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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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»Der Scharfrichter ist auf unserer Seite. Da sagen wir doch nicht nein.«
    »Und wer bist du?«, fragte ich und rannte schneller, um mit ihnen Schritt zu halten.
    »Clay.« Er gab mir an Buzz’ Brust vorbei die Hand.
    »Hebt euch die Nettigkeiten für später auf«, sagte Buzz. An der Tür blieb er kurz stehen, als wollte er sich sammeln. Plötzlich strahlte er eine vibrierende Energie aus. Das war mir neu an ihm. Seine grauen Augen leuchteten – soweit das bei Grau möglich ist. »Ich bin diesen Scheiß dermaßen leid«, sagte er und öffnete die Tür.

34
    D ie Musik lief weiter, ein stampfender Beat, aber der Mann auf der Bühne tanzte nicht mehr, weil sich die Show jetzt woanders abspielte. Die Show war ein kleines Meer von Collegestudenten, die einen Mann umwogten. Der stand in der Mitte und ragte über ihnen auf wie ein bleicher Leuchtturm, unter dem lauter Jeans und Lederjacken schwammen. Die Größten der Studenten reichten ihm bis an die Schultern, aber es waren viele, und sie sahen gut trainiert aus. Einige waren fast so muskelbepackt wie die Rausschmeißer des Clubs. Primo hatte sich den richtigen Haufen ausgesucht, um den Laden aufzumischen, und genau das schien sein Ziel zu sein.
    Die übrigen Raussschmeißer schienen nicht zu wissen, was sie tun sollten. Ihre geteilte Loyalität zeigte sich darin, dass sie Primo noch nicht zu Hilfe geeilt waren. Sie hielten sich am Rand des Gewühls und dämmten es so weit wie möglich ein, ohne die Studenten von dem großen Vampir wegzuholen. Hätte ich nicht schon Bescheid gewusst, hätte ich allein aus dieser Hilfsverweigerung allerhand Schlüsse gezogen.
    Nicht Primos Größe war das Problem, sondern die Machtwellen, die von ihm ausgingen. Vampirkräfte und Lykanthropenkräfte können einen Raum so anfüllen, dass man zu ertrinken glaubt. Primos Kräfte brandeten einem buchstäblich entgegen. Jedes Mal, wenn er mit der flachen Hand zuschlug, spürte ich seine Macht auf der Haut. Sie schien sich aus seiner Brutalität zu speisen. Doch er schlug nur mit der flachen Hand, was natürlich die Männlichkeit der Collegestudenten beleidigte.
    Einer der größeren sprang ihn an und hängte sich an seine Schulter. Primo packte ihn und klaubte ihn ab wie eine Fluse. Er warf ihn in Richtung Garderobe, worauf die Garderobiere, die den Gästen auch Halsketten mit Kreuzanhängern abnahm, einen spitzen Schrei ausstieß.
    Primos Macht war enorm, aber immer nur für einen Moment, dann ging sie in den Keller. Er konnte den Pegel nicht permanent halten.
    »Das reicht«, rief Buzz unglücklich, weil er das überhaupt sagen musste. Er hob den Arm und beendete damit das Zögern seiner Kollegen. Sie begannen, die Studenten zum Ausgang zu schieben, mit einigem Erfolg zwar, doch die Jungs wollten ihre Kumpel, die noch mit dem Vampir zu tun hatten, nicht im Stich lassen. Ich konnte ihnen keinen Vorwurf daraus machen.
    Auch für diese Situation waren meine Fähigkeiten nicht geeignet. Ich wusste nicht, wie ich beruhigend einschreiten sollte. Ich hätte allenfalls meinen Bundesmarshalausweis zücken oder die Pistole ziehen können, wenn ich Primo hätte verhaften oder töten wollen. Aber Buzz hatte eigens darauf hingewiesen, dass es ihre Aufgabe war, deeskalierend zu wirken. Leider wusste ich nicht, wie das geht. Ehrlich nicht.
    »Primo, Primo, hör auf«, brüllte Buzz. »Wir müssen sie rausschaffen.«
    Primo hatte eine Antwort darauf: Er packte zwei Studenten am Hals, als wollte er sie mit den Köpfen zusammenknallen. Während seine Hände beschäftigt waren, verpasste ihm ein kühner junger Mann mit kurzen braunen Haaren und enorm breiten Schultern einen Faustschlag ins Gesicht, und er wusste, was er tat. Der Vampir taumelte, und Blut quoll aus seiner Lippe wie eine aufbrechende Blüte, die seine weiße Haut zierte.
    Die Musik auf der Bühne verstummte, und in die plötzliche Stille donnerte Primos Schrei wie ein wütender Schlachtruf. Er ließ die zwei Männer fallen und ging auf den Boxer los. Ich erwartete, dass er ihn wegschleudern würde wie die anderen bisher, doch das tat er nicht. Er packte ihn am Kragen und hob ihn hoch, bis seine Füße über dem Boden baumelten und der Mann vermutlich keine Luft mehr bekam. Dann fasste er mit der anderen Hand um dessen Hals. Bei seiner Kraft konnte er ihm mühelos das Genick brechen.
    Ich zog die Browning, aber ohne gerichtlichen Hinrichtungsbeschluss war ich in derselben Lage wie ein Polizist: Ich durfte ihn nicht erschießen, solange er die

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