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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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empfängt, bei der man nicht die Augen vor dem strahlenden Licht schützen muss, so wie man eines Nachts erkennt, dass auch der Mond Schönheit besitzt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Ahnung, von wem du redest, von mir jedenfalls nicht.«
    Er seufzte. »Es ist schwer, dir Komplimente zu machen.«
    »Weißt du, du bist nicht der Erste, der das sagt.«
    Er lächelte. »Das überrascht mich nicht.«
    Graham stieß einen langen Seufzer aus und setzte sich wieder aufrecht hin. Es war, als sähe man Wasser aufwärts fließen. Er hatte diese fließende Geschmeidigkeit, die alle Wertiere habe. Er lehnte den Kopf an die Kopfstütze und sah mich träge an. Seine Augen hatten das dunkle Gelb des Wolfes, das man für hellbraun halten konnte, aber ich kannte den Unterschied. Ich hatte es oft genug gesehen.
    Er lächelte, und selbst das war träge. »Das war toll.«
    »Es war keine Absicht«, sagte ich.
    »Das ist mir egal.«
    Ich guckte ihn böse an.
    »Mich interessiert nur, ob du das noch mal kannst.«
    Ich guckte noch böser.
    Allmählich verlor sich seine Trägheit. »Schau mal, du hast mir die geilste Orgasmuserfahrung meines Lebens verschafft, und jetzt tust du so, als wärst du die Geschädigte. Du bist es, die mich damit überfallen hat.«
    »Nicht mit Absicht.«
    »Das sagtest du schon, und es klingt, als wolltest du dich entschuldigen. Wieso? Wieso meinst du, du müsstest dich entschuldigen?«
    Ich blickte hilfesuchend zu Requiem, obwohl ich nicht viel Hoffnung hatte. Doch er half mir. »Mir scheint, Anita betrachtet das als aufgedrängten sexuellen Kontakt. Als Vergewaltigung, wenn du so willst.«
    »Den Willigen kann man nicht zwingen«, erwiderte Graham und richtete sich höher auf, sodass er besser in den Sitz passte. Seine Augen waren wieder menschlich.
    »Als es passierte, wusste ich aber nicht, dass du es willst.«
    Er nickte. »Gut, aber es war mir recht.« Er sah mich an. »Du scheinst aber überhaupt nicht damit einverstanden zu sein. Was ist jetzt wieder verkehrt?«
    »Was verkehrt ist? Ich hatte gerade einen so starken Flashback, dass es einen Unfall gegeben hätte, wenn ich noch gefahren wäre. Und ich habe den Flashback an dich weitergereicht, aus Versehen. Was werde ich noch alles aus Versehen tun?«
    »Sie und Jean-Claude haben ein neues Stadium der Macht erreicht«, sagte Requiem.
    »Ach so«, sagte Graham, als verstünde er das sofort. »Und du weißt noch nicht, was du mit der neuen Macht alles anstellen kannst.«
    »Genau.«
    Er nickte. »Ja, das kann beängstigend sein. Tut mir leid, ich wusste nicht, dass es das erste Mal war, dass du so was tust. Ich fand es klasse, du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen.«
    »Aber was, wenn es beim nächsten Mal einen Klienten erwischt?«
    »Es gab Vorboten«, sagte Requiem, »sonst wärst du nicht an den Straßenrand gefahren.«
    »Ich glaube, das hatte nichts mit der neuen Macht zu tun.«
    »Warum hatten wir dann dreimal fast einen Auffahrunfall?«, fragte Graham.
    Ich machte den Mund auf, wusste aber nicht, was ich sagen sollte. »Ich glaube, ich habe heute Abend meine letzten Grenzen überschritten.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Graham.
    »Ich habe gegen persönliche Grundsätze verstoßen.«
    »Und Dinge getan, die du niemals tun wolltest«, schloss Requiem leise.
    Ich drehte mich überrascht um. »Klingt, als würdest du das kennen.«
    »Man sieht sich gern auf eine bestimmte Weise, und wenn etwas vorfällt und man dieses Bild korrigieren muss, trauert man um sein altes Ich. Um die Person, die man zu sein glaubte.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin noch immer dieselbe, verdammt.«
    Er zuckte elegant die Achseln und erinnerte mich an Jean-Claude. »Wie es Euch beliebt, Mylady.«
    Ich drehte mich nach vorn und legte die Stirn ans Lenkrad. Ich wollte nur noch, dass dieser Abend vorbeiging. Ich wollte niemandem mehr etwas erklären müssen, schon gar nicht einem der Männer, mit denen ich zufällig Sex gehabt hatte. Das Problem war, ich war mir nicht sicher, ob ich glaubte, was ich gerade gesagt hatte. Es war nicht nur der Sex mit Byron und Requiem, sondern heute Abend hatte ich Jean-Claude so weit in meinen Kopf gelassen, wie es weiter gar nicht mehr ging. Zum ersten Mal hatten wir angetippt, was zwischen uns möglich wäre, wenn ich mich nur nicht länger sperren würde. Bis zu diesem Abend hatte ich nicht begriffen, wie sehr ich uns eingeschränkt hatte. Auf meine Art genau wie Richard. Ich hatte geglaubt, Jean-Claudes Diener

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