Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Sie Ihren Freund mitgebracht?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Doch, denn er sitzt in dem Wartezimmer, das wir uns alle teilen. Und es geht mich erst recht etwas an, wenn Sie ihn bei Klientengesprächen dabei sein lassen.«
»Er wird nicht dabei sein.«
»Wie lange wird er in unserem Wartezimmer sitzen?«
»Ein paar Stunden.«
»Warum?«
»Wie gesagt, das geht Sie nichts an.«
»Doch, denn Sie bringen ihn zur Arbeit mit, Anita. Ich bin vielleicht nicht mehr der Boss, aber wir sind hier demokratisch. Meinen Sie wirklich, dass Jamison sich nicht darüber aufregt?«
Da hatte er recht. Mir fiel keine gute Lüge als Erklärung ein, darum versuchte ich es mit der halben Wahrheit. »Sie wissen ja, dass ich der menschliche Diener eines Meistervampirs bin.«
Er nickte und guckte unsicher, als hätte er diese Gesprächseröffnung nicht erwartet.
»Nun, damit ist eine interessante Begleiterscheinung verbunden. Glauben Sie mir, Sie werden noch froh sein, dass Nathaniel hier ist, falls die Dinge schieflaufen.«
»Wie schief werden sie denn laufen?«
»Falls ich ihn in mein Büro hole, verschließen Sie einfach die Tür und sorgen Sie dafür, dass wir nicht gestört werden. Wenn niemand was mitkriegt, braucht sich keiner aufzuregen.«
»Warum soll niemand etwas mitbekommen? Was für eine Begleiterscheinung ist das? Ist es gefährlich?«
»Das ist nicht Ihre Angelegenheit. Sie würden es außerdem nicht verstehen, selbst wenn ich es Ihnen erklärte, und es ist nur gefährlich, wenn ich niemanden bei mir habe, wenn’s passiert.«
»Wenn was passiert?«
»Siehe Antwort eins.«
»Wenn es den Arbeitsablauf stören kann, muss ich als Geschäftsführer darüber Bescheid wissen.«
Da hatte er recht, aber ich wusste nicht, wie ich es sagen sollte, ohne was zu verraten. »Es wird niemanden bei der Arbeit stören, sofern Mary die Leute von meiner Tür fernhält, bis wir fertig sind.«
»Fertig? Womit?«
Ich blickte ihn vielsagend an.
»Sie meinen nicht etwa …«
»Was?«
Er schloss die Augen, öffnete sie und sagte: »Wenn ich Ihren Freund nicht im Wartezimmer sitzen haben will, dann will ich erst recht nicht, dass Sie ihn in Ihrem Büro ficken.« Er klang aufgebracht, bei ihm eine Seltenheit.
»Ich hoffe, dass es nicht dazu kommen wird«, sagte ich.
»Wie kommt es zu dieser Begleiterscheinung?«
Das war eine gute Frage, aber ich war nicht bereit, ihn einzuweihen. »Durch Zufall, schätze ich.«
»Ich würde ja sagen, das ist erfunden, aber wenn Sie die Absicht hätten, mir einen raffinierten Streich zu spielen, dann nicht damit.« Diese Bemerkung zeigte, dass er mich besser kannte, als ich dachte.
»Da haben Sie recht.«
»Dann sind Sie jetzt also – was? – eine Nymphomanin?«
Man kann sich immer darauf verlassen, dass Bert die richtigen Worte findet. »Ja, Bert, so ist es. Ich bin zur Nymphomanin geworden. Ich brauche so oft Sex, dass ich überall einen Liebhaber mitnehme.«
Seine Augen wurden immer größer.
»Keine Sorge, Boss, ich hoffe, dass es heute mal ohne geht.«
»Was ist heute anders?«
»Wissen Sie, Sie haben Mary gesagt, dass Sie mich sprechen wollen, sowie ich heute zur Tür reinkomme. Da konnten Sie aber noch nicht wissen, dass ich meinen Freund mitbringe oder einen schwarzen Rock trage, der kürzer ist, als Sie es gern hätten. Sie wollten mich also nicht wegen meiner Garderobe oder meines Liebeslebens sprechen. Warum dann?«
»Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie sehr abrupt sein können?«
»Ja. Also, was liegt an?«
Er setzte sich aufrecht hin, wieder ganz geschäftsmäßig und kundenorientiert. »Ich möchte, dass Sie mir bis zum Ende zuhören, bevor Sie sich aufregen.«
»Wow, Bert, ich kann kaum erwarten, alles zu erfahren.«
Er sah mich stirnrunzelnd an. »Ich habe den Auftrag abgelehnt, weil mir klar war, dass Sie ihn nicht annehmen würden.«
»Warum diskutieren wir dann darüber?«
»Die Klienten haben das Beraterhonorar verdoppelt.«
»Bert«, begann ich.
»Nein«, er hob die Hand, »ich habe abgelehnt.«
Ich blickte ihn an und sagte damit deutlich, dass ich ihm nicht glaubte. »Das sieht Ihnen überhaupt nicht ähnlich, Bert.«
»Sie haben mir mal alle Fälle aufgelistet, die Sie nicht anfassen würden. Habe ich seitdem jemals einen Fall zu Ihnen geschickt, der auf der Liste steht?«
Ich überlegte kurz und schüttelte den Kopf. »Nein, aber Sie stehen kurz davor.«
»Weil sie mir nicht glauben wollten.«
»Was wollten sie nicht glauben?«
»Sie haben
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