Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Kopf abzustützen. Der Rock enthüllte nun auch den Rand meines schwarzseidenen Slips, was Bert von seinem Platz aus aber wahrscheinlich nicht sah.
»Wenn ich Ihnen sage, der Rock ist zu kurz, dann kommen Sie morgen in einem noch kürzeren, nicht wahr?«
»Jep.«
»Und wenn ich mich über das Schwarz beklage …«
»Ich habe schwarze Kleider. Ich habe sogar schwarze Minikleider.«
»Warum mache ich mir überhaupt die Mühe?«
»Mit mir darüber zu sprechen?«
Er nickte.
»Das weiß ich auch nicht.«
»Wenigstens sind Sie geschminkt, immerhin etwas.«
»Ich habe nach der Arbeit eine Verabredung«, sagte ich.
»Das bringt mich auf ein anderes Problem«, sagte er. Er neigte sich vor und faltete die Hände auf dem Schreibtisch. Er versuchte mal wieder, väterlich zu erscheinen, was ihm aber nie gelang. Es kam eher überheblich rüber.
Ich setzte mich wieder aufrecht hin, weil es mir zu unbequem wurde, und strich den Rock unter mir glatt. Das ging sogar, denn so kurz war er nicht. Nach meiner Regel war ein Rock dann zu kurz, wenn er beim Hinsetzen den Po nicht bedeckte. Dieser Rock bestand den Test. Ich war also froh, dass Bert aufgegeben hatte. Denn in Röcken, die kürzer waren als dieser, fühlte ich mich eigentlich nicht wohl. Und Bert mit Minis zu ärgern machte nicht mehr so viel Spaß wie früher.
»Und das wäre?«
»Mary hat mich informiert, dass der junge Mann in unserem Wartezimmer Ihr Freund ist.«
Ich nickte. »So ist es.« Sonderbarerweise hatte sich die Ardeur heute noch nicht bemerkbar gemacht, nicht mal mit dem leisesten Schaudern. Es hatte uns allen ein bisschen Sorge bereitet, was passieren würde, wenn sie mich während der Arbeit überfiel. In der Firma war niemand, mit dem ich Sex haben wollte. Das hieß, ich brauchte jemanden in meiner Nähe, nur für alle Fälle. Nathaniel saß draußen in dem terracottafarbenen Wartezimmer und machte sich in einem der braunen Lederstühle sehr dekorativ. Er trug eine schwarze Chino, ein violettes Oberhemd und schwarze Halbstiefel. Die Haare hatte er zum Zopf geflochten, damit sie so seriös aussahen, wie es bei knöchellangen Haaren möglich war. Er las eine Musikzeitschrift, die er abonniert hatte. Da er mit einigen Heften im Rückstand war, hatte er eine Tasche voll davon mitgebracht und war bereit zu warten, bis ich ihn brauchte oder schließlich zur Arbeit brachte.
»Warum sitzt Ihr Freund im Wartezimmer, obwohl Sie zum Arbeiten hier sind?«
»Ich bringe ihn später zur Arbeit«, sagte ich und klang dabei sachlicher als er.
»Hat er kein Auto?«
»Wir haben nur zwei, und Micah wird das andere vielleicht brauchen, weil er Bereitschaft hat.«
Bert machte diesen Zeitlupenaugenaufschlag, und das bisschen Wärme von eben war aus seinen grauen Augen verschwunden. »Ich dachte, der im Wartezimmer ist Ihr Freund.«
»Ist er auch.«
»Heißt das nicht, dass Sie mit Micah Schluss gemacht haben?«
»Das Schlussfolgern liegt Ihnen nicht, Bert.«
Er wiederholte den langsamen Augenaufschlag und lehnte sich verwirrt zurück. Ich hatte Bert schon immer in Verwirrung gebracht, aber noch nicht mit meinem Intimleben. »Weiß Micah, dass Sie mit ihm …«
»Nathaniel.«
»Nathaniel.«
»Er weiß es.«
Er leckte sich über die schmalen Lippen und versuchte es anders. »Fänden Sie es professionell, wenn Charles oder Manny seine Frau mitbrächte und im Wartezimmer sitzen ließe?«
Ich zuckte die Achseln. »Das ginge mich nichts an.«
Er seufzte und rieb sich die Schläfen. »Anita, Ihr Freund kann nicht die ganze Zeit über in unserem Büro sitzen.«
»Warum nicht?«
»Wenn ich Sie einmal jemanden mitbringen lasse, wird das jeder tun wollen, und das gäbe ein Durcheinander und würde den Geschäftsalltag stören.«
Ich seufzte. »Ich glaube nicht, dass jemand anderer seinen Schatz zur Arbeit mitbringen würde. Charles Frau ist examinierte Krankenschwester mit einem Ganztagsjob, und Rosita findet Mannys Arbeit grässlich. Sie würde hier keinen Fuß über die Schwelle setzen. Jamison könnte vielleicht mal ein Mädchen mitbringen, wenn er glaubte, sie beeindrucken zu können.«
Er seufzte wieder. »Anita, Sie sind absichtlich schwierig.«
»Ich absichtlich schwierig? Also, Bert, Sie sollten mich besser kennen.«
Er lachte laut auf und schob sich mit seinem Stuhl ein Stück vom Schreibtisch weg. Dann beschloss er, mich nicht länger wie einen Klienten zu behandeln, und sah augenblicklich lässiger und weniger vertrauenswürdig aus. »Warum haben
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