Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
hat angefangen, Leute gegen Geld reinzulassen, die keinen Zutritt haben.«
»Zum Beispiel?«
»Männer.«
Ich zog die Brauen hoch. »Ihr lasst keine Männer herein?«
»Nur wenige. Die Frauen fühlen sich sonst unwohl, und einige Tänzer mögen das auch nicht. Sein Ding vor anderen Männern zu schwenken ist nicht jedermanns Sache.«
»Verständlich, aber ihr lasst trotzdem welche rein.«
»Wir lassen Pärchen rein, genau wie es die Stripclubs am Fluss machen, wo Frauen auftreten.«
»Aber Primo lässt einzelne Männer rein.«
Er nickte.
»Was hat Jean-Claude gesagt, was du dagegen tun sollst?«
»Ich soll damit fertig werden. Wenn ich nicht Vampir genug bin, um mit Primo fertig zu werden, bin ich vielleicht nicht der Richtige für den Job, meint er. Jean-Claude ist auch sehr alt, Anita. Ich vermute, sie benutzen mich für einen Machtkampf, und ich bleibe dabei auf der Strecke, denn Primo wird mich töten.«
»Du siehst eigentlich aus, als könntest du auf dich aufpassen.«
»Wenn es nur auf Armmuskeln ankommt, ja. Aber Primo ist kein Schläger, Anita, er trieft vor Macht. Ich bin ja auch seiner Meinung, dass Jean-Claude ihn nicht gut einsetzt. Er ist zu machtvoll, um hier unten an der Tür zu stehen, und er hat nicht das richtige Temperament dafür.«
»Was meinst du damit?«
»Er fängt eher Streit an als welchen zu verhindern. Er nimmt Geld von Männern, um sie reinzulassen, dann wirft er sie wieder raus.«
Ich schüttelte den Kopf. »Weißt du, Buzz, das klingt nicht nach einem Problem, das Jean-Claude lange mitansieht.«
»Normalerweise nicht. Es sieht fast so aus, als wollte er abwarten, was wir tun, ehe er einschreitet. Aber bis dahin bin ich wahrscheinlich tot.«
»Ist es wirklich so schlimm?«
»Die Frauen da draußen waren okay, aber einer unserer Tänzer ist mal von einer Stalkerin belästigt worden. Dann hatten wir mal einen wütenden Ehemann, der mit dem Messer auf einen Tänzer losging, aus Eifersucht, weil seine Frau Mitglied in dessen Fanclub war.«
»Die Tänzer haben eigene Fanclubs?«
»Die Hauptdarsteller ja.«
»Nathaniel hat einen Fanclub?«
»Brandon.« Er sah mich an und lachte. »Du wusstest das gar nicht.«
»Ich achte nicht besonders auf den Cluballtag.«
Er nickte und machte wieder ein besorgtes Gesicht.
Ich hatte ihn nie besonders gemocht. Ich lehnte ihn nicht ab, aber er gehörte nicht zu meinen Freunden. Wenn es stimmte, was er sagte, dann war er in einer fiesen Situation. Deren Gründe waren mir noch völlig unklar. Jean-Claude war ein guter Geschäftsmann, aber das klang nicht nach guter Geschäftsführung.
»Ich werde mit Jean-Claude reden, Buzz, und mal hören, was er von Primo hält.«
Buzz seufzte. »Also, das finde ich echt klasse.« Er grinste und zeigte seine Zähne. »Bisher dachte ich immer, du kannst mich nicht leiden.«
Ich musste lächeln. »Wieso erzählst du dann ausgerechnet mir deine Probleme?«
»An wen hätte ich mich sonst noch wenden können?«
»Asher ist Jean-Claudes Stellvertreter.«
Er schüttelte den Kopf. »Man trägt Probleme nicht nach außen. Das wird in allen Clubs so gehandhabt.«
»Das wusste ich nicht.« War wahrscheinlich ein Überbleibsel aus der Zeit, wo jeder Club noch einen anderen Besitzer hatte. »Da ich allen Clubs mal einen Besuch abstatte, bin ich was? Der Verbindungsmann?«
Er grinste breit. »Sozusagen.«
»Ich werde versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Mehr kann ich nicht tun. Wenn Jean-Claude dich wirklich für einen Machtkampf mit Primo verschleißt, werde ich es dir sagen.«
Er schaute erleichtert. »Ich muss halt wissen, wo ich stehe.«
Ich nickte. »Ich weiß.«
Ein blonder Kollege in einem schwarzen Hemd kam durch die Tür am anderen Ende des Ganges gestürmt, begleitet von einem Schwall lauter Musik. Er sah aus wie ein Collegestudent, rannte aber wie auf Sprungfedern. Irgendein Lykanthrop.
»Wir haben drinnen ein Problem«, rief er Buzz zu. »Primo hat einen Haufen Kerle reingelassen, die angefangen haben, bei Byrons Auftritt dazwischenzurufen. Ich sollte dich holen, wenn’s wieder Zoff gibt. Jetzt ist es so weit.«
Buzz lief schon den Gang hinunter. Ich zögerte noch eine Sekunde, dann trabte ich hinterher.
Buzz sah mich an. »Du kommst mit?«
Ich zuckte die Achseln. »Fände es komisch, jetzt wegzugehen.«
»Unser Job ist es, die Lage zu beruhigen, nicht, sie schlimmer zu machen«, sagte er.
»Heißt das, ich soll nicht mitkommen?«
»Nicht doch«, antwortete der blonde Kollege.
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