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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Oberarm fuhr und er gegen die Wand geschleudert wurde, als die Freikugel den Donnerkeil traf und dieser in einer Wolke aus Kristallsplittern explodierte. Von Nettesheim schrie auf und wollte bereits auf ihn zustürzen, als ihn etwas von hinten packte und umwarf. Abrahams Körper wurde einen Moment lag unter dem Tarnmantel sichtbar. Sichtlich angeschlagen drosch der alte Geomant auf Agrippa ein, doch der sichelte dem geschwächten Zauberer die Beine unter dem Leib weg und erhob sich wieder.
    Lukas kümmerte sich nicht darum. Er war längst zu dem Bild gekrochen. In seiner Rechten lag das Feuerzeug, das er Agrippa in Staufen abgenommen hatte. Er öffnete den Verschluss und kippte das Benzin darüber. Dann schnippte er den Feuerstein an.
    Mit einem panischen Aufschrei rannte von Nettesheim auf ihn zu, doch das Bildnis hatte bereits Feuer gefangen.
    »Hol das Stöckchen!« Lukas packte das Gemälde am Rahmen und schleuderte es mit aller Kraft und wie einen Diskus durch eines der zerstörten Saalfenster.
    Agrippas panisches Gesicht wurde krebsrot, und Brandblasen bildeten sich an Kinn und Wange. Heulend vor Schmerz und Wut wechselte er die Richtung und stürzte mit einem Hechtsprung hinter dem Gemälde her. Dann war er verschwunden. Nur seine Schreie hallten noch durch den Garten.
    Lukas erhob sich stöhnend, half Millepertia auf die Beine, und gemeinsam humpelten Sie hinüber zu Abraham. Ohne ein Wort zu wechseln, hoben sie den benommenen Zauberer an und flüchteten mit ihm nach unten.
    Sie verließen das Haus über eine Terrasse, schützen sich so gut es ging mit dem Tarnmantel und hasteten über den Kiesweg und durch das Tor des Grundstücks auf den alten Horch zu. Lukas startete panisch den Motor, und im Scheinwerferlicht wurde der scharfe Schlagschatten eines weiteren Tatzelwurms sichtbar, der auf die Straße sprang. Auch im Rückspiegel glaubte Lukas jetzt eine huschende Bewegung zu erkennen. Ohne weiter nachzudenken, gab er Vollgas, überrollte den Halbdrachen, ehe dieser auf die Kühlerhaube springen konnte, und brauste mit röhrendem Motor die Straße hinunter.
    Erst als er einige Kilometer in Richtung Innenstadt gerast war, drosselte Lukas das Tempo und warf einen Blick in den Rückspiegel. Millepertia, die längst wieder ihre normale Gestalt angenommen hatte, kümmerte sich auf dem Rücksitz um den inzwischen bewusstlosen Abraham. Sie wirkte erschöpft. Im Auto roch es nach ihren verbrannten Haaren.
    »Ob von Nettesheim tot ist?«, fragte sie, als sie seinen Blick bemerkte.
    Lukas bog in eine Nebenstraße ein. »Keine Ahnung«, presste er hervor und versuchte, seinen schmerzenden Unterarm zu ignorieren. »Selbst wenn – John Dee wird uns jagen, sobald er von unserem Auftauchen in Baden-Baden erfährt. Wenn wir überleben wollen, wird uns nichts anderes übrigbleiben, als der Fährte zu folgen, die Doktor Faust gelegt hat. Und das beunruhigt mich ehrlich gesagt am meisten.«
    »Wieso?«
    »Ist dir nicht aufgefallen, dass Faust mit meiner Hilfe eine Lawine an Ereignissen losgetreten hat, die sich kaum noch stoppen lässt? In der Hölle tobt angeblich eine Revolte, und in unserer Welt kämpft jetzt jeder gegen jeden, um Nutznießer der Ereignisse zu werden. Fast glaube ich, dass genau das Fausts Plan war.«
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Die Ereignisse stoppen.« Lukas stöhnte. »Nur brauchen wir dafür die Hilfe von jemandem, der Abaddon an Macht gleichkommt.«
    »Und wer soll das sein?«
    »Na, wer wohl?« Lukas lachte bitter. »Nur müssen wir dem Teufel dazu erst einmal wieder auf den Thron verhelfen.«

Der verschollene Trakt
    I ch habe die neuen CampusCards. Mit denen kommen wir ganz easy in die Universitätsbibliothek.« Lukas schlug die Haustür der kleinen Heidelberger Ferienwohnung hinter sich zu, stellte die Einkaufstüten ab und warf vorsichtshalber noch einen Blick durchs Fenster, wo ihm die Nachmittagssonne entgegenlachte. Einen Augenblick lang glaubte er, unweit ihrer Limousine eine Bewegung ausmachen zu können, doch es handelte sich offenbar um ein Spiel der Schatten. Unwillkürlich musste er daran zurückdenken, welche Mühen es ihn nach ihrer Ankunft gekostet hatte, in der Stadt zwei Autokennzeichen zu stehlen und diese an dem Horch anzubringen. Noch immer befürchtete er, dass ihre Trickserei auffliegen könnte.
    Sein Blick glitt an dem Auto vorbei zur Alten Brücke über den Neckar. Soeben fuhr eine Touristen-Barkasse unter den barocken Sandsteinpfeilern hindurch, und

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