Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
in Bewegung. »Na egal, jedenfalls kriegt er meine Sachen nicht mehr.«
»Kann ich verstehen«, sagte ich und musterte den Sitz der vielen Riemen. »Du siehst aus wie gefesselt. Wie ziehst du die aus?«
Er lächelte mich an. »Versuchst du, mich aus den Klamotten zu kriegen?« Es klang neckend, aber im Grunde war es ihm vollkommen ernst. Ich wünschte, ich hätte den Mund gehalten, denn er wollte so verzweifelt von mir begehrt werden. Bei diesem Spiel war ich aufgeschmissen, Flirten konnte ich noch nie gut.
Am Ende wurde ich rot, und das hasste ich. »Nein«, antwortete ich, und selbst für meine Ohren hörte es sich weinerlich an.
Er hätte ein halbes Dutzend Dinge sagen können, um es schlimmer zu machen, aber er war gnädig. »Man zieht sie aus, wie man sie anzieht.« Er schob den linken Arm vorn unter die Riemen und bis zum Hals hinauf und machte etwas mit seiner Schulter, was ich von meinem Platz aus nicht sehen konnte. Plötzlich stand er mit nacktem Oberkörper da, und die Riemen hingen an ihm wie die abgeworfenen Blütenblätter einer schwarzen Blume. »Sie lassen sich mit einer Bewegung ausziehen, aber das Anziehen dauert seine Zeit. Du musst heute Abend kommen und dir die ganze Show ansehen.« Er lächelte sanft, um meiner Verlegenheit den Stachel zu nehmen. Mir war nicht so richtig klar, wieso ich eigentlich verlegen war. Vielleicht weil Ronnie da war oder weil ich fürchtete, bald Farbe bekennen zu müssen. Keine Ahnung; suchen Sie sich was aus.
»Deine Schulter«, sagte Ronnie mit belegter Stimme, »tut diese Bewegung nicht weh?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin sehr gelenkig.«
Ronnie hatte Probleme mit ihrem Gesicht, so als ob sie den Ausdruck, der sich unwillkürlich einstellen wollte, auf keinen Fall zulassen konnte. »Wie gelenkig bist du denn?«
»Ronnie«, warnte ich.
Sie zuckte die Achseln, und ihr Blick sagte: Tut mir leid, konnte nicht anders. »Na, du wirst es mir ja nicht sagen. Du hast mir eben noch erzählt, dass er in die Riege deiner Männer aufgestiegen ist.«
»Ronnie«, warnte ich erneut, aber ein bisschen schärfer.
Sie zog ein Gesicht. »Entschuldige, ich bin heute nicht ganz ich selbst. Ich quatsche einfach drauflos, wie du das sonst machst.«
»Oh, vielen Dank«, sagte ich.
»Es stimmt. Du quatschst drauflos, wenn du nervös oder geil bist«, warf Gregory ein.
»Ich brauche deine Hilfe nicht, Gregory.«
»Tschuldigung«, sagte er und zuckte mit den Leopardenschultern, was sonderbar aussah. Nicht schlecht, nur ungewöhnlich.
»Soll ich ihre Frage beantworten?«, bot Nathaniel vorsichtig an.
»Antworte oder lass es bleiben, mir ist es egal.«
Er legte den Kopf schräg, und ihm war sichtlich klar, dass das nicht wahr war. Er hatte recht. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er nicht antwortete. Er hatte mir angeboten, darüber zu entscheiden, und ich hatte abgewinkt. Ich hatte auf das Zepter verzichtet, das er mir reichte, und wenn man nicht das Sagen hat, hat man auch nicht die Kontrolle darüber, was passiert.
Er ging zu Ronnie hinüber und schwenkte seinen knackigen Hintern für mich. Manchmal fragte ich mich, ob Nathaniel wusste, wie schön er war, und dann gab er mir deutlich zu verstehen, dass er das sehr genau wusste. Wie jetzt.
Mir stieg die Hitze ins Gesicht, wenn ich ihn nur so gehen sah, und in dem Moment wurde mir klar, warum ich so verlegen war. Ich hatte versprochen, ihn zu beißen, aber was er wollte, war Geschlechtsverkehr. Und als ich ihn jetzt so durch die Küche laufen sah wie eine Werbefigur für feuchte Träume, wand ich mich innerlich wie ein Teenager, der zum ersten Mal »diese Gefühle« kriegt und keinen hat, mit dem er darüber reden kann, denn brave Mädchen haben so was nicht.
Mit einer schnellen Kopfbewegung ließ er seine Haare über Ronnie gleiten, dass sie sich teilten wie ein Vorhang und hinter ihr wieder zusammenschlugen. Es sah mehr aus wie eine Ohrfeige, nicht wie ein Flirt. Er stand sehr aufrecht, sehr groß neben ihrem Stuhl und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Um deine Frage zu beantworten«, er hob die Arme hinter dem Rücken an, bis die verschränkten Hände auf Schulterhöhe waren, »ich bin sehr«, und reckte sie schließlich senkrecht in die Höhe, »sehr gelenkig.« Dann senkte er sie langsam ab. Doch es war nicht Ronnie, die er dabei ansah.
Ich wurde nicht rot, sondern blass. Ich fühlte mich wie in der Falle. Aber in was für einer? Das war die Zehntausend-Dollar-Frage. Nicht mal insgeheim konnte
Weitere Kostenlose Bücher