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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wir bekamen nicht mal fünf Minuten Ruhe, um das Thema anzuschneiden. Ich hatte so viele Fragen und keine Zeit, sie zu stellen. Vielleicht war ich deswegen so schnippisch zu meinen Klienten. Vielleicht. Oder ich bin einfach der schnippische Typ. Selbst ich war mir da manchmal nicht sicher.
    Bis wir ins Auto steigen konnten, war es sieben. Bert hatte meinen Halb-Acht-Termin auf dem Friedhof, ohne dass ich ihn darum bitten musste, an Manny weitergereicht. Er entschuldigte sich sogar, weil er mich überbucht hatte. Das tat er immer, aber er hatte sich noch nie dafür entschuldigt. Ich glaube, die Erkenntnis, dass ich eine Abstimmung initiieren und ihn rauswerfen lassen konnte, machte ihn zu einem braveren Jungen. Oder vielleicht war es auch die Erkenntnis, dass ihn jeder von uns per Abstimmung rauswerfen konnte. Bert unterstellte uns immer, dass wir nichts vom Geschäft verstünden, nur weil wir keinen kaufmännischen Abschluss hatten. Ein Fehler. Aber ein bisschen Angst ist manchmal gar nicht so schlecht. Sie kann bei manchen Leuten sogar geradezu therapeutisch wirken. Ich glaubte nicht, dass die nettere Version von Bert uns lange erhalten bleiben würde, aber solange es sie gab, wollte ich sie genießen.
    Ich bog auf den Olive Boulevard in Richtung Innenstadt ab. Mir blieb gerade noch genug Zeit, um Nathaniel vor dem Guilty Pleasures abzusetzen. Zu meinem ersten Außentermin an diesem Abend käme ich dann nur fünfzehn Minuten zu spät.
    »Wohin fährst du?«, fragte Nathaniel.
    »Zum Guilty Pleasures.«
    »Du musst vorher etwas essen.«
    Als ich vor einer Ampel abbremste, drehte ich den Kopf zu ihm. »Dafür habe ich keine Zeit.«
    »Du weißt aber, dass du den einen Hunger stillen musst, weil die anderen sonst schlimmer werden?« Er fragte das sehr sanft, aber ich misstraute diesem Ton inzwischen. Den schlug er nämlich meistens an, wenn er auf etwas Bestimmtes hinauswollte und damit recht hatte, und ich bräuchte es quasi nur zu akzeptieren, dann würde ich es schon noch sehen. Gewöhnlich hieß das, der Streit war von Anfang an verloren. Doch eine Niederlage war für mich noch nie ein Grund gewesen, einem Streit aus dem Weg zu gehen.
    »Ja, ich weiß. Wenn ich die Ardeur nicht befriedige, will das Tier mehr Fleisch oder der Vampir will Blut. Das weiß ich alles.«
    »Was passiert also, wenn du deinem Magen nichts zu tun gibst? Du wirst hungrig, richtig?«
    Die Ampel sprang um, und ich rollte weiter. Der Samstagabendverkehr auf dem Olive war immer ein Vergnügen. »Ja«, sagte ich. Ich suchte nach dem Fallstrick und sah ihn nicht.
    »Wenn dein Körper also nach gewöhnlichem Essen hungert, verstärkt das die anderen Begierden dann nicht?«
    Fast wäre ich auf meinen Vordermann draufgefahren, weil ich Nathaniel anstarrte. Ich musste auf die Bremse steigen und löste ein Hupkonzert aus; wäre es nicht schon dunkel gewesen, hätte ich sicher ein paar ausgestreckte Mittelfinger gesehen. »Was hast du gesagt?«
    »Du hast es gehört, Anita.«
    Ich seufzte und achtete wieder mehr auf den Verkehr. Aber im Stillen biss ich mir in den Hintern, weil es so simpel war. So schrecklich simpel. »Wenn ich arbeite, esse ich unregelmäßig, und das heißt, fast jeden Abend, wenn ich nach Hause komme, hat mich die Ardeur in den Krallen.«
    »Mitunter zweimal am Abend«, sagte er. »Wie viel hast du an solchen Tagen gegessen? Richtiges Essen, meine ich.«
    Ich überlegte. »Manchmal gar nichts.«
    »Wenn du ein Ernährungstagebuch führen würdest, wäre es interessant zu sehen, ob der normale Hunger die anderen beeinflusst.«
    »Du redest, als wüsstest du es schon.«
    »Hast du noch nicht bemerkt, dass Lykanthropen kochen und essen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Weiß nicht.« Ich dachte darüber nach. Richard kochte und hatte mich immer entweder zum Essen ausgeführt oder für mich gekocht. Micah kochte manchmal, Nathaniel häufig. Meistens hatten wir zu wenigstens einer Mahlzeit am Tag das Haus voller Werleoparden.
    »Du meinst, es gibt einen Grund dafür, dass alle Lykanthropen, mit denen ich bisher zusammen war, so begabte Köche sind?«
    Er nickte. »Wir brauchen eine bestimmte Ernährung mit viel Eiweiß. Dadurch können wir das Tier in Schach halten.«
    Ich sah ihn an. Im Halbdunkel des Wagens fiel kaum Licht von den Straßenlampen auf ihn, und sein lavendelblaues Hemd wirkte blass. »Warum hat mir das noch nie einer gesagt?«
    »Wir haben dich immer als Menschen betrachtet, Anita. Aber nach dem, was ich heute gesehen habe

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