dem Zauberer und Millepertia in das erste Obergeschoss. Dort waren die Verwüstungen deutlich stärker, und sie fanden eine weitere Leiche. Dem Torso nach ebenfalls eine junge Frau, doch ihr Kopf fehlte. Lukas übergab sich ansatzlos. Selbst Millepertias mitfühlender Blick vermochte ihn kaum zu beruhigen.
    »Komm«, sagte sie eindringlich. »Wir müssen weiter.«
    Das brach den Bann. Lukas wischte sich über die Lippen, nickte und folgte ihr auf wackligen Beinen. Noch so ein Fund, und er würde schreiend davonlaufen.
    Sie betraten eine riesige Zimmerflucht voller kitschig roter Plüschmöbel. Überrascht registrierte er, dass Wände und Decken mit kleinen und großen Aktgemälden gepflastert waren. Die Bilder hingen dicht an dicht, und geöffnete Doppeltüren links und rechts führten in ähnlich ausgestattete Räume – insgesamt Aberhunderte, wenn nicht gar Tausende Bilder von leicht oder gar nicht bekleideten Frauen in lasziven Posen. Erotik quer durch die Epochen und kein Ende in Sicht. Kopflose Leichen und historische Wichsvorlagen – er kam sich vor wie in einem schlechten Horrorfilm.
    »Ich schätze, wir stehen in den Trophäenzimmern des Hausbesitzers«, wisperte Millepertia mit verächtlichem Unterton. Pikiert schob sie mit den Füßen die Überreste eines zerrissenen Gemäldes zur Seite, das eine freizügige Rubensdame auf einem Himmelbett zeigte.
    Abraham schüttelte lediglich den Kopf. »Ich habe schon von ganz anderen Sammlungen gehört, die einige Kollegen über die Jahrhunderte zusammengetragen haben. Agrippa scheint sich die Langeweile seiner Unsterblichkeit mit erotischen Abenteuern zu versüßen.«
    Jetzt wusste Lukas auch, warum sich der Kerl so gut mit Liebesdämonen auskannte. Die Schlafzimmer, die sie nun durchschritten, zeigten überdies deutlich, dass auch die toten Frauen mehr als nur Hausangestellte gewesen waren. »Das ist doch alles krank«, presste Lukas hervor und stapfte weiter, ohne die ausladenden Betten und die darum verteilten Spielzeuge und Gerätschaften eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Schließlich erreichten sie einen weiteren Saal, in dem sie von den Wänden nicht länger nackte Frauen, sondern Männer und Würdenträger aller Epochen anstarrten. »Weitere Trophäen? Was sein Liebesleben angeht, scheint von Nettesheim nicht sonderlich festgelegt zu sein«, murrte Lukas.
    Abraham sah sich um und runzelte die Stirn. »Nein, das hier scheinen besiegte Rivalen zu sein. Zauberer.« Er deutete auf eine bärtige Gestalt neben einem Treppenaufgang. »Der da ist ohne Zweifel Meister Twardowski. Ein berühmter polnischer Alchimist und Magier, der auf rätselhafte Weise verschwand.«
    »Wie wäre es, wenn wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren?«, zischte Millepertia, die bereits die Treppe ins zweite Obergeschoss hinaufstapfte.
    Sie schienen sich nun dem

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