Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
macht.«
»Du meinst also, wir sind in unser Liebesleben hineingeraten, damit wir uns unseren Dämonen stellen und sie erschlagen können?«
»Oder damit wir erkennen, dass das, was wir für ein Monster gehalten haben, uns selbst gar nicht unähnlich ist.«
»Du warst damals ehrlich überzeugt, dass Vampire wandelnde Leichen sind?«
»Restlos.«
»Dann muss es wirklich hart für dich sein, dass du einen liebst.«
Ich nickte. »Ja.«
Sie nahm meine Hände. »Es tut mir leid, dass ich wegen Jean-Claude wütend war. Ich werde mich bessern.«
Ich drückte lächelnd ihre Hände. »Entschuldigung angenommen.«
»Ich bin dreißig und war noch nie so glücklich mit jemandem. Ich werde mit Louie reden, ob er mir ein bisschen Raum lassen kann und mit mir zu einer Brautpaarberatung geht.«
»Darf ich sagen, dass mich das freut, ohne den Vorwurf zu bekommen, ich wollte dich zur Heirat überreden?«
Sie lächelte, anständigerweise verlegen. »Ja, und das tut mir ebenfalls leid.«
»Schon gut, Ronnie, wir haben alle mal unsere Ausfälle.«
»Sieht dir ähnlich, dass du eine Hexe als Ratgeber gefunden hast. Aber wenn du Therapie machen kannst, werden wir anderen das wohl auch hinkriegen.«
»Ich war schon monatelang bei Marianne, als ich begriffen habe, dass es eine ist.«
»Du bist also unabsichtlich in eine Therapie geraten.«
Ich zuckte die Achseln, drückte ihre Hände und stand auf. Bitte, lieber Gott, mach, dass der Kaffee noch warm ist.
»Du hast unabsichtlich Therapie gemacht. Du bist die Geliebte des hiesigen Obervampirs, obwohl du dich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hast. Jetzt führst du ein oder zwei Dreiecksbeziehungen, obwohl es dein Lebensziel war, eine monogame Ehe zu führen.«
Der Kaffee in der Cafetière war kalt, aber der aus der Kaffeemaschine nicht. Jaaa. »So kann man es ungefähr zusammenfassen«, sagte ich.
»Und mein Ziel war es, mich nie an eine Person zu binden und nie zu heiraten. Jetzt hat also jede von uns, was die andere haben wollte.«
Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können und sagte darum nichts. Ich hatte noch nie den Eindruck gehabt, Gott könnte eine ironisch-sadistische Ader haben, aber irgendeiner hatte sie offenbar. Gab es einen Engel, der für Beziehungen zuständig war? Wenn ja, dann hatte sich dieser geflügelte Bote für einiges zu verantworten. Ich bekam diesen winzigen Impuls im Kopf, den ich manchmal spürte, wenn ich betete. Es war mehr ein Gefühl als ein Gedanke. Sei glücklich, sei einfach glücklich. Leichter gesagt als getan.
28
U m drei am Nachmittag war ich im Büro, auf die Minute pünktlich. Kein Sex, kein Vampir, kein Gestaltwandler, kein metaphysischer GAU würde diesen Animator von seinen vereinbarten Terminen abhalten. Zumindest nicht heute.
Ich saß bei Bert Vaughn im Büro. Bis vor kurzem war er der Boss von Animators Inc. gewesen, bis zu unserer Palastrevolte. Er war jetzt noch Geschäftsführer und Büroleiter, aber mehr unser Agent als unser Boss. Er hatte dadurch kein Geld verloren, sodass er nach wie vor glücklich war, doch wir Animatoren waren jetzt wie die Partner einer Anwaltskanzlei. Wenn man es bis zum Partner gebracht hatte, konnte man seine Stellung allenfalls noch verlieren, wenn man einen Mord beging. Na gut, wenn man sich des Mordes überführen ließ. Bert war also nicht mehr der Boss. Hieß, er konnte uns nicht mehr behandeln wie Aushilfen. Das missfiel ihm besonders an den neuen Verhältnissen, aber entweder richtete er sich nach unseren Bedingungen, oder wir suchten uns was anderes, und da er keine Toten erwecken kann, wäre das so ziemlich das Ende seiner Firma. Besonders wenn wir einen eigenen Laden eröffneten und ihm Konkurrenz machten. Folglich gab es neue Machtstrukturen, deren Möglichkeiten wir noch gar nicht ganz ausgelotet hatten.
Berts Büro hatte jetzt ein warmes Gelb mit einem Stich ins Orangene. Es wirkte behaglicher als die hellblaue Arbeitszelle von vorher, aber nicht viel. Die Geschäftsräume waren insgesamt renoviert und obendrein vergrößert worden durch den Kauf der benachbarten Gewerberäume, sodass sich die meisten von uns kein Büro mehr zu teilen brauchten. Da wir die meiste Zeit außer Haus arbeiteten, hielt ich das für Geldverschwendung, aber da war ich überstimmt worden. Charles, Jamison und Manny hatten ein größeres Büro haben wollen. Larry und ich waren weiterhin zum Teilen bereit gewesen, doch Bert hatte mit den anderen gestimmt. Daraufhin wurde eine Wand
Weitere Kostenlose Bücher