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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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nicht, wie Requiem das empfand, jedenfalls machte er keinen Versuch, wegzurücken, sondern blieb an meinen Rücken gedrückt. Er hielt es aus und gab keinen Laut von sich. Braver Vampir.
    Kalte Finger stießen gegen meine Hände und schlangen sich um die Wärme. Edwin Alonzo Herman packte meine Hände wie ein Schwimmer, der schon die Hoffnung aufgegeben hatte und plötzlich ein Seil ertastet. Die Erde drückte ihn nach oben ins Freie, sodass ich aufstehen musste. Requiem hielt mich fest, sonst hätte mich der wogende Boden umgeworfen. Ich zog den toten Mann aus seinem Grab, bis er aufrecht vor mir stand und die Erdklumpen von einem makellosen schwarzen Anzug abfielen, der wie frisch gebügelt aussah. Er hatte eine Glatze und einen Haarkranz, der bis auf den Kragen reichte, dazu üppige Koteletten, die bis an den Schnurrbart gingen. Er war korpulent, beinahe fett, was zu seiner Zeit unter den Reichen üblich gewesen war. Als Edwin Alonzo starb, waren nur die armen Leute dünn.
    Richard stand noch am Rand des Baches. Die Luft über dem gluckernden Wasser war kälter, und sein Herz klopfte schon langsamer, und ein leichter Schweißfilm kühlte die Haut. Das Geschehen auf dem Grab löste bei ihm keine Angst aus. Er stand breitbeinig an dem Bach und stabilisierte mich mit seinem Herzschlag und dem satten Wolfsgeruch in der Herbstluft.
    Ich blickte meinen Zombie an und fand sogar selbst, dass ich verdammt gute Arbeit geleistet hatte. Mit einem großen Blutopfer konnte ich einen Zombie aus dem Grab aufsteigen lassen, der nahezu lebendig aussah, aber diesem hier sah man den Zombie fast nicht an. Seine Haut sah glatt und gesund aus. Er hatte ein leichtes Lächeln, und seine Kleidung wirkte wie frisch angezogen. Sogar die Schuhe waren fleckenlos und glänzten von Politur. Seine Hände waren kalt, fühlten sich aber nicht tot an. Er atmete nicht und erschien trotzdem mehr lebendig als tot. Das war beunruhigend. Mir war klar, dass heute Nacht sehr viel Macht am Werk war, und ich hatte sie komplett in dieses eine Grab schicken müssen, darum war es wohl in Ordnung, dass der Tote so gut aussah. Doch einen Moment lang, als ich das plumpe, lächelnde Gesicht sah, hatte ich Angst. Angst, dass ich mehr getan hatte, als die Honorarvereinbarung verlangte. Dann jedoch blickte ich in seine Augen und seufzte erleichtert. Sie waren rund, voll, perfekt, sahen grau aus und wären bei Tag wahrscheinlich blau gewesen. In diesen Augen war niemand. Sie waren leer und warteten. Ich wusste, worauf sie warteten.
    Ich ließ den Zombie mit der linken Hand los, und er griff nicht zu, sondern öffnete einfach die Finger. Ich streckte die Hand auf Schulterhöhe nach hinten zu Requiem. »Mach den Verband ab.«
    Requiem behielt eine Hand auf meiner Schulter, mit der anderen löste er das Pflaster.
    »Zieh es weg.«
    Er riss den Verband weg. Ich zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Was hast du vor?«, rief Richard in meinem Kopf.
    »Er braucht Blut, sonst kann er nicht sprechen. Ich habe kein Tier geopfert und deshalb kein Blut außer meinem.«
    Er sagte nichts, aber ich fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte.
    Ich bot dem Toten mein Handgelenk dar. In den hellen Augen regte sich etwas. Das kannte ich schon von anderen gut erhaltenen Zombies. Es sah aus, als huschte etwas hinter den Augen vorbei und hielte kurz inne, als harrten dort dunklere Wesen auf eine Gelegenheit, den Körper in Besitz zu nehmen, die nicht ganz böse, aber doch ungut waren. Das bärtige Gesicht wandte sich meinem Handgelenk zu, schnupperte, und als es das Blut roch, verschwand das Huschende aus den Augen, verdrängt von der Verheißung auf das, was alle Toten schätzen: ein Stück der Lebenden.
    Der Tote ergriff meinen Arm mit beiden Händen und drückte den Mund wie zum Kuss auf mein Handgelenk, nur dass die Berührung der Wunde wehtat und ich nach Luft schnappte. Aber ich wusste, was kommt, denn ich ließ nicht zum ersten Mal einen Zombie an mir saugen. Ich hatte es nicht oft tun müssen, aber oft genug. Der Mund schloss sich um die Wunde, er war groß genug dafür. Die Zähne passten um die zerrissenen Wundränder und drückten sich in die Haut. Ich stieß einen kleinen Laut aus, weil ich nicht anders konnte. Normalerweise fühlte sich das nicht so real an. Sonst spürte ich nur die Kälte der Haut. Aber diesmal war das der einzig spürbare Unterschied zwischen Zombie und Mensch. Er war mir wirklich gut gelungen, fühlte sich vollkommen fest und kompakt an.
    Richard sprang über

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