Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
er plötzlich zu einer Kategorie, für die ich nicht mal einen Namen habe.«
»Er ist dein Pomme de sang wie ich Jean-Claudes Pomme de sang bin.«
»Du schläfst aber nicht mit Jean-Claude, und keiner regt sich darüber auf.«
»Nein, weil er mir Frauen zugesteht. Ich habe jemanden fürs Bett, wenn ich es möchte.«
»Ich habe Nathaniel auch dazu ermutigt. Ich möchte, dass er eine Freundin hat.«
»Und wegen deiner nicht sehr geschickten Ermutigung, nach anderen Frauen zu gucken, hat er sich an mich gewandt.«
»Was heißt das?«
»Er will keine anderen Frauen. Er will mit dir und Micah und den Vampiren zusammen sein. Er will keine andere Frau in seinem Leben.«
»Ich bin nicht die Frau in seinem Leben.«
»Doch, das bist du. Du willst es nur nicht sein.«
Ich lehnte mich an einen Baum. »Ach, Jason, was soll ich nur machen?«
»Endlich konsequent sein und mit Nathaniel schlafen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das will ich nicht.«
»Ach Quatsch. Ich sehe doch, wie du auf ihn reagierst.«
»Lust ist nicht genug, Jason. Ich liebe ihn nicht.«
»Auch das bestreite ich.«
»Ich liebe ihn nicht so, wie ich es für nötig halte.«
»Nötig? Für was, Anita? Für dein Gewissen? Für dein Verständnis von Moral? Gib ihm doch einfach, was er braucht, Anita. Du brauchst dich ja nicht zu verbiegen, nur ein bisschen anpassen. Mehr verlange ich gar nicht.«
»Du hast gesagt, die Sache auf der Tanzfläche sei deine Schuld. Das hast du noch gar nicht erklärt.«
»Ich habe zu Nathaniel gesagt, dass du keine passiven Männer magst. Sie müssen ein bisschen dominant sein, ein bisschen aufdringlich. Nur so sehr, dass du nicht zu sagen brauchst: Ja, ich will Sex. Du brauchst jemanden, der dir ein bisschen die Verantwortung dafür abnimmt.«
Ich blickte forschend in dieses junge Gesicht. »Mehr ist es bei mir nicht, Jason? Mir braucht nur jemand die Verantwortung abzunehmen, und schon springe ich mit ihm ins Bett?«
Er verzog das Gesicht. »Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber was ziemlich Ähnliches.«
»Werde wütend, wenn du willst, aber das habe ich nicht gesagt und auch nicht gemeint. Und lass es vor allem nicht an Nathaniel aus, okay?«
»Meine Eltern haben mir beigebracht, dass Sex Bindung bedeutet. Das ist noch immer meine Überzeugung.«
»An mich fühlst du dich auch nicht gebunden.« Er stellte das nüchtern fest, als wäre es nichts Persönliches.
»Nein, wir sind Freunde, und ich war quasi ein Freund in Not. Aber du bist erwachsen und begreifst, was es war. Ich bin mir nicht sicher, ob Nathaniel erwachsen genug ist, um es zu verstehen. Er kann ja nicht mal nein zu einer Frau sagen, die er fast gar nicht kennt.«
»Während ich mich mit ihm unterhalten habe, hat er mindestens drei Aufforderungen zum Tanz abgelehnt, und ich weiß genau, dass er eine Verabredung mit der schönen Jessica ausgeschlagen hat.«
»Tatsächlich?«
Jason nickte. »Jep.«
»Das hätte ich nicht gedacht.«
»Er arbeitet dran.«
»Arbeitet dran?«
»Er sagt zu dir auch manchmal nein, stimmt’s?«
Ich dachte darüber nach. »Manchmal will er mir nicht erzählen, worüber sich andere unterhalten haben, oder Ähnliches. Er sagt, ich rege mich nur auf und soll denjenigen selber fragen.«
»Du hast ihn gebeten, nein, du hast von ihm verlangt, mehr Verantwortung für sich zu übernehmen. Du hast ihn gezwungen, den Führerschein zu machen. Du hast ihn gezwungen, sich weniger abhängig zu machen, richtig?«
»Ja.«
»Aber du hast dir nicht überlegt, was das sonst noch mit sich bringt.«
»Wie meinst du das?«
»Er soll unabhängig sein, für sich selbst denken, entscheiden, was er vom Leben will, richtig?«
»Ja, ich habe mich fast wörtlich so ausgedrückt. Ich wollte, dass er entscheidet, was er mit seinem Leben anfangen will. Ich meine, er ist erst zwanzig, um Himmels willen.«
»Und nun hat er entschieden, dass er mit dir zusammen sein will«, sagte Jason, und sein Ton wurde sanfter.
»Das ist keine Lebensentscheidung. Ich meinte eine Berufswahl. Er könnte vielleicht aufs College gehen.«
»Er hat einen Beruf, Anita, und er verdient als Stripper mehr Geld als andere mit einem Collegeabschluss.«
»Er kann nicht ewig strippen.«
»Und auch die meisten Ehen halten nicht ewig.«
Ich habe wohl die Augen aufgerissen, denn er schloss hastig den nächsten Satz an. »Ich meine ja nur, dass du alles behandelst, als wäre es eine Entscheidung für die Ewigkeit. Als könnte man später keine neue Entscheidung treffen.
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