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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sein, dass ein Mensch einen so mächtigen Vampir wie dich verwunden kann?«, fragte Jean-Claude im Plauderton, während er in meinem Kopf etwas anderes flüsterte: »Ich fürchte, ich habe ihn unterschätzt.«
    »Sag bloß«, erwiderte ich.
    Clay fragte: »Was hast du gesagt?«
    Ich schüttelte den Kopf und suchte weiter den Boden ab, aber die Pistole blieb verschwunden. Dann dachte ich: Was soll’s. Ich habe ihn zweimal ohne Schusswaffe verwundet, ich kann es wieder tun. Meine innere Stimme glaubte das nicht. Aber ich befahl ihr, die Klappe zu halten. Ich hatte genug Probleme, auch ohne Selbstzweifel.
    Primo hatte noch immer den jungen Mann in seiner Gewalt, den er sich als Prügelknabe auserkoren hatte, hielt ihn aber locker an der Seite wie einen Sack Wäsche. Offenbar war der Student bewusstlos. Ich stand auf, um nachzusehen, ob er noch atmete. Es gefiel mir nicht, wie ihm der zusammengeraffte Kragen den Hals zuschnürte. Nachdem er den Faustschlag überlebt hatte, sollte er jetzt versehentlich ersticken?
    Jean-Claudes Stimme raunte durch meinen Kopf. »Er atmet nicht, aber sein Herz schlägt noch.«
    »Uns läuft die Zeit davon«, sagte ich laut.
    »Ja«, antwortete er, ich glaube, ebenfalls laut. Er griff mit seiner Macht nach mir aus, und die Kühle des Grabes berührte mich, berührte die Kraft in mir, mit der ich die Toten weckte. Plötzlich wusste ich, wie ich Primo schneiden konnte. Ich verstand, wie es funktionierte, wusste wie bei einem Geheimkästchen, wo ich drücken musste und was dann passierte. Um jemanden von Weitem zu schneiden, musste man dessen magische Aura gegen ihn wenden. Der magische Schild wurde praktisch in eine unsichtbare Klinge verwandelt. Jean-Claude kannte das seit Jahrhunderten und wusste, wie es ging, hatte es nur nicht selbst tun können. Ich besaß die Gabe dafür, hatte sie aber nicht anwenden können. Gemeinsam kriegten wir es plötzlich hin.
    Ich hatte nicht vor, Primo zu töten, er sollte nur den Mann loslassen. Ich streckte die Hand zu ihm aus, doch das beeindruckte ihn nicht.
    »Glaubst du, deine kleinen Schnitte können mich aufhalten?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete ich und warf Macht auf ihn, ungefähr wie man einen Ball wirft, traf damit seine Aura, seinen Schild, und der Ball blieb hängen wie eine Klette an Stoff und verschmolz mit der Aura und verwandelte die schützende Hülle in etwas Schmales, Scharfes. Ich stellte mir vor, wie es ihm den Bauch aufschnitt, und sein Hemd teilte sich und offenbarte blutende weiße Haut.
    Das war eine größere Verletzung als die vorigen, und er fasste hin, als hätte er Schmerzen oder als wollte er sehen, wie schlimm es war.
    »Wie gefällt dir der?«, fragte ich. »Ist der groß genug?«
    Er fauchte mich an und bleckte dabei seine Reißzähne, die viel zu groß für seinen Mund erschienen.
    Es war genau das passiert, was ich passieren lassen wollte. Dank Jean-Claudes jahrhundertelanger frustrierender Studien hatte ich eine neue Waffe. Eben noch hatte ich Angst gehabt, jemand anderen zu treffen. Denn der brauchte nur geringe mediale Kräfte zu besitzen und ich hätte ihn stärker verletzt als Primo. Aber jetzt hatte ich den Bogen raus, das spürte ich.
    Mit einer schnellenden Handbewegung zielte ich auf seinen Arm, mit dem er den Mann festhielt, und erzeugte eine Wunde vom Ellbogen bis zum Handgelenk. Das Blut quoll hervor. Es wäre aus der offenen Arterie gespritzt, wenn sein Herz kräftiger geschlagen hätte, doch dafür reichte sein Blutdruck nicht. Nicht mehr.
    »Willst du den Mann retten?« Er hob ihn am Kragen in die Höhe. »Er ist tot, nur noch Tierfutter.«
    »Sein Herz schlägt noch«, widersprach Jean-Claude.
    Doch es blieben nur noch ein paar Augenblicke, dann käme die Mund-zu-Mund-Beatmung zu spät und das Gehirn würde geschädigt. Ich hob beide Hände und fügte Primo neue Schnittwunden zu. Ich wollte ihn aufschneiden bis auf den Knochen, drang aber nicht durch die tieferen Gewebeschichten. Seine Sehnen blieben intakt, sodass Primo sein Opfer weiter festhalten konnte, bis es endgültig tot wäre. Sturer Scheißkerl.
    »Wenn du den Mann nicht sofort loslässt, werde ich das als direkten Angriff auf meine Autorität betrachten.«
    »Betrachte das, wie du willst, ich werde nicht den Sündenbock für die da machen«, er zeigte nicht auf mich, sondern auf die bewusstlosen Männer und auf Buzz, der in der Nähe stand, aber Abstand hielt. Primo wusste, dass er stärker war als wir.
    »Also gut«, sagte Jean-Claude,

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